Epidemiologe erklärt Darum kommt SwissCovid nicht richtig auf Touren

dj

20.10.2020

Marcel Salathé appelliert an die Schweizer: Bitte nutzt die SwissCovid-App!
Marcel Salathé appelliert an die Schweizer: Bitte nutzt die SwissCovid-App!
Keystone

Die Zahl der SwissCovid-App-Nutzer stagniert. Epidemiologe Marcel Salathé gibt vor allem Problemen bei der Kommunikation die Schuld am bisher begrenzten Erfolg der App.

Gerade jetzt in der zweiten Welle könnte die SwissCovid-App wohl einen beträchtlichen Beitrag zur Bekämpfung der Coronapandemie leisten. Doch nur rund 1,7 Millionen Schweizerinnen und Schweizer nutzen die App bisher, zur Lancierung wurden 3 Millionen Nutzer von Bundesamt für Gesundheit als Ziel formuliert.

Laut Epidemiologe Marcel Salathé, Mitglied der Corona-Taskforce des Bundes und Mitentwickler der App, liegt das Problem vor allem in der Kommunikation. «Es ist schön zu hören, dass jetzt überall von dieser App gesprochen wird. Das hätte man auch ein bisschen früher machen dürfen», so Salathé zu «SRF News».

Der Bundesrat will diese Woche denn auch einen erneuten Push für die Nutzung der App starten, mit einer verstärkten Informationskampagne mit Flugblatt und Erklärvideo. Die steigenden Infektionszahlen dürften zudem von sich aus die Zweckmässigkeit der App unterstreichen.



Alte Smartphones und Versand der Covidcodes funktionieren nicht

Ein weiteres Problem besteht für Salathé bei der mangelnden Unterstützung älterer Smartphones. Vor allem das iPhone 6 sei noch relativ populär in der Schweiz, liesse sich aber nicht für SwissCovid nutzen. Diesen Umstand könne aber nur Apple ändern.

Schliesslich gab es auch noch Verzögerungen bei der Ausgabe der sogenannten «Covidcodes» durch die kantonalen Behörden. Diese Codes sind nötig, um ein eigenes positives Testergebnis in der App eintragen zu können. Hier sei man mit den Kantonen im Kontakt, um das zu beschleunigen. «Der Code sollte idealerweise zusammen mit dem Testresultat geliefert werden», so Salathé.

Dass die App ein Reinfall sei, will Salathé aber nicht sehen. 130 Infizierte wurden über SwissCovid bisher entdeckt. Das heisst, sie haben eine Warnung von der App bekommen, daraufhin einen Test gemacht und bekamen ein positives Ergebnis. Für Salathé ist das nicht viel zu wenig, sondern ein «guter Anfang». Durch die geringe Durchdringung von 20 Prozent decke die App derzeit nur 4 Prozent aller Kontakte ab. Dass man dann doch 130 Fälle finde, würde bedeuten, «dass es schon sehr gut funktioniert».

Was ist mit der Nutzung im Ausland?

Ein unerfülltes Versprechen ist weiterhin die Nutzung im Ausland. Die Corona-Apps aus Deutschland, Irland und Italien funktionieren seit gestern miteinander. Kontakte von Reisenden mit der lokalen Bevölkerung und vice versa können so erfasst werden, Warnungen über Ländergrenzen hinweg versendet werden. 

Die deutsche Corona-Warn-App funktioniert nun auch im EU-Ausland.
Die deutsche Corona-Warn-App funktioniert nun auch im EU-Ausland.
dj

Die Apps setzen auf das gleiche Prinzip wie SwissCovid, technisch wäre eine Integration einfach umsetzbar. Gerade aufgrund der zahlreichen Grenzgänger wäre eine solche Integration besonders hilfreich. Ende September sagte der deutsche Kanzleramtsminister Helge Braun jedoch, dass Brüssel eine Anbindung der Schweiz verhindere, weil es diese mit einem grösseren Rahmenabkommen über die Gesundheit verbinden wolle. Laut Salathé sei man weiter in Gesprächen mit der EU.

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