Trump-Netzwerk Parler ist zurück und wird wohl noch extremer

dj

16.2.2021

Trump-Fanatiker haben jetzt wieder eine Heimat im Netz.
Trump-Fanatiker haben jetzt wieder eine Heimat im Netz.
Keystone

Das rechtsextreme soziale Netzwerk Parler ist nach einer knapp einmonatigen Zwangspause wieder online. Unter neuer Führung dürfte es noch extremistischer werden.

Nach knapp einem Monat Zwangspause ist das bei Donald-Trump-Fans und Möchtegern-Putschisten beliebte soziale Netzwerk Parler wieder erreichbar. Bestehende Nutzer*innen können sich einloggen, eine Neuanmeldung soll ab nächster Woche wieder möglich. Alle bisher erstellten Posts wurden dagegen gelöscht, eine für die Nutzer*innen von Parler vermutlich sinnvolle Lösung.

Denn durch eklatante Sicherheitsheitsmängel bei Parler konnten im Januar vor dem temporären Aus noch quasi alle Posts, ob öffentlich oder privat, ausgelesen werden. Darunter fanden sich auch Videos, die die Aufständischen während des Sturms auf das US-Kapitol aufgenommen und auf Parler hochgeladen hatten. Anhand deren konnten schon vereinzelt Beteiligte identifiziert und festgenommen werden.

Big Tech verbannte Parler

Nach dem Sturm auf das Kapitol haben Google, Apple und Amazon die Zusammenarbeit mit Parler eingestellt. Zunächst entfernten Google und Apple Parler aus Google Play respektive dem iOS App Store, weil Parler nicht willens war, gegen extremistische Inhalte auf seiner Plattform entschieden vorzugehen. Aus dem gleichen Grund verbannte dann auch Amazon Parler von seinen Servern, was die Website komplett unerreichbar machte.

Neuer Hoster von Parler ist offenbar der in Los Angeles ansässige Betreiber SkySilk. Dessen CEO, Kevin Matossian, sagte der «New York Times», er habe Parler aufgenommen, um die Meinungsfreiheit zu beschützen. In die App Stores ist Parler dagegen nicht zurückgekehrt und davon dürfte auch nicht auszugehen sein. Denn alles deutet darauf hin, dass die Plattform weiterhin extremistische Inhalte willkommen heissen wird.

Neuer Parler-Chef ist rechter Aktivist

Nachdem Parler vom Netz verschwand, sagte sein damaliger CEO John Matze, dass er bei Parler zumindest die extremsten Inhalte auf der Plattform einschränken wolle. Daraufhin sei er vom Verwaltungsrat, der von Milliardärin Rebecca Mercer dominiert wird, gefeuert worden, so Matze.



Mercer installierte nun den rechten Aktivisten Mark Meckler als Interims-CEO. Dieser machte sich einen Namen als Anführer von Protesten gegen Ex-US-Präsident Obama sowie durch Bestrebungen, die US-Verfassung radikal abzuändern. Meckler ist Mitbegründer der «Tea Party Patriots», eine Gruppe, die zu den Organisationen der Demonstration am 6. Januar in Washington gehörte, die im Sturm auf das Kapitol endete.

Kommt Trump zu Parler?

Eine offene Frage ist noch, ob der von den Parler-Nutzer*innen angebetete Trump sich anmelden wird. Im vergangenen Jahr gab es Verhandlungen, in denen ein Kauf von 40% der Parler-Anteile durch die Trump Organisation im Raum stand. Bestandteil einer angestrebten Vereinbarung war unter anderem, das der damals noch im Amt befindliche Trump exklusiv auf Parler posten würde. Anwälte des Weissen Hauses sollen einen Abbruch der Verhandlungen erzwungen haben, da ein solcher Deal gegen Ethikgesetze verstossen hätte, berichtete «Buzzfeed News».

Als Privatbürger wäre Trump nun natürlich deutlich freier und da er von quasi allen anderen Social-Media-Plattformen der Welt verbannt wurde, könnte eine Anmeldung auf Parler für den Ex-Präsidenten durchaus attraktiv werden.


Zurück zur Startseite