Nach Facebook-Zensur Wiener Museen gehen zu OnlyFans

Dirk Jacquemien

19.10.2021

Die Wiener Museen haben einen neuen Nebenverdienst: OnlyFans.
Die Wiener Museen haben einen neuen Nebenverdienst: OnlyFans.
Getty Images

Weil Facebook und Co. ständig Aktbilder aus den Sammlungen der Wiener Museen löschen, zeigen diese sie nun auf der Erotik-Plattform OnlyFans.

Dirk Jacquemien

Da sich die Wiener Museen als Opfer einer «neuen Welle der Prüderie» sehen, präsentieren sie sich jetzt auf der Plattform OnlyFans. Im Gegensatz zu Facebook, Instagram oder Tiktok — die wiederholt Posts von «freizügigen» Kunstwerken gelöscht hatten — erlaubt OnlyFans auch sexuelle Inhalte.

Für zunächst drei Dollar im Monat — deutlich günstiger als das durchschnittliche OnlyFans-Abo — bekommt man Zugang zum «ab 18»-Content der Museen der österreichischen Hauptstadt. Dazu zählen etwa Skulpturen aus dem Frühbarock des 16. Jahrhunderts oder Gemälde der Wiener Secession des frühen 20. Jahrhunderts.

Algorithmen zensieren Kunstgeschichte

Die Aktion wurde vom Wiener Tourismusverband initiiert. Dessen Direktor Norbert Kettner nennt Aktkunst «gesellschaftspolitisch und künstlerisch Teil der Kulturgeschichte». Es könne nicht sein, dass Algorithmen der Social-Media-Firmen weltberühmte Kunstwerke zensieren.

Auf dem Wiener OnlyFans-Account gibt es beispielsweise auch «Liebespaar» von Koloman Moser zu sehen.
Auf dem Wiener OnlyFans-Account gibt es beispielsweise auch «Liebespaar» von Koloman Moser zu sehen.
Kolomon Moser/gemeinfrei

Für die Abogebühr bekommt man aber nicht nur Zugriff auf die unzensierten Bilder. Wahlweise gibt es eine «Vienna City Card» — eine Tageskarte für den ÖV — oder freien Eintritt in einem der teilnehmenden Museen gratis dazu.

OnlyFans dank Corona etabliert

OnlyFans wurde während der Pandemie gross. Darsteller*innen können dort erotische und auch sexuell explizite Bilder und Videos von sich für zahlende Abonnent*innen anbieten. Die Einkommensverteilung zwischen Plattform und Darsteller*in ist dabei deutlich vorteilhafter für letztere als in der traditionellen Porno-Industrie, 80 Prozent des Umsatzes verbleiben auf der «Creator»-Seite.

Im August machte OnlyFans zuletzt grössere Schlagzeilen, als es ankündigte, keine pornografischen Inhalte mehr zu tolerieren. Nach massiven Protesten von Nutzer*innen wurde diese Entscheidung innert weniger Tage zurückgenommen.