Neue Schweizer Trödelshow Fritsche wollte es sogar zum halben Preis machen

von Nathalie Röllin

21.9.2018

Marco Fritsche bekommt seine eigene Trödelshow im Fernsehen – endlich, würde er wohl sagen. Warum? Das erzählt der Moderator «Bluewin» zwischen Zimmerpflanzen und Lampenschirmen.

«So habe ich mir das aber nicht vorgestellt», denke ich mir, als ich ins Zürcher Brockenhaus laufe und mich umschaue. Das ist alles so … so schön und ordentlich! Erinnerungen, wie ich als Kind mit meiner Grossmutter durch halbdunkle Räume laufe, die diesen typischen Brocki-Geruch ausstrahlen, geistern durch meinen Kopf – ganz anders als hier. Ich treffe mich mit Moderator Marco Fritsche und Ueli Müller, Chef des «Zürcher Brockenhaus». Die beiden stehen zurzeit zusammen für die neue Trödelshow «Schatz oder Plunder? – Fundstücke vom Land» auf 3+ vor der Kamera.

Trödelshow mit dem gewissen Dreh

Im zweiten Stock in der Sirupbar sitzen wir uns auf bequemen Sesseln gegenüber. Marco Fritsche erzählt mir, dass er schon Jahre darauf gewartet habe, eine eigene Trödelshow zu bekommen. «Ich habe mich beim Sender schon lange als Fan dieser Formate geoutet», sagt der Appenzeller. Doch die Verantwortlichen hätten immer abgelehnt – sogar dann noch, als er anbot, es auch «zum halben Preis» zu machen, meint er schmunzelnd.

Doch nun endlich hat es geklappt – der langehegte Wunsch des 42-Jährigen hat sich erfüllt. Und dann erst noch mit einer speziellen Überraschung: Landwirte aus der beliebten Sendung «Bauer, ledig, sucht…» – ebenfalls moderiert von Fritsche – werden probieren, ihre Trouvaillen an die Händler zu bringen. Das mache ja auch Sinn, sagt der TV-Mann. «Ich werde im Ausgang so oft auf meine Sendung angesprochen, warum also nicht ein Spin-off machen?» Bestenfalls könne man so gleich möglichst viel Publikum der Kuppelshow mitnehmen. Denn neben der Schatzsuche auf den Bauernhöfen werde natürlich auch über den Beziehungsstatus der Bauern geplaudert.

«Ich war noch nie so voller Staub und Spinnweben»

Die Sendung soll laut Angaben von 3+ bereits diesen Herbst starten. Als ich Marco Fritsche und Ueli Müller im Brocki treffe, haben sie bereits zwei Drehtage hinter sich, in denen sie in die sogenannten «Puffrüümli» der Bauern abgetaucht sind. «Ich fand das total spannend, und es hat mir wirklich Freude gemacht», erzählt Fritsche. «Ich habe so 'Gramschelizüg' ja noch gern.» Aber: «Ich war noch nie so voller Staub und Spinnweben wie nach diesen beiden Tagen.» Sie hätten sich richtiggehend durchgekämpft, stimmt Müller lachend zu und fragt Fritsche: «Musstest du auch so lange duschen?» – «Es juckte einfach überall», gab dieser zu.

Es sei für sie selbst ein kleines Experiment gewesen: «Wir wussten ja nicht, ob es wirklich einen Schatz unter den Sachen hat – oder ob's nur Plunder ist», so Fritsche. Das sei halt auch immer ein bisschen Risiko. Aber das mache ja auch irgendwie den Reiz aus. Was er besonders toll findet am Format: «Es ist eben nicht 'Schöner Wohnen trifft Sammelstücke', sondern eher so 'Rein in den Dreck' – und man findet dabei vielleicht noch ein Goldstück.» Teilweise habe man ja Absurdes zu Hause, von dem man einfach nicht recht wisse, was es wert sei – oder man sei sich dessen gar nicht bewusst. «Und die Geschmäcker ändern sich ja auch ständig», ergänzt Ueli Müller. Heute seien Sachen gefragt, die vielleicht noch vor zwanzig Jahren völlig out waren – und umgekehrt.

Er sei ja selbst ein «Jäger und Sammler» und müsse fast schon aufpassen, dass es nicht in ein «Messitum» kippe, gesteht mir Marco Fritsche. Denn: «Wenn mir etwas gefällt, bin ich ohne Sinn und Verstand, dann hätte ich es einfach gerne.» Zum Glück sei sein Haus im Appenzell gerade gut so, wie es ist. «Mehr will ich einfach nicht, sonst ist's mir zu voll.»

Parallelen zu «Bares für Rares»?

Auf die Frage, was denn ihre Show beispielsweise vom deutschen «Bares für Rares» unterscheidet, meint Marco Fritsche: «Das Konzept ist natürlich nicht völlig neu, aber wir haben ein sehr begrenztes Auswahlverfahren, weil halt einfach das dort ist, was dort ist – anders als bei Horst Lichter.»

Sein deutsches Pendant mit dem kultigen Schnauzer fände er aber grossartig, erzählt Marco Fritsche. Nacheifern möchte er ihm dennoch nicht. Das sei einfach nicht gut. Darum fände er den Dreh mit den Bauern in seiner neuen Sendung super. «Ich kenne die ja – und da bin ich zu Hause.» Und sowieso – für die Bauern sei es ja auch nicht schlecht, «allfällig altem Zeug ein neues Leben zu geben und vielleicht dabei ein bisschen Kohle abzustauben.» Hoffnungen, darunter das goldene Ei zu finden, hat Müller jedoch keine. «Das ist einfach fast nicht möglich», erklärt der Brocki-Profi.

Welche Schmuckstücke die beiden «Goldgräber» bei den Landwirten schlussendlich ausgraben werden auf ihrer Tour, sehen die Zuschauer schon bald auf 3+. Ich auf jeden Fall habe nach dem spannenden Tête-à-Tête mit Marco Fritsche und Ueli Müller schon einen kleinen Schatz gefunden und laufe glücklich mit einer alten Audiokassette (es ist der Soundtrack aus dem Filmklassiker «Footloose») aus dem Haus – ein bisschen Nostalgie darf ja schliesslich bei einem Besuch im Brocki nicht fehlen.

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