Am Sonntag bestreitet die Schweiz in St.Gallen (20.15 Uhr) das erste von zwei EM-Testspielen. Der Gegner USA soll dabei in gewisser Weise die Blaupause des ersten EM-Gegners Wales sein.
Vor einer Endrunde wählt die Schweiz ihre Gegner und die Spieltermine mit Bedacht. Unter Vladimir Petkovic hat sich sogar richtiggehend ein Muster herausgebildet. Das erste Spiel wird zwei Wochen vor dem Turnierstart angesetzt, das zweite vier oder fünf Tage später. Im ersten Test spielt die Schweiz gegen den stärkeren der beiden Gegner, das zweite Spiel soll gegen einen Aussenseiter die Chancen erhöhen, das Vorbereitungscamp in der Schweiz mit einem positiven Resultat und Gefühl abzuschliessen.
2016 hiessen die Gegner vor der EM in Frankreich Belgien und Moldawien, vor drei Jahren vor der WM in Russland waren es Spanien und Japan. Nun testet die Schweiz am Sonntag gegen die USA und am kommenden Donnerstag wiederum in St.Gallen gegen Liechtenstein. War Belgien ein Test für das EM-Spiel gegen Frankreich, war Spanien ein Probelauf für den WM-Startgegner Brasilien.
Siebatcheu, Reyna, Weah
Nun sollen die Amerikaner der ideale Sparringpartner sein im Hinblick auf das erste EM-Spiel gegen Wales. Man könne die USA durchaus mit Wales vergleichen, stimmte Petkovic zu. «Sie sind eine kompakte Mannschaft, sie schalten schnell um und operieren mit Bällen in die Tiefe.» Ein Testspiel vom letzten November zwischen Walisern und Amerikanern liess durchaus Parallelen erahnen. Die Partie endete nämlich unentschieden.
Über schnelle Offensivkräfte wie Wales mit Gareth Bale oder Daniel James verfügen die USA ebenfalls. Zum Team gehören etwa Tim Weah, der Sohn des einstigen Weltfussballers George Weah. Oder der YB-Stürmer Jordan Siebatcheu und erstmals Matthew Hoppe von Bundesliga-Absteiger Schalke. Und natürlich Giovanni Reyna, der Mann von Borussia Dortmund mit einem Marktwert von über 40 Millionen Euro. Petkovic kommt also zum Schluss: «Wir müssen bereit sein.»
Die USA bereiten sich ebenfalls auf ein Turnier vor. Sie bestreiten nächste Woche in Denver das Final Four der CONCACAF Nations League, in dem sie im Halbfinal auf Honduras treffen. Um sich an die Höhe von Colorado anzugewöhnen, absolviert der US-Tross derzeit ein Camp in Crans-Montana. Nicht dabei sind Torhüter Zack Steffen und Stürmer Christian Pulisic; sie stehen am Samstag mit Manchester City beziehungsweise Chelsea im Final der Champions League.
Noch ist die Gruppe heterogen
Dennoch: Trotz Wales und trotz der USA geht es den Schweizern in dieser Phase der Vorbereitung in erster Linie um sie selber. Petkovic muss Puzzleteile zusammenfügen. Zwar hat er die Mannschaft für das EM-Startspiel wohl zu 90 Prozent im Kopf, doch sind nicht alle Spieler auf dem gleichen Stand. So haben etwa Ricardo Rodriguez, Steven Zuber oder Xherdan Shaqiri in den letzten Wochen Einsätze im Klub nur mit dem Tropfenzähler bekommen. Andere wie Nico Elvedi oder Remo Freuler haben in den letzten drei Monaten in zwei oder drei Wettbewerben fast im Dreitage-Rhythmus gespielt. Fabian Schär wiederum war wochenlang verletzt und kam seit seinem Comeback bei Newcastle nur 35 Minuten zum Einsatz. Captain Granit Xhaka war zuletzt angeschlagen und hat bei Arsenal mehrmals auf einer ungewohnten Position gespielt.
Petkovic wird die Testspiele nutzen, um die arrivierten Stammspieler mit der richtigen Dosierung auf Kurs zu bringen, aber auch um die Jüngeren im Spiel zu beobachten. «Ich hoffe, dass der eine oder andere mich ein wenig schütteln kann», so Petkovic.