Mitten im Wahljahr Manipuliertes Biden-Video darf auf Facebook bleiben

Von Dirk Jacquemien

6.2.2024

Joe Biden muss sich manipulierte Videos gefallen lassen.
Joe Biden muss sich manipulierte Videos gefallen lassen.
Keystone

Obwohl ein Video von US-Präsident Biden erkennbar manipuliert wurde, darf es auf Facebook verbleiben, entschied das «Gericht» der Social-Media-Plattform.

Von Dirk Jacquemien

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Manipulierte Videos sind auf Facebook gestattet, solange nicht das gesagte Wort verändert wird.
  • Wegen dieser Regelung hat das «Gericht» des sozialen Netzwerkes nun entschieden, dass ein manipulierter Biden-Videoclip nicht gelöscht werden muss.
  • Doch die Richtlinien seien verwirrend und sollten im Wahljahr geändert werden.

Ein manipuliertes Video von US-Präsident Joe Biden darf auf Facebook verbleiben. Das hat das «Meta Oversight Board», eine Art Gericht für Facebook, entschieden. Es verletze nicht die aktuellen Richtlinien, die aber ihrerseits unlogisch seien, so das Oversight Board.

In dem kurzen Videoclip ist scheinbar zu sehen, wie Biden wiederholt an die Brust einer jungen Frau fasst. In der Videobeschreibung wurde Biden als «kranker Pädophiler» beschrieben und jeder, der für ihn wähle, sei «psychisch krank».

Der bearbeitete Clip stammt aus einem echten Video, in dem Biden einen «Ich habe gewählt»-Sticker auf das Hemd seiner Enkelin klebt. Im manipulierten Video wurde der Sticker entfernt und der Moment des Anklebens mehrfach wiederholt, um zu suggerieren, Biden würde seine Enkelin, die nicht als solche identifiziert wird, begrapschen.

Verwirrende Richtlinien

Doch dieser Clip verstosse nicht gegen die Facebook-Richtlinien zu «manipulierten Medien», so das Oversight Board. Denn nach dem Wortlaut der Richtlinien werden Videos nur entfernt, wenn manipuliert wird, was Menschen sagen, und nicht wenn manipuliert wird, was sie tun. Nur Letzteres passierte im vorliegenden Video und die Manipulation sei zudem leicht zu erkennen gewesen.

Die Richtlinien seien dadurch jedoch inkohärent und verwirrend und sollten abgeändert werden, gab das Oversight Board der Meta-Führung mit auf den Weg. Dabei sollte nicht nur aufwendige Manipulation via Deepfakes untersagt werden, sondern auch eher krude Veränderungen wie beim Biden-Video. Im Wahljahr 2024 sei dies besonders dringlich. Die Meta-Führung will innert 60 Tagen entscheiden, ob sie Änderungen vornimmt.