ErlebnisberichtWie Mercedes ein Auto verschenken wollte und kläglich scheiterte
Von Martin Abgottspon
9.9.2019
Einige tausend Spieler lockte Mercedes mit ihrem Mixed-Reality-Spiel «Electric Quest» am Freitagabend nach Zürich, als Preis winkte ein Auto. Dort erlebten die Abenteuerlustigen ein Desaster. Ein Erfahrungsbericht.
Bis am Freitagabend war Mercedes für mich eigentlich das Vorzeigebeispiel, wie man sich als nicht-endemischer Brand den Themen Gaming und eSports nähert. Konsequent kehrte der Automobilhersteller dem Fussball den Rücken, um auf die Karte eSports zu setzen. Damit will der Automobilhersteller nicht nur eine jüngere Zielgruppe erreichen, sondern die ganze Marke auffrischen.
Mercedes fand dabei den richtigen Ton. Die gaming-affinen Fans empfanden die präsentierten Autos nie als störend. Im Gegenteil. Das Engagement wurde derart gutgeheissen, dass die Community Mercedes selber zum Meme machte. Die dadurch erreichte Aufmerksamkeit war riesig.
Ein Mix aus «Pokemon Go» und «Fortnite»
Nun wollte der deutsche Automobil-Hersteller mit dem Mixed-Reality-Spiel «Electric Quest» den nächsten Schritt machen. Die Idee dahinter war vielversprechend. Allein oder in Gruppen sollten sich Spieler am Freitagabend in Zürich mit ihren Handys versammeln. Ab 19 Uhr galt es zu überleben.
«Electric Quest» ist eine Mischung aus «Pokemon Go» und «Fortnite». Man bewegt seinen Avatar durch die reale Welt, um Energie und Power-Ups zu sammeln und kann gleichzeitig gegen andere Spieler kämpfen. Wer keine Energie mehr hat, scheidet aus. Die Zone, in welcher man sich bewegen darf, wird immer kleiner, bis nur noch ein Spieler übrig bleibt. Der Sieger hätte sich dann über ein einjähriges Fahrvergnügen mit dem elektrischen Mercedes EQC freuen dürfen. «Hätte freuen dürfen», weil es nie so weit kam.
Chaos, Ärger und Serverprobleme
Kurz vor 19 Uhr traf ich mich selber mit Freunden am Goldbrunnenplatz in Zürich, von wo aus wir das Abenteuer durch die Stadt in Angriff nehmen wollten. Doch die Technik streikte. Das Einloggen funktionierte nicht. Stattdessen bekam unsere Fünfergruppe alle möglichen Fehlermeldungen.
Immerhin meldete Mercedes rasch, dass sie an den Problemen arbeiten und der Start verschoben würde. Rund eine Stunde später dann der nächste Versuch. Das Einloggen klappte, nicht aber das Aufsammeln von Energie oder Gegenständen. Mal abwarten, aber da war ich auch schon ausgeschieden. Wie bitte? Es hat ja nicht mal ein Kampf stattgefunden. Noch während ich nach einer Erklärung für mein Ableben suchte, wurden meine Freunde wieder vom Server getrennt. Die Stimmung war im Keller.
Mercedes entschied sich, den Event abzubrechen. Wahrscheinlich die richtige Idee. Und trotzdem hatten einige tausend Spieler, die teils extra nach Zürich gereist waren, während rund zwei Stunden alles andere als Spass. Zumindest uns konnte auch der offerierte Drink nicht über das Debakel hinweg trösten. Und so bleibt zu hoffen, dass zumindest der neue Elektro-Wagen etwas zuverlässiger unterwegs ist als dieses Spiel.
Immerhin hat Mercedes durchgehend transparent und proaktiv kommuniziert und sich auch mehrfach für die Probleme entschuldigt. Und das Probejahr im Elektro-Mercedes fällt auch nicht bloss ins Wasser. Am Dienstag wird der Preis nun unter allen Teilnehmern verlost. Wie und wann es mit «Electric Quest» weitergeht, ist hingegen noch nicht bekannt.
