Spannungen im Kosovo Serbien versetzt Truppen an Grenze in höchste Kampfbereitschaft

dpa

27.12.2022 - 06:27

Serbien fordert Stationierung von eigenen Streitkräften im Kosovo

Serbien fordert Stationierung von eigenen Streitkräften im Kosovo

STORY: Die Spannungen zwischen Serbien und Kosovo dauern an. Am Samstag war es im mehrheitlich von ethnischen Serben bewohnten Nord-Kosovo zu Strassenblockaden und zu Schusswechseln mit der Polizei gekommen. Serbien will nun die Nato-Sicherungstruppe KFOR darum bitten, die Stationierung von serbischen Polizisten und Streitkräften im Kosovo zu erlauben. Das sagte Präsident Aleksandar Vucic am Samstag bei einer Pressekonferenz in Belgrad. Er sehe allerdings keine Chance, dass die KFOR dies genehmigen werde. Ausserdem werden die für Dezember im Norden des Kosovo geplanten Kommunalwahlen auf April verschoben. Um eine hohe Wahlbeteiligung sicherzustellen und Beobachter zu den Abstimmungen einzuladen, sei dieser Schritt notwendig geworden, teilte Staatspräsidentin des Kosovo, Vjosa Osmani am Samstag nach Beratungen mit den politischen Parteien mit. Die Wahlen sollen nun am 23. April stattfinden. Ursprünglich waren sie für den 18. Dezember vorgesehen. Nach einem Krieg mit Serbien in den 1990er-Jahren erklärte der Kosovo 2008 seine Unabhängigkeit. Deutschland und weitere EU-Staaten erkennen Kosovo als unabhängigen Staat an, Serbien und Russland dagegen nicht.

12.12.2022

Serbien hat seine Sicherheitskräfte an der Grenze zum Kosovo inmitten wachsender Spannungen in höchste Kampfbereitschaft versetzt.

Serbien hat seine Sicherheitskräfte an der Grenze zum Kosovo inmitten wachsender Spannungen in höchste Kampfbereitschaft versetzt. Die Anordnung an die Polizei und andere Einheiten habe er auf Befehl des serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic hin erteilt, erklärte Innenminister Bratislav Gasic am Montag. Ziel sei, «alle Massnahmen zu ergreifen, um das serbische Volk im Kosovo zu schützen». Die Sicherheitskräfte seien dem Kommando von Generalstabschef Milan Mojsilovic unterstellt worden, hiess es weiter.

Mojsilovic sagte lokalen Medien, die Armee habe «klare und präzise» Anweisungen von Vucic erhalten. Die Lage sei «ernst» und erfordere die «Präsenz der serbischen Streitkräfte entlang der administrativen Grenze» zum Kosovo, zitierte ihn der Staatssender RTS weiter. Was der Befehl vor Ort bedeutete, war zunächst unklar, zumal die serbischen Truppen an der Grenze seit geraumer Zeit in Alarmbereitschaft sind.

US-Soldaten der Nato-geführten Friedenstruppe Kfor bewachen einen Kontrollpunkt an der Strasse in der Nähe des nördlichen Kosovo-Grenzübergangs Jarinje an der Grenze zwischen Kosovo und Serbien. (18. Dezember 2022)
US-Soldaten der Nato-geführten Friedenstruppe Kfor bewachen einen Kontrollpunkt an der Strasse in der Nähe des nördlichen Kosovo-Grenzübergangs Jarinje an der Grenze zwischen Kosovo und Serbien. (18. Dezember 2022)
Bild: Keystone/AP Photo/Marjan Vucetic

Serbien verlor die Kontrolle über das Kosovo nach einer Intervention der Nato im Jahr 1999, die ein blutiges Vorgehen Serbiens gegen Unabhängigkeitsbestrebungen der Kosovo-Albaner stoppte. Die Regierung in Belgrad erkennt die Souveränitätserklärung des Kosovos von 2008 aber nicht an und sieht die Serben im Kosovo durch die mehrheitlich albanische Bevölkerung schikaniert.

Schüsse in Zubin Potok

Am Sonntagabend fielen Schüsse in der Stadt Zubin Potok im Norden des Kosovo, wo Serben zuletzt Strassenblockaden errichteten. Die von der Nato geführte Friedenstruppe Kfor erklärte, der Vorfall habe sich in der Nähe einer ihrer Patrouillen ereignet. Verletzt worden sei durch die Schüsse aber niemand, Kfor habe Ermittlungen aufgenommen, hiess es.

Dennoch reisten Serbiens Verteidigungsminister Milos Vucevic und Generalstabschef Mojsilovic in die Nähe der Grenze zum Kosovo, wo sie die Gefechtsbereitschaft der Truppen und deren Feuerkraft lobten.

dpa