«Eurovision Song Contest»-Regelwerk So funktioniert die ESC-Jury

Franziska Pahle

27.4.2024

Der diesjährige Eurovision Song Contest wird in Malmö stattfinden. Für die Schweiz reist Nemo nach Schweden.
Der diesjährige Eurovision Song Contest wird in Malmö stattfinden. Für die Schweiz reist Nemo nach Schweden.
Bild: IMAGO/TT

Vom 7. Bis 11. Mai 2024 findet in der Malmö Arena in Schweden der nächste Eurovision Song Contest (ESC) statt. Doch wie funktioniert das komplizierte Regelwerk des Wettbewerbs? blue News erklärt es dir.

Franziska Pahle

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Eurovision Song Contest (ESC) findet vom 7. bis zum 11. Mai im Malmö statt.
  • Die Schweiz wird von Nemo («The Code») vertreten. Nemo kämpft im Halbfinale am 9. Mai um den Einzug ins Finale.
  • blue News hat das Regelwerk des ESCs für dich zusammgenfasst.

Seit dem ersten ESC im Jahr 1956, der in Lugano stattfand, bei dem sieben Länder mitgemacht haben, wurde der Wettbewerb immer grösser.

Und grösser.

Und grösser.

2024 sind 31 Länder vertreten. Das ist an einem Abend in einer Show gar nicht mehr zu schaffen. Darum gibt es seit 2008 vor der Endausscheidung zwei Semi-Finals.

Doch wie wird entschieden, wer wann auftreten darf? Wer ist in welcher Jury vertreten, und wer vergibt eigentlich die Punkte?

Die Regeln für den Eurovision Song Contest werden von der European Broadcast Union (EBU) festgelegt. blue News hat die wichtigsten Aussagen des Regelkatalogs mit Angaben von «eurovision.de» und SRF für dich zusammengefasst.

Diese Regeln gelten für die Teilnahme:

  • Garantierte Teilnehmer des ESCs sind die fünf Hauptgeldgeber der EBU (Europäische Rundfunkunion) und der Titelverteidiger – der gleichzeitig auch Gastgeber ist.
  • Die «Big Five» sind Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Spanien und Italien.
  • Es gibt zwei Halbfinale. Davon kommt jeweils die Top 10 ins Finale.
  • Egal ob Halbfinale oder Finale – für das eigene Land kann nicht gestimmt werden.
  • Es gilt politische Neutralität. In der Show soll der Zusammenhalt der Staaten im Vordergrund stehen.
  • Der Titel darf vorab keinen kommerziellen Erfolg erzielt haben.
  • Die Punkte werden national vergeben – ein Mix aus Jury- und Telefonvoting.
  • Neu: Ab 2024 wird die Startposition für die Hälfte der Finalacts per Los bestimmt. Die anderen Acts werden entweder in die erste Hälfte, die zweite Hälfte oder in die Kategorie «Producer’s Choice» eingeteilt. Für die letzte Kategorie können die Showproduzenten frei entscheiden, welche Startposition der Act einnimmt.

Wie funktioniert die Punktevergabe am ESC?

Jetzt wird es komplizierter. Seit 2023 haben nur noch die Zuschauer das alleinige Stimmrecht in den Halbfinalen. Im Finale stimmen alle teilnehmenden Länder ab, auch wenn ihre eigenen Künstler im Halbfinale ausgeschieden sind. Zur Erinnerung: Für das eigene Land kann man nicht abstimmen.

Seit 2023 können auch Fans aus Ländern, die nicht am ESC teilnehmen, über eine kostenpflichtige Online-Abstimmung teilnehmen. Diese Ergebnisse werden als «Rest of the World» zusammengefasst und tragen das gleiche Gewicht wie das Voting eines teilnehmenden Landes.

Ab 2024 können Zuschauer aus der ganzen Welt bereits fast einen Tag vor dem Finale über das «Rest of the World»-Voting abstimmen. Zudem können Zuschauer der teilnehmenden Länder direkt mit dem Beginn des ersten Auftritts im Finale voten. Das Voting in den Halbfinalen beginnt nach allen Auftritten.

Die Jury bewertet die Beiträge während der zweiten Generalprobe im eigenen Land und erstellt eine Gesamtreihenfolge für die Teilnehmer. Die besten zehn Titel werden mit eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, zehn und zwölf Punkten bewertet. Dabei werden die Wertung von Jury und Zuschauern seit 2016 voneinander getrennt.