Begeisterung für Spiele «Immer mehr Menschen begeistern sich für Videospiele. Aber was ich an Begeisterung an der Gamescom gesehen habe, übertrifft alles. Die Schlange für «Cyberpunk 2077» führte mehrere Male um den Stand herum. Mehrere Stunden Wartezeit wurde für das Spiel in Kauf genommen. Aber nicht um «Cyberpunk 2077» etwa spielen zu können, sondern lediglich eine kurze Demo davon zu sehen. Hut ab vor der Hingabe dieser Fans.» (Fabian Gilgen)
Bild: Bluewin
Nintendos Wohnzimmer «Der Besuch bei Nintendo fühlte sich tatsächlich so an, als würde man zuhause im Wohnzimmer sitzen. Bei dem dicht gedrängten Terminkalender eine äusserst willkommene Abwechslung. Der sympathische Marketingleiter von Nintendo Schweiz führte uns in ein separates Zimmer mit Sofa, wo wir ganz unkompliziert ins Gespräch kamen und die nächsten grossen Titel von Nintendo anspielen konnten. Auch was die Verpflegung anging, blieben keine Wünsche offen.» (Fabian Gilgen)
Bild: Bluewin
Köln als Gamer-Stadt «Der Einfluss der Gamescom ging über die Hallen der Messe hinaus und war in ganz Köln zu sehen und zu spüren. Überall in der Stadt hingen Werbeplakate von Spielen wie «Doom Eternal», «Cyberpunk 2077» oder «Borderlands 3». Auf einer Tankstelle stand sogar ein aufblasbarer Würfel mit aufgedruckter «Borderlands 3»-Werbung. Es fühlte sich an, als wäre man in eine Zeit versetzt worden, wo Videospiele die Kultur dominieren.» (Fabian Gilgen)
Bild: Bluewin
Steel Circus «Das Entwickler-Team von Oasis Games war sympathisch und locker. Ohne grosses Drumherum konnten wir direkt gegen die Macher und Profis des Spiels «Steel Circus» antreten. Natürlich waren wir hoffnungslos unterlegen. Also, kurzerhand die Mannschaften neu formiert und scho entfaltete «Steel Circus» seinen ganzen Charme. Eine Art Mischung aus «League of Legends» und «Rocket League», die toll funktioniert.» (Pascal Wengi)
Bild: Oasis Games
2k Stand «Ja, ich kam auch als «Borderlands»-Fanboy an die Gamescom, das gebe ich offen zu. Ich erwartete, dass das Spiel an der Gamescom zelebriert wird. Trotzdem hat mich der Stand von 2K so richtig aus den Socken gehauen. Die Stage-Designer müssen absolut in dieses Spiel verliebt sein, denn alles an diesem Stand war phänomenal. Vom grossen Eingangstor mit den Kirchenfenstern im «Borderlands»-Design über künstlerische Wandgemälde bis hin zum riesigen Psycho-Heiligen. Wenn «Borderlands 2 ein Glaube wäre, dann wäre der 2K-Stand meine Kirche.» (Pascal Wengi)
Bild: Swisscom
«Borderlands 3» Hands-on «In meiner noch jungen journalistischen Karriere hatte ich noch nie das Vorrecht, direkt bei den Entwicklern eine Demo zu spielen und schon gar nicht für so einen populären Titel wie «Borderlands 3». Ich sah immer nur diese Videos der grossen Gaming-News-Plattformen mit «15 Minuten exklusives Gameplay». Jetzt war ich dran und durfte mir vor allen anderen live ein Bild vom Spiel machen. Inklusive Ermahnung, was wie gefilmt und fotografiert werden darf oder eben nicht. Es fühlte sich an, als würde man als 3. Liga-Fussballer plötzlich Champions-League spielen. (Pascal Wengi)
Bild: 2K
Und immer wieder «Cyberpunk 2077» «Der Hype um den neusten Titel aus der Schmiede von CD Projekt Red hat ja schon bizarre Ausmasse angenommen. Aber er ist halt wirklich auch berechtigt. In einer neuen, fast einstündigen Demo gab es weitere Einblicke in das postapokalyptische Rollen-Actionspiel und man darf schon jetzt sagen, dass dieser Titel im Frühling nächsten Jahres die Latte für alle anderen Spiele ganz hoch legen wird.» (Martin Abgottspon)
Bild: CD Projekt Red
Cosplay «Obwohl ich mich jetzt nicht als den grössten Cosplay-Fan bezeichnen würde, bin ich immer wieder erstaunt, welch tolle Kostüme Leute für die Gamescom aus dem Hut zaubern. Diese Ausgabe von Zane aus «Borderlands» ist nicht etwa eine Pappfigur, sondern tatsächlich ein Mensch. Einfach sagenhaft.» (Martin Abgottspon)
Bild: Twitter
Mittendrin bei Ubisoft Spielepräsentationen sind nicht immer nur toll. Sie können teilweise auch etwas zu ausgedehnt und langweilig sein. Nicht so bei Ubisoft und der neusten Ausgabe von «Ghost Recon: Breakpoint». Acht Journalisten nahmen Platz und Minuten später standen sie sich schon in Vierer-Squads gegenüber, wo sie von den Experten über Headset ins Kampfgeschehen eingewiesen wurden. So muss aktive Spiele-Präsentation aussehen. (Martin Abgottspon)
Erstes Spiel: Monkey Island Ich spiele gerade: Teamfight Tactics ...und freue mich auf: Cyberpunk 2077 Lieblingszitat: «The right man in the wrong place can make all the difference in the world» (Halflife 2)