Zweifelhafte Ehre Mozilla als «Internet-Schurke» nominiert

dj

8.7.2019

Sieht so das Hauptquartier von Bösewichten aus?
Sieht so das Hauptquartier von Bösewichten aus?
iStock

Britische Internet-Anbieter haben Mozilla als «Internet-Schurken» bezeichnet und ernten heftige Kritik.

Der britische Verband der Internet-Anbieter ISPA hat Mozilla als einen «Internet-Schurken» nominiert. Am 11. Juli wird der «Gewinner» bekannt gegeben, zu den anderen Nominierten gehören Donald Trump und die Artikel 13-Urheberrechtsrichtlinie der EU.

Grund für Mozillas zweifelhaften Ruhm ist dessen Eintreten für die Einführung von DNS over HTTPS (DoH), das bereits testweise Bestandteil von Firefox ist. Damit würde der Browser-Hersteller Elternschutzfunktionen und britische Internet-Filter-Anforderungen unterwandern, so die ISPA.

DoH verhindert Webzensur

DNS, kurz für Domain Name System, sorgt dafür, dass aus einer Webadresse im Klartext wie bluewin.ch, eine IP-Adresse wie 213.3.75.34 wird. Standardmässig wird diese Umwandlung vom eigenen Internet-Anbieter durchgeführt, Nutzer können aber auch DNS-Server von Dritten nutzen.

Diese Funktion soll von DoH erweitert werden. Denn hierbei verläuft die Verbindung zu dem unabhängigen DNS-Server komplett verschlüsselt, kann also von Internet-Anbieter weder erkannt noch unterbunden werden. Ein Internet-Anbieter kann dann auch nicht mehr gezielt einzelne Websites blockieren, wie es britisches Recht in einigen Fällen vorsieht.



Shitstorm im Netz

Die fehlende Möglichkeit zur Web-Zensur sieht die ISPA offenbar als negativ an, während die Internet-Gemeinde dies freilich ganz anders betrachtet. Entsprechend empört waren denn auch die Reaktionen auf die Bezeichnung von Mozilla als «Internet-Schurken». Mozilla selbst gab sich diplomatischer, und sagte gegenüber golem.de, man sei von der ISPA «überrascht und enttäuscht».

Dabei ist die Umgehung von allfälliger Zensur eher ein Nebeneffekt von DoH. Im Vordergrund steht die Verbesserung der Sicherheit der Nutzer. Denn der veraltete DNS-Standard ist anfällig etwa für Man-in-the-Middle-Angriffe, bei Nutzer durch manipulierte DNS-Server auf eine ganz andere Website geleitet werden, als die, die sich eigentlich besuchen wollten.

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