Ukrainerinnen protestieren Darum setzen sich grad viele Frauen für die First Lady breitbeinig hin

bb

11.8.2022

Olena Selenska, die Gattin des ukrainischen Präsidenten, auf dem «Vogue»-Titelblatt.
Olena Selenska, die Gattin des ukrainischen Präsidenten, auf dem «Vogue»-Titelblatt.
Bild: Vogue Cover/Annie Leibovitz

Das «Vogue»-Cover der ukrainischen First Lady Olena Selenska löste in den westlichen Ländern Kritik aus. Nun solidarisieren sich auf Instagram mehr und mehr Frauen mit ihr.

bb

11.8.2022

Das Cover der Modezeitschrift «Vogue», das in der Printausgabe im Oktober veröffentlicht wird, wurde teilweise heftig kritisiert. Darauf ist die ukrainische First Lady Olena Selenska zu sehen, die Ehefrau von Wolodymyr Selenskyi.

In den Farben Schwarz und Weiss gekleidet sitzt sie vor Sandsäcken auf einer Treppe und blickt in die Kamera. Die Aufnahme stammt von der US-amerikanischen Starfotografin Annie Leibowitz.

Im Artikel spricht Selenska von der Belastung der vergangenen Monate und von ihrer Überzeugung, dass ihr Heimatland den Krieg gewinnen werde. Eigentlich sei sie ein zurückhaltender Mensch und suche die Öffentlichkeit nicht. Der Krieg habe dies jedoch geändert. 

Gleiche Pose wie die First Lady

Als Reaktion auf die negative Kritik rief die ukrainische Journalistin Zoya Zwynyatsckiwska den Hashtag #SitLikeAGirl ins Leben. Sie ermutigte andere Frauen, sich zur Unterstützung der First Lady in die gleiche Pose zu werfen.

Und siehe da: Dieser Tage solidarisieren sich mehr und mehr Frauen in der Ukraine – aber auch auf der ganzen Welt – mit dem Sitzprotest von Olena Selenska.

#SitLikeAGirl ist zum Trend in den sozialen Medien geworden. Die Frauen ahmen dabei das «Vogue»-Cover nach, welches im Präsidentenpalast inmitten des Kriegsgeschehens in Kiew entstanden ist.

Dem Trend schlossen sich ukrainische Polizistinnen, Künstlerinnen, Journalistinnen sowie die Spielerinnen des ukrainischen Frauenfussballvereins FC Kryvbas an.

Auch Fotografin Annie Leibovitz solidarisierte sich mit Selenska: Sie veröffentlichte ein Foto in ihrer Instagram-Story.

Wir sind noch da, vergesst uns nicht

«Viele ukrainische Frauen waren entsetzt über den Versuch der Gesellschaft, Frauen vorzuschreiben, welche Pose sie einnehmen dürfen», so Zoya Zvynyatskivska in der englischsprachigen «Kyiv Post».

Die Journalistin und ihre weltweiten Unterstützerinnen wollen #sitlikeagirl als feministisches Statement verstanden haben.

Sie würden sich jene – im wahrsten Sinn des Wortes – breitbeinige Attitüde zu eigen machen, mit der manche Männer Platz im öffentlichen Raum beanspruchen, schreibt der «Tages-Anzeiger» dazu. «Etwa wenn sie im Zug oder im Bus so raumgreifend dasitzen, dass sie eineinhalb Sitze ausfüllen; ‹Manspreading› nennt man im Jargon dieses Verhalten.»

Mit ihren Aktionen wollen die Aktivistinnen und Sympathisantinnen frauenfeindliche Stereotypen entlarven und ihren Platz im öffentlichen Raum einnehmen.

Die breitbeinige Pose ist aber auch ein Ruf nach Aufmerksamkeit. Die ukrainischen Frauen wollen der Welt ins Bewusstsein rufen:

Wir sind noch da, vergesst uns nicht.