«Lasse mir Liebe zum Beruf nicht kaputtmachen» Schwuler Lehrer verliert Job wegen Eltern – jetzt spricht er

Sven Ziegler

2.5.2024

Die Trennung erfolgte auf Druck der Eltern – ab Sommer hat der Lehrer einen neuen Job. 
Die Trennung erfolgte auf Druck der Eltern – ab Sommer hat der Lehrer einen neuen Job. 
PantherMedia / Erika Eros

Vor rund zwei Wochen wurde publik, dass ein schwuler Lehrer auf Druck der Eltern seinen Job in Pfäffikon ZH verlor. Nun äussert er sich zur Debatte.

Sven Ziegler

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • In Pfäffikon ZH kam es in einer 5. Klasse zu einem Eklat.
  • Ein schwuler Lehrer unterrichtete Sexualkunde.
  • Das passte nicht allen.
  • Mehrere wertkonservative Eltern beschwerten sich bei der Schulleitung.
  • Am Ende kam es zur Trennung.

Der Fall des schwulen Primarlehrers Daniel Brunner*, der an der Pfäffiker Schule Obermatt unter Beschuss geriet und von der Schulleitung zum Rücktritt gedrängt wurde, hat eine Welle der Solidarität ausgelöst. Zwei Wochen nachdem sein Fall bekannt wurde, spricht er nun erstmals offen über die Reaktionen auf seine Geschichte.

«Es ist mir ein grosses Anliegen, mich bei all den vielen Menschen zu bedanken, die mir mit ihren Kommentaren, Zuschriften und Aktionen den Rücken gestärkt und Anteil genommen haben. Das bedeutet mir die Welt», sagt er in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger». Brunner sagt, er fühle sich von Tausenden Menschen getragen und berührt.

Die mediale Aufmerksamkeit für seinen Fall hat Debatten über Themen wie Vielfalt in der Schule, Lehrplaninhalte, Elternbeteiligung, die Rolle der Lehrkräfte und die Arbeitsbedingungen an Schulen ausgelöst. Brunner sagt: «Ich bin stolz, etwas Grösseres angestossen zu haben.» 

Sein Hauptanliegen bleibt jedoch die Situation an der Pfäffiker Schule, und er ist erfreut über die Ankündigung der Schulpflege, die Vorkommnisse aufzuarbeiten. «Das ist vor allem für meine Freundinnen und Freunde im Kollegium relevant.»

Neue Stelle nach den Sommerferien

Obwohl ihm die Schulpflege und die Schulleitung eine Mitverantwortung am Ende seines Arbeitsverhältnisses zuschreiben, nimmt er dies gelassen hin. Er betrachtet es als defensives Vorgehen. «Ich dagegen bin eine engagierte Person, die Probleme beim Namen nennt und Lösungen sucht, statt sie unter den Teppich zu kehren.» 

Trotz der Herausforderungen während der Geschichte bleibt seine Liebe zum Lehrberuf unerschütterlich, betont er im «Tages-Anzeiger». Nach den Sommerferien wird er an einer anderen Schule eine neue Stelle antreten. «Ich liebe meinen Beruf. Und diese Liebe lasse ich mir von niemandem kaputtmachen.»

* Name geändert