Kritik aus den eigenen ReihenNeuer Amazon-Roboter «ist schrecklich»
Von Dirk Jacquemien
29.9.2021
Amazon hat einen neuen Heimroboter vorgestellt. Doch unmittelbar nach der Lancierung bezeichnen anonyme Amazon-Mitarbeiter*innen den «Astro» bereits als ein «Desaster».
Von Dirk Jacquemien
29.09.2021, 13:39
29.09.2021, 15:18
Dirk Jacquemien
Der «Astro» von Amazon soll ein alltäglicher Begleiter im Haushalt werden. Der Roboter auf Rädern ist mit einer Vielzahl von Sensoren und Kameras ausgestattet. Er kann damit autonom durch die Wohnung oder das Haus patrouillieren und etwa Eindringlinge erkennen. Eine Kamera an einem Periskop-Arm kann sich knapp einen Meter in Höhe erstrecken und soll für den kompletten Überblick sorgen.
Seinen Bildschirm kann man aber auch für Videochats oder dem Anschauen von Filmen und Serien nutzen. Durch eine kleine Ablage auf der Hinterseiten kann Astro zudem bis zu 2 Kilogramm schwere Objekte, etwa einen Kaffeebecher, transportieren. Zum Verkaufsstart in den USA soll Astro 999 Dollar kosten, erworben werden kann er zunächst jedoch nur auf «Einladung».
Doch an der Entwicklung beteiligte Amazon-Mitarbeiter*innen — die natürlich anonym bleiben wollten — redeten den Roboter in den Medien bereits jetzt, quasi parallel zur Lancierung, schlecht — ein fast beispielloser Vorgang.
«Astro ist schrecklich und wird sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Treppen hinunterstürzen, wenn er dazu Gelegenheit bekommt», zitiert «Vice» eine Person, die an der Entwicklung von Astro mitarbeitete. Amazons Pläne, Astro auch als Hilfsmittel für Menschen mit Beeinträchtigungen zu vermarkten, sei «absurder Nonsens» und potenziell gefährlich.
Ein/e weitere/n Entwickler*in nannte den Roboter einen «Datenschutz-Albtraum». Astro sei ein «Desaster» und nicht für die Lancierung bereit. Die Gesichtserkennungsfunktion — von Amazon «Visual ID» genannt — sei kaum funktionsfähig, ein echtes Problem für ein Gerät, das zwischen Hausbewohner*innen und Eindringlingen unterscheiden soll.
Roboter soll «smart» erscheinen
Eine Amazon-Sprecherin sagte «Vice», man habe mit externen Expertin*innen bei der Entwicklung von Visual ID zusammengearbeitet, um sicherzustellen, dass das System mit einer Vielzahl von Menschen gleich welchen Geschlechts oder Hautfarbe zurechtkomme. Ausserdem erfolge die Erkennung von Gesichtern direkt auf Astro selbst.
«Vice» wurden auch interne Dokumente zum Roboter zugespielt, die dessen geplante Funktionsweise erörtern. So muss Astro zahlreiche Daten über das Verhalten seiner Besitzer*innen sowie das Layout der Wohnung sammeln. Dann soll er «einfache, aber magische» Interaktionen mit Menschen ermöglichen, heisst es in den Amazon-Dokumenten. Nur wenn er einen «smarten» Eindruck erwecke, würden Menschen ihn in ihren Wohnungen akzeptieren.