Spätes Glück Herbstzeitlose sind schön – und trotz ihres Gifts wichtig

dpa/tjb

25.10.2020

Herbstzeitlose erfüllen den Garten im Herbst nochmals mit neuer Farbe. Doch die Blumen sind nicht nur hübsch anzusehen – sie sind auch lebenswichtig für ihre Umwelt.

Auf den ersten Blick scheinen die fliederfarbenen Blütenkelche der Herbstzeitlosen wie eine Verirrung der Natur. Von weitem betrachtet, könnte man meinen, der Frühling hat begonnen. Sind das Krokusse? Doch die Blütezeit im September und jetzt im Oktober spricht eindeutig dagegen.

«Die späte Blütezeit zeichnet die Herbstzeitlose im Garten aus», sagt die Staudengärtnerin Svenja Schwedtke. Diese Blüten sind wichtige Nektar- und Pollenlieferanten – in einer Jahreszeit, in der oft nicht mehr so viel blüht.

130 verschiedene Arten sind bekannt

Nach Angabe von Martin Nickol, Kustos des Botanischen Gartens im deutschen Kiel, sind gut 130 verschiedene Arten der Herbstzeitlose verbreitet. «Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Europa bis Asien.» Die Herbstzeitlose, botanische Colchicum autumnale, zählt zu den heimischen Arten. In lichten Auenwäldern und auf frischen bis feuchten Wiesen trifft man die Schönheit auch verwildert an.

Für die heimischen Wildarten und ihre Sorten empfiehlt Schwedtke einen humosen, eher frischen Boden. «Man kann Herbstzeitlose auch auf feuchten Wiesen verwildern», sagt die Staudengärtnerin. In Hinblick auf die Lichtsituation lieben alle Herbstzeitlosen die volle Sonne.

Herbstzeitlose passen farblich besonders gut zu Stauden, die im Herbst besonders auffällig verfärben. Als Partner empfiehlt Nickol Funkien, die im Herbst eine goldgelbe Farbe annehmen.

Schwedtke nennt zudem den Sibirischen Storchschnabel, Geranium wlassovianium. «Es sieht besser aus, wenn die Herbstzeitlosen aus einer Gruppe anderer Stauden herausgucken, sonst stehen sie so nackt da», beschreibt die Staudengärtnerin eine optimale Verwendung.

Ameisen ernähren sich von den Nährstoffen

In diesem Zusammenhang ergänzt sie, dass die Herbstzeitlosen auch «Nackte Jungfern» genannt werden, weil sie ohne Laub blühen. «Sie bleiben aber auch bei Regenwetter besser stehen, wenn sie sich in andere Pflanzen einkuscheln können», rät Schwedtke.

Besonders interessant ist laut Nickol der Lebenszyklus der Herbstzeitlosen: Die ausdauernden Pflanzen bilden aus einer im Boden liegenden Sprossknolle ihre Blüte, die aus sechs Blütenhüllblättern besteht. Sie sind zu einer langen Röhre verwachsen.

«Erst im nächsten Frühjahr erscheint mit den leicht eingedrehten Blättern die unreife Kapselfrucht über der Erde», sagt Nickol. Während die ursprüngliche Knolle über den Winter abgebaut wird, bildet sich darüber eine neue. Die Seitensprosse entwickeln gleichzeitig eigenständige Knollen. Wenn sich die reifen Kapseln öffnen, erscheinen braune Samen mit einem weissen Anhängsel. Es ist mit Nährstoffen gefüllt.

Die Inhaltsstoffe des Anhängsels sind bei Ameisen begehrt. Sie bringen die Samen in ihren Bau, ernähren sich von dem Anhängsel und räumen später die intakten Samen aus dem Bau heraus. So kommt es zur Verbreitung der Herbstzeitlosen in der Natur.

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