Mitnahme geheimer Unterlagen Prozess gegen Trump in Dokumenten-Affäre bis auf Weiteres verschoben

SDA

8.5.2024 - 05:00

Schweigegeldprozess: Trumps Ex-Pressechefin im Zeugenstand

Schweigegeldprozess: Trumps Ex-Pressechefin im Zeugenstand

STORY: Im Schweigegeldprozess gegen Donald Trump im Zusammenhang mit dem Pornostar Stormy Daniels wurde am Freitag in New York seine ehemalige Pressechefin Hope Hicks in den Zeugenstand gerufen. Die damals 26-Jährige koordinierte 2016 seine Presseauftritte und entschied mit, wem Donald Trump wann Interviews gab. Die Ex-Vertraute des früheren US-Präsidenten schilderte ihre Sicht auf den Skandal rund um ein Video, das damals von der «Washington Post» veröffentlicht wurde und das sexistische Aussagen Trumps enthielt. Die Staatsanwälte gehen davon aus, dass die Aufregung über das Video, Trumps Anwalt dazu bewegten, der Pornodarstellerin Stormy Daniels ein Schweigegeld zu zahlen. Trump bestreitet eine Affäre mit ihr, gibt aber zu, dass Geld geflossen ist. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft handelte es sich bei der Zahlung um eine illegale Wahlkampfspende, mit der Trump kurz vor der Präsidentschaftswahl 2016 einen Sexskandal und Ehebruch verheimlichen wollte, um seine Chance auf das höchste Staatsamt zu wahren.

08.05.2024

Trump verbringt derzeit viel Zeit vor Gericht in New York. Weitere Verfahren gegen ihn will er so weit wie möglich verzögern. Über die jüngste Entscheidung in einem anderen Fall dürfte er sich freuen.

8.5.2024 - 05:00

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Etappensieg für Donald Trump: Der offizielle Beginn des Gerichtsprozesses gegen den früheren US-Präsidenten in der Affäre um die Mitnahme geheimer Regierungsdokumente ist auf unbestimmte Zeit verschoben worden.
  • Der bisher geplante Prozessbeginn am 20. Mai sei aufgehoben, kündigte die zuständige Richterin an.
  • Grund dafür seien offene Rechtsfragen.
  • Damit gilt als unwahrscheinlich, dass der Prozess vor der Präsidentenwahl im November beginnt.

Der offizielle Beginn des Gerichtsprozesses gegen den früheren US-Präsidenten Donald Trump in der Affäre um die Mitnahme geheimer Regierungsdokumente ist auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Der bisher geplante Prozessbeginn am 20. Mai sei aufgehoben, kündigte die zuständige Richterin Aileen Cannon am Dienstag in einem Schreiben an. Grund dafür seien offene Rechtsfragen. Damit gilt als unwahrscheinlich, dass der Prozess vor der Präsidentenwahl im November beginnt.

Die Entscheidung ist ein Erfolg für den Republikaner, da dieser versucht, einen möglichen Prozessbeginn so weit wie möglich hinauszuzögern. Der 77-Jährige will nach der Präsidentenwahl wieder ins Weisse Haus einziehen. Trump muss sich aktuell auch vor einem Gericht in New York im Zusammenhang mit Schweigegeldzahlungen an eine Pornodarstellerin verantworten. Deshalb verbringt er regelmässig viele Stunden im Gerichtssaal. Doch dieser Prozess ist nicht Trumps einziges juristisches Problem.

Schweigegeldprozess: Donald Trump am Dienstag im Gerichtssaal in Manhattan.
Schweigegeldprozess: Donald Trump am Dienstag im Gerichtssaal in Manhattan.
Bild: Keystone/Win McNamee/Pool Photo via AP

Trump war in der Dokumenten-Affäre im vergangenen Jahr auf Bundesebene angeklagt worden. Ihm wird in diesem Fall die gesetzeswidrige Aufbewahrung höchst sensibler Informationen aus seiner Zeit als Präsident (2017 bis 2021) vorgeworfen. Im August 2022 hatte die Bundespolizei FBI Trumps Villa in Florida durchsucht und mehrere als streng geheim eingestufte Dokumenten-Sätze beschlagnahmt. Vorgeworfen wird Trump auch eine Verschwörung zur Behinderung der Ermittlungen: So soll er versucht haben, mithilfe von Mitarbeitern Material aus Überwachungskameras verschwinden und Kisten mit Dokumenten wegschaffen zu lassen.

Zuständige Richterin einst von Trump ernannt

Trump plädierte bei der Vorstellung der Anklage in Miami im vergangenen Jahr auf «nicht schuldig». Seine Anwälte versuchen, das Verfahren noch abzuwenden. Sie berufen sich dabei unter anderem auf Trumps Immunität als Präsident. Sie argumentieren, die Aufbewahrung der Dokumente als persönliche Unterlagen sei eine Amtshandlung des Präsidenten gewesen. «Präsident Trump hat Anspruch auf Immunität für diese Amtshandlung, und das muss auch die Immunität vor strafrechtlicher Verfolgung einschliessen», schrieben sie in einem entsprechenden Antrag.

Die in dem Dokumenten-Verfahren zuständige Richterin Cannon ist einst von Trump ernannt worden. Kritiker werfen ihr vor, das Verfahren zu verschleppen und Anträge in Zeitlupe zu bearbeiten. Als Begründung für die Verschiebung des Prozessbeginns schrieb Cannon, dass die Festlegung eines Verhandlungstermins zum jetzigen Zeitpunkt «unüberlegt» wäre. Es gebe zu viele offene Rechtsfragen, die noch zu klären seien. Es bedürfe entsprechender Vorbereitungen und Zeit, diese vollständig und fair zu behandeln, um diesen Fall einer Geschworenenjury vorzulegen

Insgesamt ist Trump im Wahljahr mit vier strafrechtlichen Verfahren gegen ihn konfrontiert: Neben dem Prozess in der Dokumenten-Affäre und dem Schweigegeld-Fall in New York gibt es noch ein Wahlbetrugsverfahren auf Bundesebene und ein weiteres im US-Bundesstaat Georgia.

Supreme Court befasst sich mit Frage nach Trumps Immunität

Trumps Anwälte berufen sich auch in dem Wahlbetrugsverfahren auf Bundesebene auf die präsidiale Immunität und versuchen so, das Verfahren zu stoppen. Der Oberste Gerichtshof der USA hat die Berufung Trumps in diesem Fall angenommen und befasst sich derzeit mit der zentralen Frage nach dessen Immunität vor Strafverfolgung. Eine Entscheidung wird in einigen Wochen erwartet. Diese dürfte auch einen Einfluss auf die meisten anderen Strafverfahren gegen Trump haben.

Trump, der wieder Präsident werden will, bezeichnet die Ermittlungen gegen ihn regelmässig als «politische Hexenjagd» und stellt sich als Justizopfer dar. Bei der Präsidentenwahl im November deutet alles auf eine Neuauflage des Rennens zwischen ihm und dem demokratischen Amtsinhaber Joe Biden hin. Bisher haben Trump die Ermittlungen gegen ihn in Umfragen nicht geschadet. Dies könnte sich ändern, wenn der Republikaner von einer Geschworenenjury noch vor der Wahl verurteilt werden würde. Mit juristischen Winkelzügen versucht er deshalb, die die verschiedenen Verfahren gegen ihn so weit wie möglich zu verzögern.

SDA