«Assassin's Creed Mirage» Findet die Serie mit der Rückkehr nach Bagdad zurück in die Spur?

Von Pascal Wengi

4.10.2023

In «Assassin's Creed Mirage» schlüpfen die Spieler in die Rolle von Basim.
In «Assassin's Creed Mirage» schlüpfen die Spieler in die Rolle von Basim.
Ubisoft

Die «Assassins Creed»-Reihe wagt mit «Mirage» einen Schritt zurück zu ihren Ursprüngen. Ob das der sich selbst entfremdedeten Franchise hilft, haben wir getestet.

Von Pascal Wengi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • «Assassins Creed Mirage» fokussiert sich wieder mehr auf Schleichen und List, mit Basim als neuem Meuchelmörder-Protagonisten.
  • «Mirage» nutzt viele Elemente aus seinem Vorgänger und wirkt eher wie ein Spin-off oder geplante Erweiterung als ein Hauptspiel.
  • Das Spiel bietet eine kompakte und lebendige Welt im goldenen Zeitalter von Bagdad, trotz einiger Kreativitätsmängel.

Nach Reisen ins viktorianische London, ins revolutionäre Paris und ins antike Griechenland, führt «Assassin's Creed Mirage» die Spieler wieder zurück in den Nahen Osten, dorthin, wo alles begann.

Die geographische Rückkehr zum Alten scheint nicht bloss Zufall, denn das Spiel möchte sich wieder seinen Ursprüngen nähern – auch gameplaytechnisch. Besonders mit dem letzten Ableger der Serie hat sich «Assassins Creed» doch etwas von seiner ursprünglichen Idee eines Schleich-Attentäter-Spiels entfremdet und ist immer mehr zu einem Rollenspiel geworden. So war es in «Valhalla» auch möglich, das Spiel wahlweise als Berserker, der wild schreiend mit Doppeläxten auf seine Gegner zustürmt, durchzuspielen – also alles andere als ein verstohlener Assassine.

Schleichen, Schatten und List wurden immer unwichtiger und eine optionale Wahl in einem überfüllten Fähigkeitenbaum. «Mirage» will das nun wieder korrigieren und Basim, der neue Protagonist wird zum Meuchelmörder. Zwar gibt es wieder einen Fähigkeitenbaum und Rollenspiel-Elemente, aber diese zielen alle auf ein listiges und verdecktes Vorgehen ab. Basim erhält neue Fähigkeiten und Werkzeuge, die ihm das Leben als Assassine vereinfachen und nicht, um ihn zum Doppelschwerter-Supersoldaten mit Feuerbällen abzuwandeln.

Rückkehr und Rückschritt

Generell fühlt sich «Assassins Creed Mirage» wieder mehr wie das Original von 2007 an. Das liegt einerseits am Setting im nahen Osten, knapp um die erste Jahrtausendwende, andererseits am Fokus aufs Schleichen und das listige Vorgehen. Fans der ersten Teile, wird es freuen.

Was dafür nicht so viel Freude macht, ist der Umstand, dass Ubisoft mit diesem Rückschritt auch etwas die Kreativität vermissen lässt. Ausser einzelner neuer Gameplay-Mechaniken, die mittlerweile jedes Action-Adventure bietet, bringt «Assassins Creed Mirage» nichts mit an den Tisch. Zu sehr fühlt sich «Mirage» an wie ein Lückenfüller zwischen den «grossen» Teilen, die ja schon angekündigt wurden und heiss erwartet werden.

Hinterhältige Manöver werden wieder zentrailer und man kehrt vermehrt zurück zu den Wurzeln.
Hinterhältige Manöver werden wieder zentrailer und man kehrt vermehrt zurück zu den Wurzeln.
Ubisoft

Der Nebenschauplatz der Geschichte

Dabei nutzt das Spiel die Engine, Grafik und Spielmechaniken von «Valhalla» und zwar in einem solchen Ausmass, dass sich kaum leugnen lässt, dass dieses Spiel mal als Erweiterung angedacht war und nun separat veröffentlicht wird. Das würde auch storytechnisch Sinn machen, denn mit Basim steuert der Spieler eine Figur, die in «Valhalla» schon auftauchte. Das muss zwar an sich nichts Schlechtes sein, aber man muss sich als Käufer bewusst sein, was man sich da holt. «Assassins Creed Mirage» ist kein neuer Hauptteil der Serie, sondern fühlt sich eher an wie ein Spin-off, eine Nebenspiel.

Mir persönlich gefällt die Kursänderung und dass die Serie wieder mehr Fokus aufs Schleichen und Attentate legt. Hier liefert «Assassins Creed Mirage» ab, bringt jedoch zu wenig Frische mit sich. An einigen Stellen übernimmt es sogar die Sünden der Vorgänger, welche mit dem Fokus aufs Schleichen nur noch besser erkennbar werden. So funktionieren die Parkour-Elemente jetzt noch schlechter als noch in «Valhalla». Das hat den Doppelaxt-Berserker kaum gejuckt, den Assassinen in «Mirage» aber schon.

Bagdad in seiner vollen Blüte ist ein wunderbarer Schauplatz für das Spiel.
Bagdad in seiner vollen Blüte ist ein wunderbarer Schauplatz für das Spiel.
Ubisoft

Es muss nicht immer Paris oder London sein

Positiv zu erwähnen ist dafür der Schauplatz. Bagdad im goldenen Zeitalter ist dicht, kompakt und lebendig. Keine überdehnte Karte, die zur seelenlosen Sammelwut zwingt. Zwar hat man nicht viele Vorstellungen, wenn man an Bagdad im 9. Jahrhundert denkt und nicht gerade Geschichtsprofessor ist. Dennoch bietet die Hauptstadt in der Blütezeit des Islam einige interessante Orte und ist Schauplatz von Intrigen, Verschwörungen und dem Aufstieg der Assassinen.