... Käse schneiden. Und immer wieder putzen, aufräumen, dekorieren.
Bild: Yannick Andrea
«Es war eine riesige Arbeit, aber es hat sich gelohnt», sagt Salome Wieland.
Bild: Yannick Andrea
Der ganze Hof strotzt nur so vor originellen Schildern und effektiv in Szene gesetzten alten Fensterläden, Holztüren und Landwirtschaftsgeräten.
Bild: Yannick Andrea
Hochzeit. Der schönste Tag des Lebens. Ein Fest in einer besonderen Umgebung wird für viele Paare immer wichtiger. Familie Wieland im Emmental hat sich darauf eingestellt und bewirtet die Gäste auf ihrem Bauernhof.
Weisse Kirchenbänke auf der grünen Wiese, wunderbare Aussicht ins Mittelland und auf den Jura, üppiger Blumenschmuck, 150 Gäste im Sonntagsstaat. Vorne steht neben dem Pfarrer etwas nervös der Bräutigam.
Es ist zu bezweifeln, dass er im Moment viel mitbekommt von der traumhaften Umgebung und der liebevollen Dekoration. Er wartet nur darauf, dass die Braut auftaucht. Da, endlich kommt sie, ganz in Weiss. Die Musik setzt ein, und sie schreitet am Arm ihres Vaters langsam durch die Bänke. Wie in einem Hollywoodfilm.
Für das Brautpaar beginnt jetzt der Höhepunkt seiner Hochzeitsfeier. Für Salome und Thom Wieland sowie die vielen Helferinnen und Helfer gibt es nochmals eine kurze Verschnaufpause, bevor nach der Trauung dann der Endspurt beginnt.
Putzen, aufräumen, dekorieren
Schon seit einer Woche laufen auf dem Bauernhof oberhalb von Röthenbach im Emmental die Vorbereitungen für den grossen Tag: Bänke und Tische umstellen, Getränke in den Kühlwagen räumen, Blumen pflücken, Brot backen, Fleischplatten legen, Käse schneiden. Und immer wieder putzen, aufräumen, dekorieren.
Das heutige Fest ist auch für Wielands eine Premiere. Hochzeiten hatten sie zwar schon viele, aber für eine Trauung ganz unter freiem Himmel war das Wetter bisher nie stabil genug, und zumindest ein Teil des Festes fand immer auf der grossen Heubühne statt.
«Es war eine riesige Arbeit, all die Bänke, Kissen, Blumenkübel und das ganze Dekomaterial auf die Wiese hinauszuschleppen, aber es hat sich gelohnt», sagt Salome Wieland. «Es sieht wirklich super aus.» Sie dekoriert jede Hochzeit, jedes Familienfest wieder anders. «Es wäre zwar viel einfacher, wenn wir immer alles gleich machen würden, aber mir wäre das bald zu langweilig.»
Salome Wieland hat über die Jahre eine eindrückliche Sammlung an Dekorationsmaterial zusammengetragen, und sie ist ständig auf der Suche nach neuen Ideen. «Abends vor dem Einschlafen scrolle ich auf dem Handy immer noch kurz durchs Internet und lasse mich inspirieren.»
Das Dekorieren und Einrichten liegt Salome Wieland im Blut. Das merkt man nicht nur, wenn eine Hochzeit ansteht. Der ganze Hof strotzt nur so vor originellen Schildern und effektiv in Szene gesetzten alten Fensterläden, Holztüren und Landwirtschaftsgeräten. Alles ist immer tipptopp sauber, und was herumsteht, tut dies aus gutem Grund. Das macht den Alltag auf dem Milchwirtschaftsbetrieb etwas aufwendiger, aber die Wieland sind sich einig: «So fühlen sich die Gäste wohl hier.»
«Privatsphäre haben wir fast keine»
Salome, Thom und ihre kleine Tochter Lilou sind nie alleine. Nebst den Veranstaltungen beinhaltet das agrotouristische Angebot ein Bed & Breakfast und einen Hofladen, in dem Wielands Selbstgemachtes von Trockenwürsten über Tees und Honig bis hin zu Urdinkelpasta verkaufen.
Als drittes Standbein bieten sie drei Plätze für betreutes Wohnen an sowie acht Plätze für externe Tagesstruktur. Drei Männer mit leichter Beeinträchtigung leben seit Jahren mit Wielands zusammen und helfen nach ihren Möglichkeiten mit. «Privatsphäre haben wir fast keine», sagt Thom Wieland. Das sei ihnen aber von Anfang an klar gewesen und sie hätten sich daran gewöhnt.
Genauso wie daran, in hektischen Situationen ruhig, entspannt und vor allem offen und herzlich zu bleiben. Schliesslich ist das für die gute Stimmung an einer Hochzeit mindestens so wichtig wie eine liebevolle Dekoration.
Dieser Text erschien zuerst im «Echo», der Zeitschrift der Schweizer Berghilfe.