Jedes Land kann einem Teilnehmer also bis zu 24 Punkte geben. Zwölf durch die Jury und zwölf durch die Zuschauer. Bei Punktegleichstand entscheidet die höhere Zuschauerwertung, dann die höhere Jurywertung. Bei weiterem Gleichstand entscheidet eine Jury-Mehrheitsentscheidung.

Uff, soweit so gut. Wer in die Jury darf, ist auch nochmal fix geregelt: Here we go:

Diese Regeln gelten für die Jury:

  • Die Jury besteht aus fünf Experten pro Teilnehmerland mit ausgewogener Zusammensetzung in Alter, Geschlecht und beruflichen Hintergrund.
  • Jurymitglieder müssen Staatsbürger des betreffenden Landes sein, in den letzten zwei Jahren nicht Teil der Jury gewesen sein und einen der aufgeführten Berufe ausüben: Hörfunkmoderator:in, Musiker:in, Komponist:in, Textdichter:in oder Produzent:in.
  • Sie dürfen keine geschäftliche Beziehung zu den Kandidaten haben oder Mitarbeiter:innen der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten sein.

Übrigens: Die Schweizer Jury wird erst nach dem Wettbewerb bekannt gegeben. So kann niemand bestochen werden.

Wer in die Jury darf, ist somit klar. Aber wer darf auf die Bühne?

Diese Regeln gelten für die Teilnehmer:innen

  • Mindestalter für die Teilnahme: 16 Jahre.
  • Es dürfen nicht mehr als sechs Personen auf der Bühne stehen.
  • Tiere dürfen nicht auf die Bühne.
  • Jede und jeder Künstler:in darf in einem Jahr nur für ein Land antreten.
  • Die Gesangsperformance muss live sein.
  • Musik wird per Playback eingespielt.
  • Das Lied darf keine politische Botschaft enthalten.
  • Das Lied darf dem Image des Wettbewerbs nicht schaden.
  • Das Lied darf keine Werbung enthalten.
  • Im Lied darf nicht geflucht werden.
  • Die Vortragssprache darf selbst gewählt werden.
  • Die ESC-Songs dürfen frühestens am 1. September im Vorjahr veröffentlicht werden.
  • Es muss sich um einen Originalsong handeln.
  • Der Beitrag darf die Zeitspanne von drei Minuten nicht überschreiten.

Fast geschafft! Zum Schluss – wie wurde eigentlich entschieden, wer die Schweiz am ESC vertreten darf? SRF erklärt auf seiner Webseite:

Musikerinnen und Musiker waren eingeladen, ihre Songs für die Schweizer Teilnahme am Eurovision Song Contest 2024 in Malmö einzureichen. Der Schweizer Beitrag wurde anhand eines mehrstufigen internen Selektionsprozesses durch eine internationale Publikums- und Fachjury bestimmt. Wie beim ESC-Finale zählten die Stimmen zu je 50 Prozent.

Hier noch ein paar weitere Details:

So wird entschieden, wer für die Schweiz antritt:

  • Der Selektionsprozess für den Schweizer Beitrag am ESC 2024 in Malmö wurde nationaler gestaltet.
  • 427 Lieder wurden eingereicht, davon stammten 40 % aus der Schweiz.
  • Eine internationale Publikums-Jury, ergänzt durch eine Experten-Jury aus 20 Ländern, bewerteten die Songs in verschiedenen Auswahlrunden.
  • Fünf Final-Songs wurden ausgewählt. Die Künstler:innen wurden Anfang vergangenen Dezember ins Performance-Bootcamp nach Zürich eingeladen.
  • Der Schweizer Song für den ESC 2024 wurde aus diesen Top 5 ausgewählt.
  • Der Selektionsprozess wurde vom SRF in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Link umgesetzt.

Und wie wir alle wissen: Am Eurovision Song Contest 2024 wird uns Nemo in Malmö vertreten. Am 9. Mai kämpft Nemo um den Einzug ins Finale.

Wir freuen uns und drücken die Daumen!


Mehr Videos aus dem Ressort

Nemo mit «The Code» am ESC 2024: «Die Schweiz wird dieses Jahr richtig viel reissen»

Nemo mit «The Code» am ESC 2024: «Die Schweiz wird dieses Jahr richtig viel reissen»

Nemo reist mit «The Code» für die Schweiz an den ESC nach Malmö. Die blue News Redaktorinnen Nicole Agostini und Carlotta Henggeler haben den Song unter die Lupe genommen und wagen eine erste Prognose.

07.03.2024