Online-Hochzeit bringt Eheglück Utah wird zum Mekka für heiratswillige schwule Chinesen

Von Dirk Jacquemien

15.10.2022

Utah County bringt schwulen chinesischen Paaren das Eheglück.
Utah County bringt schwulen chinesischen Paaren das Eheglück.
Getty Images

Die Kombination würde man nicht unbedingt erwarten: Gleichgeschlechtliche Paare aus China nutzen Online-Hochzeiten in erzkonservativen US-Bundesstaat Utah, um den Bund fürs Leben zu schliessen.

Von Dirk Jacquemien

Utah County im gleichnamigen US-Bundesstaat gilt als der «Republikanischste Bezirk im Republikanischsten Bundesstaat». 72 Prozent der Bewohner*innen sind Mormonen, deren Kirchenführung gleichgeschlechtliche Ehen streng ablehnt.

Doch seit einer Supreme-Court-Entscheidung im Jahre 2015 gibt es ein landesweites Grundrecht auf eine Homo-Ehe, das alle Zivilstandsämter umsetzen müssen, so auch in Utah County. Und da der Bezirk seit 2019 auch Hochzeiten über das Videokonferenzsystem Zoom anbietet, kam es zu erstaunlichen Auswirkungen auf das andere Ende der Welt.

Trauungsurkunde per E-Mail

Utah County stellt kaum Anforderungen an die Hochzeitspaare. Sie müssen weder US-Bürger*innen sein, noch in Utah leben, noch überhaupt jemals dort gewesen sein. Einzig eine Gebühr von 105 Dollar sowie die Vorlage des Reisepasses sind für die Eheschliessung notwendig.

Diese erfolgt dann in einer kleinen virtuellen Zeremonie, in denen sich ein*e Vertreter*in des Utah County über Zoom die Eheschwüre des Paares anhört und sie dann zu Mann und Frau, Mann und Mann oder Frau und Frau erklärt. Freund*innen des Paares können sich zuschalten, die Trauungsurkunde kommt danach bequem per E-Mail.

Es handelt sich dabei um eine vollwertige Eheschliessung mit allen Rechten und Pflichten, die mindestens überall in den USA aber auch in vielen anderen Ländern anerkannt wird. Nur in China leider nicht, da dort die Homo-Ehe verboten ist.

Suche nach Anerkennung

Das hält viele Paare aus China aber nicht ab, dennoch das Eheglück in Utah County zu suchen. 150 gleichgeschlechtliche Ehen wurden von chinesischen Paaren dort bisher geschlossen, wie die «Washington Post» berichtet.

Die Paare haben dafür verschiedene Motive. Manche wollen in die USA auswandern oder dort studieren und hoffen durch die Ehe, die Visumsformalitäten zu erleichtern. Viele andere wollen aber einfach eine offizielle Anerkennung für ihre Liebe, die ihnen im Heimatland verwehrt wird.

Gesellschaft ist noch ablehnend

Homosexuelle Handlungen stehen seit 1997 in China nicht mehr unter Strafe, sind allerdings von gesellschaftlicher Seite immer noch vielfach verpönt. Gleichgeschlechtliche Beziehungen in Fernseh-Serien oder Filme schaffen es nicht an den Zensoren vorbei und auch in sozialen Medien wird Paaren noch viel Ablehnung und Hass entgegengebracht.

«Falls es unser Land eines Tages erlaubt, hoffe ich, hier noch einmal zu heiraten», so Zhu Xiaoming aus dem südchinesischen Guangzhou zu «Rest of World». Dank Utah County konnte Zhu im Juli seinen Partner Xu Yanzhou heiraten.