Auftritt in der «Daily Show» Will Smith reitet sich selbst noch tiefer rein

Von Fabian Tschamper

30.11.2022

Der Schauspieler tritt nach dem Ohrfeigen-Eklat wieder in Talkshows auf. Das Ziel ist Werbung für seinen neusten Film, doch der Fokus liegt natürlich woanders. Will Smith redet sich bei Trevor Noah um Kopf und Kragen.

Von Fabian Tschamper

Will Smith tut es leid, was passiert ist. Er kehrt nun an die Öffentlichkeit zurück. Im Rahmen des Sklaven-Dramas «Emancipation» versucht er, die PR-Maschinerie anzukurbeln. Doch niemand interessiert sich wirklich für den Apple-TV-Film.

Der Elefant im Raum ist natürlich der Moment an den Oscars 2022, als Smith dem Comedian Chris Rock eine knallt, wegen eines Witzes über Jada Pinkett Smiths Haarausfall.

Ohrfeigen-Einschätzung: Hat Will Smith seinen Oscar noch verdient?

Ohrfeigen-Einschätzung: Hat Will Smith seinen Oscar noch verdient?

An den Oscars 2022 gab vor allem ein Moment zu reden: Will Smith ohrfeigte Chris Rock nach einem Spruch über Ehefrau Jada Pinkett-Smith. Was den Moment so absurd machte und was an den Awards sonst noch passierte, siehst du im Video.

28.03.2022

Im Interview in der «Daily Show» mit Trevor Noah spricht ihn der Host nun direkt darauf an. «Es gibt viele Nuancen und Komplexitäten, die dahinterstecken», beginnt Smith und fügt an: «Doch am Ende des Tages muss ich gestehen, dass ich die Fassung verloren habe. Und was ich noch sagen möchte: Du weisst nie, was jemand gerade durchmacht.»

Smith redet sich um Kopf und Kragen. Schiebt jedem Satz ein «you know» hinterher, als würde er um Bestätigung schreien. Wischt sich unsichtbare Tränen aus dem Gesicht.

Die Tat ist halt auf Video

Ich war ein riesiger Fan von Will Smith. Einer der grössten Filmstars aller Zeiten, der – zumindest gegen aussen – ein perfektes Image hatte, keine Skandale in einer jahrzehntelangen Karriere. Und dann haut er Chris Rock nach einem mittelmässigen Witz eine runter – vor laufenden Kameras und Millionen Zuschauern.

Und irgendwie wird er von der Industrie und den Fans behandelt, als hätte er viel Schlimmeres verbrochen. Doch nur weil wir die Tat in High Definition auf YouTube anschauen können. Sogar Kevin Spacey arbeitet inzwischen wieder.

Und das ist nur ein kleiner Ausschnitt. Wie viele Namen ich hier auflisten könnte, die noch immer verehrt werden, obwohl sie Verbrecher sind, die bis zu ihrem Tod vergöttert wurden, obwohl sie scheussliche Menschen waren.

Will Smith wird geächtet, weil wir seine Tat auf Video haben.

Zur falschen Zeit, für die falsche Sache

Und ich will Smith hier nicht verteidigen. Das kann ich nicht. Denn er macht es nur schlimmer. Während des ganzes Ohrfeigen-Segments in der «Daily Show» sagt er nicht einmal, dass es ihm leidtut. Entschuldigt er sich nicht bei Chris Rock, sagt, dass er einen Fehler gemacht hat, eventuell ein bisschen betrunken war und aus dem Affekt heraus gehandelt hat.

Um fair zu sein: Er hat sich in einem gestellten Instagram-Video während etwa 20 Sekunden beim Comedian entschuldigt. Mehr Zeit hat er dafür aufgewendet, sich beim Bruder von Chris Rock zu entschuldigen, weil «die Beziehung zu ihm nun strapaziert ist». Das ist nicht die feine Art.

Es wäre so einfach, seinen Ruf und seine Karriere wiederzubeleben. Doch er scheint den Boden unter den Füssen komplett verloren zu haben. Trevor Noah bringt es auf den Punkt: «Ich habe deine Biografie gelesen und da stand, dass du dich vor Konflikt immer gefürchtet hast. Und nun scheint es so, als hättest du dich zur falschen Zeit, für die falsche Sache stark gemacht.»

Will Smith tut es leid, was passiert ist. Es tut ihm leid, dass seine Karriere und sein Ruf im Eimer sind. Mehr nicht.