Karriereleiter Fack ju, Göhte, Elyas ist jetzt Anwalt

Fabian Tschamper

18.4.2019

Zum ersten Mal sieht der Zuschauer Elyas M'Barek in einer ernsten Rolle. Früher wie auch heute noch gilt er jedoch als Garant für Komödien. Seine Karriere im Überblick.

Kaum einer hätte Elyas M'Barek eine Rolle wie jene in «Der Fall Collini» zugetraut. Der Schauspieler versucht sich aber dennoch als Darsteller von Anwalt Caspar Leinen. Er hat den vielzitierten steinigen Weg der immer gleichen Rollen hinter sich.

Kurz nach der Jahrtausendwende begann die Elyas-M'Barek-Ära im Kino und Fernsehen. Und wenn man sich an die 2000er-Jahre zurückerinnert, dann schaudert es einem vor den unzähligen Jugendkomödien in den Kinos. Jene Teenie-Filme sind nach wie vor unglaublich schlecht und überspitzt, aber sie funktionierten eben beim Zielpublikum. Auch M'Barek gehört da zu den «Sündern». Sein Kino-Debüt war nämlich «Mädchen, Mädchen» im Jahr 2001. Die Zusammenfassung des Streifens gipfelt in einer Banalität, die sich – Daumen mal Pi – auf rund 90 Prozent der Teenie-Komödien ummünzen lässt.

Ein Frauen-Volleyballteam unterhält sich in der Garderobe über ihre «Orgasmusfähigkeit» und stellt bald danach fest, dass es falsch lag mit dem mysteriösen Orgasmus. Kurz gesagt, es geht um viel Sex, viele Teenager-Krokodilstränen und einen seichten Rat fürs Leben am Ende – eigentlich, wie wenn man die «Bravo» liest.

Das Geschenk und der Fluch

Diese Art von Filmen passte in das Schema von Elyas M'Barek. Mit seinen algerischen Wurzeln und dem schroffen Deutsch spielte er in mehr als einem Projekt den Macho, den Ausländer und den Asozialen. Rollen, die bestimmt unglaublichen Spass machen, aber keine grosse Charaktertiefe beweisen. Er war also fast 15 Jahre lang ein «type cast». Produzenten und Regisseure wollten ihn wegen seines Charmes und – so krass es halt klingt – wegen seines ausländischen Äusseren. Eine Wahrheit, die jedermann nicht gerne hört, wie Markus Lanz nach seinem Interview mit M'Barek auch feststellen musste. Zugegebenermassen hat sich Herrn Lanz in der Wortwahl vergriffen, als er M'Barek als «falschesten echten Türken» bezeichnete.

Den Türken hatte der gebürtige Münchner indes in seinem Durchbruch gemimt. «Türkisch für Anfänger» war und ist nach wie vor eine Perle des deutschen Fernsehens – es liess Elyas M'Barek aufblühen. Auch wenn die Rolle eine war, die er widergekäut hat. Die Charakterentwicklung war zentral für den Erfolg der Serie. Eine traditionell türkische Familie zieht mit einer traditionell deutschen zusammen. Zwei komplett verschiedene Kulturen treffen aufeinander und verschmelzen. Das war auch deshalb wertvoll, da unser Nachbar Deutschland generell viele Migranten aus der Türkei hat. Es war also auch ein Versuch – ob gewollt oder nicht –, die sozialen Probleme ein wenig zu nivellieren.

Steiler Aufstieg

Nach dem Erfolg mit «Türkisch für Anfänger» war Elyas M'Barek auf dem Radar der deutschen Zuschauer und auch Film- und Fernsehproduzenten. Der erste Spatenstich für eine solide Karrierengrundlage war vollbracht. 2012 folgte der «Türkisch für Anfänger»-Film von Regisseur Bora Dagtekin. Selbiger brachte M'Barek ein Jahr später das Drehbuch zu «Fack ju Göhte». Jenes verhalf dem heute 37-Jährigen zum Durchbruch im Kino.

In der Rolle des Zeki Müller schlägt er sich zwar wieder mit pubertierenden Teenagern herum, aber diesmal handelt er so, wie man es sich während all den schrecklichen Teenager-Filmen der 2000ern gewünscht hätte – mit der Fack-ju-Haltung eben.



Der Wandel zum Ernsten

Fans – vorwiegend weibliche – fallen reihenweise in Ohnmacht, wenn Elyas M'Barek auf den Roten Teppichen auftaucht. Darum folgten die Fortsetzungen von «Fack ju Göhte», bis mit dem dritten und «Final Fack» im Jahr 2017 dann Schluss war.

In ernsten Rollen hat sich M'Barek immer wieder versucht, allerdings war er dort nie als Protagonist zugange. Sogar als Synchronstimme hat er sich bewährt. In den «Paddington»-Filmen spricht er den knuffigen Bären.

Nun wagt der Münchner den grossen Schritt zum Charakterschauspiel. Mit «Der Fall Collini» hat er sich die Verfilmung eines viel diskutierten Prozesses geangelt. Als Anwalt, der den Mörder seines Ziehvaters in einem anderen Prozess verteidigen muss, beweist M'Barek, dass er eben nicht nur den «Checker» in petto hat.

«Der Fall Collini» läuft ab Donnerstag, 18. April, in unseren Kinos.

Die Kino-Highlights im April
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