Barrage Rettet sich Sion im letzten Moment? Oder schafft Thun den Wiederaufstieg?

sda

27.5.2021 - 07:15

Gemeinsam doch noch zum Klassenerhalt? Die Spieler des FC Sion stecken die Köpfe zusammen und suchen nach der goldenen Taktik gegen den FC Thun
Gemeinsam doch noch zum Klassenerhalt? Die Spieler des FC Sion stecken die Köpfe zusammen und suchen nach der goldenen Taktik gegen den FC Thun
Keystone

Trotz verhindertem Direktabstieg befindet sich Sion weiter auf der Intensivstation. Mit einem Sieg im Barrage-Hinspiel in Thun würden die Walliser zumindest in die Regelpflege verlegt.

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Es sind martialische Worte, die die Verantwortlichen des FC Sion mit der Challenge League verbinden. Im Zusammenhang mit der zweithöchsten Fussballliga der Schweiz spricht man im Wallis von «Hölle», von «Intensivstation» und davon, dass der Klub zuletzt «klinisch tot» gewesen sei. Das Horrorszenario, der direkte Abstieg, verhinderte Sion am letzten Spieltag noch in extremis – dank einem 4:0-Erfolg über den FC Basel, den Zweiten der Super-League-Meisterschaft.

Nur könnte der zweite Sieg gegen den FCB aus den letzten 24 Begegnungen umgehend zum Muster ohne Wert verkommen, wenn auf den Walliser Coup nicht mindestens eine weitere Topleistung folgt. Entsprechend verhalten wurde der seltene Erfolg über Basel am Freitag von den Spielern und Trainer Marco Walker gefeiert. «Bereits in der Garderobe waren alle Köpfe auf die beiden Barrage-Spiele gegen Thun gerichtet», berichtete der Trainer. Was auch sonst?



Der Befreiungsschlag gegen Basel ist trügerisch, der Gast fand im letzten Saisonspiel nie auf Betriebstemperatur. Mit Sicherheit gilt es aus diesem Duell nur zu konstatieren: In faktisch unbedeutenden Spielen steht auch bei den FCB-Spielern die eigene Gesundheit über einem allfälligen Erfolgserlebnis. Am Donnerstag in Thun wird es derweil anders sein. Die Berner Oberländer werden im Barrage-Hinspiel die Zweikämpfe mindestens ebenso konsequent angehen wie die Sittener. Weil die Partie in der Stockhorn-Arena schon den Ausschlag geben könnte.

Und alleine auf die makellose Barrage-Bilanz – je einmal setzte sich Sion als Unterklassiger (2006 gegen Xamax) und Oberklassiger (2012 gegen Aarau) in den Entscheidungsspielen durch – wird sich im Wallis ohnehin niemand verlassen wollen. Auch wenn die Unterschiede zwischen Sion und Thun gross sein mögen, haben gerade die Barrage-Duelle der letzten beiden Saisons aufgezeigt, wie schnell die Tendenz umschlagen kann.

Der FC Thun stieg in der Vorsaison nach ansprechendem Saison-Schlussspurt in der Super League als Favorit in die Barrage gegen Vaduz, wo er Nerven zeigte und abstieg. 2019 schrieb Neuchâtel Xamax gar Geschichte, als es eine 0:4-Heimniederlage aus dem Hinspiel in Aarau kompensierte und die Klasse hielt. Der damalige Neuenburger Trainer Stéphane Henchoz bewegte sich daraufhin im Sprachduktus wie er derzeit in Sitten vorherrscht, als er von «elf Kriegern» berichtete, «die bereit waren zu sterben».

Modus schafft Fragen

Unsicherheit dürfte im Berner Oberland und im Wallis nicht nur bezüglich der Ligazugehörigkeit in der kommenden Saison herrschen. Beide Teams können sich in dieser – aufgrund der Coronavirus-Pandemie – speziellen Saison noch nicht einmal darauf verlassen, dass sie ein mögliches Handicap aus dem Hinspiel noch korrigieren können. Falls Corona ein Rückspiel verhindert, setzt sich der Sieger aus dem Hinspiel durch.

Im kuriosen Fall eines Unentschiedens in Thun wird nach Spielschluss ein Penaltyschiessen veranstaltet. Kommt es zum Rückspiel in Sitten, bleibt dessen Ausgang bedeutungslos. Falls nicht, entscheidet sich das Schicksal der Klubs an diesem Mini-Wettkampf. Sogar der Weg aus der Hölle wird heuer von Corona diktiert.