Chefinnen im Style-Check«SRF-Direktorin Nathalie Wappler trägt ein typisches Schweizer Merkmal»
Von Bruno Bötschi
20.8.2022
Schweizer Chefs im Style-Check: «Den Sparfuchs erkennst du an den Schuhen, den Bünzli an den Socken»
Ob klassisch oder modern, ob mit Farbe oder ohne Krawatte: Bei den Schweizer Manager*innen ist alles dabei. Mode- und Stilexperte Jeroen van Rooijen beurteilt ihre Outfits für blue News.
04.08.2022
Die Herren aus der Teppichetage waren am vergangenen Wochenende dran. Heute wirft Mode- und Stilexperte Jeroen van Rooijen einen Blick auf sechs Schweizer Wirtschaftsfrauen.
Von Bruno Bötschi
20.08.2022, 07:35
21.08.2022, 10:51
Bruno Bötschi
Jeroen van Rooijen, am vergangenen Wochenende haben wir über das modische Äussere von Schweizer Chefs gesprochen. Heute möchte ich mit dir über die Outfits der helvetischen Managerinnen reden.
Okay, schiess los.
Ich zeige dir jetzt sechs Bilder von Schweizer Chefinnen. Nach kurzer Bedenkzeit möchte ich von dir jeweils eine kurze, knackige Einschätzung zum Outfit hören.
Nathalie Wappler, Direktorin Schweizer Radio und Fernsehen und stellvertretende Generaldirektorin SRG
«Frau Wappler trägt ein typisches Schweizer Merkmal, das mittlerweile bereits zum Klischee verkommen ist: die On-Sneakers. Manchen Schweizer*innen scheint es ein Anliegen zu sein, damit ein patriotisches Signal auszusenden.
Obwohl an dieser Schuhmarke – ausser dem Absender – nicht sehr viel schweizerisch ist. Aber das wäre ein anderes Thema. Dieses Outfit würde auch mit einem klassischen Schuh kein bisschen schlechter aussehen. Frau Wappler will mit den Sneakers an ihren Füssen wohl jung, lässig und dynamisch rüberkommen.
Der Damenanzug passt gut zu ihrer Figur. Die Hose ist sicher bequem zu tragen, spannt aber etwas über den sportlichen Wädli und ist nicht ultra-qualitätsvoll. Die Bügelfalten sind etwas sehr oldschool. Die Brille und die Frisur sind gut gewählt. Ich nehme an, dass Frau Wappler bei der SRG gegen keine grosse modische Konkurrenz antreten muss. Unter den Journalist*innen ist Mode kein grosses Thema.»
Yaël Meier, Gründerin Start-up Zeam
«Yaël Meier positioniert sich – zusammen mit ihrem Sidekick Jo Dietrich – gern als die Stimme der Jungen. Und so sieht sie auch aus: Eine hübsche, quirlige Influencerin in der Blüte des Lebens. Mit ihrer jugendlichen, fast kindlichen Ausstrahlung und ihrer Eloquenz ist sie eine Ausnahme-Erscheinung, sowohl bei den Generation-Z-Kids wie unter den Macherinnen und Managerinnen des Landes.
Einen klassischen Business-Look sehe ich bei ihr nicht, wenngleich sie natürlich immer wieder auch in Blazern und Anzug-Kombinationen auftritt. Das maritim angehauchte Top mit Matrosenkragen eignet sich besser für einen Beach-Cocktail als die Teppich-Etage. Doch das ist natürlich gewollt, denn diese Frau muss sich ja in allen Dingen von den älteren und traditionelleren Mitbewerberinnen unterscheiden.»
Beatrice Weder di Mauro, Ökonomieprofessorin
«Ich denke, dass Beatrice Weder di Mauro auf dem Bild ein Deux-Pièce trägt – also ein Kleid mit dem passenden Blazer dazu. Es ist ein Blazer mit einem Spitz-Revers, was als Signal des Angriffes gelesen werden kann. Diese aufsteigenden Revers-Kanten mit Spitz gibt es bei Männern übrigens nur bei zweireihigen Jacketts, bei den Frauen gibt es diese Variante auch bei einreihigen Modellen.
Es sieht ganz so aus, als sei das Kleidungsstück aus hochwertigem Material hergestellt worden. Ich finde es zudem typgerecht ausgewählt und es scheint sehr gut zu sitzen, was man an den Schultern erkennen kann. Der Schmuck ist ebenfalls gut gewählt und scheint sehr wertig zu sein. Das Make-up ist subtil. Verunsichert bin ich einzig wegen der gefärbten Haare, bei denen der Ansatz zu sehen ist. Ein Umstand, der aber manchmal nicht vermeidbar ist, weil nur die wenigstens Menschen jede Woche zum Coiffeur gehen können.»
Nina Müller, CEO Jelmoli
«Wow, eine coole Frau, die viel internationales Flair ausstrahlt. Die Frisur ist top, die Schminke auch, der Schmuck ebenfalls gut gewählt. Und ich mag das Kleid mit den akzentuierten Manschetten und den verspielten Bändeli. Die Uhr ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern und möglicherweise ein sanfter Hinweis auf Stand und Status. Im Gegensatz zu den Männern tragen die Frauen heute immer öfter immer grössere Uhren.
