MontanaBlack Vom Junkie zum Millionär – Gaming-Star den Tränen nah

tsch / mar

1.3.2021

MontanaBlack war zu Gast bei Steffen Hallaschka.
MontanaBlack war zu Gast bei Steffen Hallaschka.
Stern TV

Streaming-Star MontanaBlack sprach bei «Stern TV» über seine kriminelle Vergangenheit und jenen Moment, als in ihm der Gedanke aufkam, auf der Autobahn mit Tempo 250 in die Leitplanke fahren zu wollen. Für seine Fans hat er einen ernüchternden Ratschlag.

Sein Gast wirke wie «ein Planungsunfall», «ein Schluckauf des Schicksals» oder «Sülze mit Erdbeereis»: Derart blumig kündigte Steffen Hallaschka einen Mann in der jüngsten Ausgabe von «stern TV» an, den kaum einer seiner Zuschauer kennen dürfte. Einer, der aber Millionen Fans habe, von denen aber wiederum nur die wenigsten Hallaschka und seine Sendung einschalten würden, wie der Moderator einräumte.

Die Rede ist von Marcel Eris, besser bekannt als MontanaBlack. Der 32-Jährige ist derzeit Deutschlands erfolgreichster Gaming-Streamer – trotz mitunter kontroverser Auftritte, die ihm Negativschlagzeilen und mehrere Sendeverbote einbrachten. Über 3,3 Millionen User folgen ihm allein auf der zu Amazon gehörenden Streaming-Plattform Twitch, sein Youtube-Kanal zählt über 2,8 Millionen Abonnenten. MontanaBlacks Steckenpferde: «FIFA», «Call of Duty: Warzone», «Fortnite».

Der Weg nach ganz oben

Mit dem Auftritt bei «Stern TV» erfülle er sich einen «Wunschtraum», zitiert Hallaschka seinen Gast, der mit Birkenstock-Sandalen an den Füssen und in Jogginghosen Platz nahm im roten Sessel. Dass der am ganzen Körper tätowierte Mann Millionär ist, sieht man ihm nicht an.

«Als Streamer verdient man im Monat mehr Geld als manch andere in ein oder zwei Jahren», gibt MontanaBlack offen zu. «Bei meiner Reichweite und Grösse redet man schnell von 100'000 bis 200'000 Euro.»



200'000 Euro – so viel hat auch MontanaBlacks Gaming-Room eigenen Angaben zufolge gekostet, den er sich in Buxtehude eingerichtet hat: ein von LED-Lichtern durchflutetes Kellerreich mit modernster PC-Technik und einer exklusiven Spielesammlung an der Wand. Manche der Games seien 2000 bis 3000 Euro wert, für ein «Pokémon»-Spiel habe ihm jemand unlängst sogar über 100'000 Euro geboten, berichtete Eris.

Dass er einen grellgrünen Lamborghini in der Garage stehen habe und seiner Oma einen Maserati leasen könne, sei harter Arbeit, einer Riesenportion Glück und «Fortnite» geschuldet: Der Battle-Royale-Shooter sei für alle Streamer ein Segen gewesen, für ihre Reichweite und letztlich auch finanziell, so der Twitcher und Youtuber.

Das ist nur ein Teil von MontanaBlacks Gaming-Zimmer.
Das ist nur ein Teil von MontanaBlacks Gaming-Zimmer.
Youtube

«Ich hatte nie grosse Lust, zu arbeiten»

Mit 20 stehen die Zeichen für Eris' Zukunft noch deutlich schlechter. Der junge Mann ist arbeitslos, lebt bei seinen Grosseltern, ist cannabis- und kokainabhängig, wie «Stern TV» zurückblickte. Um seine Sucht zu finanzieren, wurde Eris kriminell: «Einbrechen, Autos aufbrechen, Kreditkartenbetrug – alles, womit man auf die Schnelle Geld machen kann.» Sogar seine Grosseltern beklaute er.