Einziger Punktabzug, den ich Frau Müller geben würde, ist die Kombination des goldenen Armbandes mit der platinfarbenen Uhr. Da fehlt mir die Raffinesse. Das Bild beweist zudem: Businessfrauen haben bei der Kleiderwahl viel mehr Spielraum als ihre männlichen Kollegen. Oft reicht ihnen zudem ein einziges Kleidungsstück für den perfekten Auftritt.»
Gabriela Manser, Geschäftsführerin, Verwaltungsratspräsidentin und Besitzerin Goba Mineralquelle
«Frau Manser ist ein ziemlich wilder Mensch. Die blondierte Frisur ist längst zu ihrem Markenzeichen geworden. Man erkennt sie sofort, wenn sie an Kongressen zwischen ein paar langweiligen Anzugstypen steht. So gesehen macht sie alles richtig, auch wenn mir persönlich ihr Stil zu provinziell erscheint.
Was im Übrigen nichts mit den blondierten Haaren zu tun hat – ich mag deren Schnitt nicht. Dafür hat Frau Manser superschöne Zähne und ein total cooles Lächeln. Damit gewinnt sie schon ganz viel. Die Brille ist zudem gut gewählt, der Schmuck okay, die Bluse hingegen etwas zu zerknittert und zu casual. Mein Fazit: Frau Manser ist, obwohl ich die Frisur nicht mag, eine überaus sympathische Erscheinung.»
Carolina Müller-Möhl, Investorin und Verwaltungsrätin Müller-Möhl Group
«Caroline Müller-Möhl ist eine elegante Frau, die viel Ruhe ausstrahlt und das, obwohl sie sehr oft mit Farben experimentiert. Auf diesem Bild trägt sie für meinen Geschmack etwas zu viel Schmuck und zeigt viel Dekolleté. Möglicherweise war das ein Anlass, der später nahtlos in die Abendveranstaltung überging.
Deshalb wählte sie vielleicht den modischen Mittelweg mit dem zweireihigen Jackett, welches sehr gut sitzt. Es scheint ein ordentliches Teil zu sein, aber wohl kaum eine Massarbeit. Ist aber auch nicht nötig, denn Frau Müller-Möhl hat eine Figur, die sie fast alles tragen lässt. Für den Auftritt an einem Symposium hätte ich allerdings noch ein T-Shirt unter dem Jackett angezogen, um dieses dann am Abend wegzulassen. Aber ich kenne die Agenda von Frau Müller-Möhl nicht, vielleicht reichte dafür die Zeit ganz einfach nicht.»
Damit sind wir mit den Managerinnen durch. Wie zufrieden bist du mit der dir vorgelegten Auswahl?
Sehr zufrieden.
Trotzdem die Frage: Gibt es noch andere Chef*innen, die dir in letzter Zeit in Sachen Mode aufgefallen sind?
Zur Person: Jeroen van Rooijen
Bild: zVg
Jeroen van Rooijen, Jahrgang 1970, aufgewachsen in der Ostschweiz, hat an der Zürcher Hochschule für Gestaltung in den späten 1980er Jahren Mode studiert. Das journalistische Handwerk erwarb in den mittleren 1990er Jahren bei Radio Zürisee, Radio 24, der Annabelle und der Modezeitschrift Bolero. Ab 2003 prägte er während 15 Jahren die Lifestyle-Berichterstattung der NZZ und der NZZ am Sonntag, wo er das Ressort «Stil» leitete und vielbeachtete Kolumnen schrieb. Von 2014 bis 2019 war er ausserdem wöchentlich mit dem «Stiltipp» auf Radio SRF3 zu hören. Seit 2018 ist van Rooijen als selbständiger Texter und Entwickler von Content-Strategien tätig und schreibt Kolumnen.
Manager, die wissen möchten, wie ein wirklich gut sitzender Anzug aussieht, sollten sich einmal Bilder vom Globus-CEO Franco Savastano anschauen. Der Mann ist nicht besonders gross gewachsen und auch nicht super schlank, trotzdem ist er immer gut angezogen. Herr Savastano ist der lebende Beweis dafür, dass ein Mann sich gut anziehen kann, auch wenn ihm der liebe Gott nicht die längsten Beine geschenkt hat.
Und bei den Frauen?
Da kommt mir als erstes Patrizia Laeri, die CEO und Gründerin der Finanzplattform ellexx.com in den Sinn. Sie ist eine äusserst stilvolle Frau. Und wenn mir noch ein kurzer Blick über die Landesgrenzen erlaubt sei, dann würde ich gerne noch Amal Clooney erwähnen. Die Anwältin und Ehefrau von George Clooney setzt mit ihrem Äusseren regelmässig den Benchmark in Sachen Kleidung für Businessfrauen.
Ich finde, es gibt Hoffnung. Und wie so oft in den letzten Jahren geht diese Hoffnung von den Frauen aus.
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29.03.2022
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