Als der Diebstahl aufflog, habe ihn der Grossvater mit Tränen in den Augen noch eine Nacht im Haus schlafen lassen – aber «am nächsten Tage sollte ich meine Sachen packen und gehen». Ein Moment, den er nie vergessen werde, so Eris mit brüchiger Stimme bei Hallaschka – und der ihm heute noch wehtue, wenn er darüber redet, weil er Personen verletzt habe, die er über alles liebe.



Nach dem Rauswurf habe er bei seiner Freundin oder bei Kollegen auf der Couch geschlafen. Und dann gab's zur Not auch noch die Sporthalle seiner alten Schule, deren Generalschlüssel er sich für zwanzig Euro und ein bisschen Gras organisiert hatte. Doch beim Schlafen blieb es nicht: Eris stahl über mehrere Jahre hinweg Gerätschaften. Oder wie er es bei «Stern TV» formulierte: «Ich habe mir das genommen, was ich nehmen wollte, um meine Drogen zu finanzieren.»

Nach einer Entgiftung hätten ihn die Grosseltern jedoch wieder zu Hause aufgenommen, «ohne zu überlegen, nicht aus einer Berechnung heraus», wie die Oma in einem Einspieler erklärte. «Das kommt einfach aus dem Herzen heraus. Er ist unser Enkelsohn.» Eine Geste, für die Eris mehr als «dankbar» sei: «Ich kenne kein Wort, das treffend beschreiben könnte, was ich für meine Grosseltern empfinde», so der einstige Bad Boy, der bei diesem Thema (und Tierdokumentationen) nah am Wasser gebaut sei.

Online-Karriere vom Dachboden aus

Als Belohnung für eine abgeschlossene Lehre zum Einzelhandelskaufmann richten ihm die Grosseltern ein erstes Gaming-Zimmer im Dachgeschoss des Hauses ein, von wo aus MontanaBlack dann die Online-Welt erobert.

«Ich hatte nie grosse Lust, zu arbeiten – zumindest nicht im Baumarkt», gibt er offen zu. «Als ich die ersten 200, 300 Euro mit Youtube verdient hatte, war für mich bereits der Punkt erreicht, wo ich dachte: Ja, das kann ich jetzt so weitermachen. Das macht mich glücklich. Ich hatte nie die Ambition, damit Abertausende Euro zu verdienen. Ich wollte einfach nur so viel Geld verdienen, damit ich zu Hause in Ruhe chillen und zocken kann.»



Mit zunehmender Popularität wächst auch das öffentliche Interesse an seiner Person, seinen Videos und seinen mitunter umstrittenen Aussagen darin. Und auch der Erfolgsdruck wird grösser. Zu gross. 2018 – auf dem Weg zu einem Freund – kam in Eris plötzlich der Gedanke auf, «dass ich auf der Autobahn mit Tempo 250 in die Leitplanke fahren wollte». Ein Gedanke, der ihn über Wochen und Monate hinweg beschäftigte, und letztlich zu einem Nervenzusammenbruch führte, wie er auch in seinem aktuellen Buch «MontanaBlack II – Vom Youtuber zum Millionär» beschreibt. Aber er habe intensiv daran gearbeitet: «Aus jeder Negativphase kann man, sofern man es möchte, etwas Positives für die nächste Negativphase mitnehmen.»

Für jene, die ihm nacheifern wollten, hat Eris eine klare Botschaft: «Wenn du das, was ich mache, als Hobby nebenbei betreibst und dein richtiger Beruf dadurch nicht zu Schaden kommt, ist das okay. Und wenn sich aus einem Hobby eventuell eine Situation entwickelt, in der man Schritt für Schritt ein paar Hundert Euro verdient, kein Problem. Aber die Realität ist nicht: Beruf Youtuber. Die Realität ist: Beruf Arzt, Anwalt, Einzelhandelskaufmann. Ich war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort und habe Glück gehabt.»

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