Hoch invasiver Eindringling Die «unbesiegte» Feuerameise ist in Europa angekommen

mmi

12.9.2023

Forscher haben auf Sizilien erstmals Populationen der Roten Feuerameise in freier Wildbahn entdeckt. 
Forscher haben auf Sizilien erstmals Populationen der Roten Feuerameise in freier Wildbahn entdeckt. 
Bild: Imago images/Shotshop

Die Rote Feuerameise ist erstmals in Europa nachgewiesen worden. Die hoch invasive Ameisenart verbreitet sich schnell und bedroht heimische Arten und Ökosysteme. Und die Schweiz?

mmi

12.9.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Rote Feuerameise ist erstmals in Europa entdeckt worden.
  • Ein Forschungsteam hat die hoch invasive Ameisenart erstmals in der freien Natur in der sizilianischen Stadt Syrakus (IT) nachweisen können. 
  • Gemäss den Studienergebnissen verbreitet sich die Rote Feuerameise rasch und bedroht heimische Arten und Ökosysteme. 
  • In der Schweiz ist die Bekämpfung invasiver Arten föderal organisiert – das heisst, die Kantone sind dafür zuständig.
  • Gemäss der Konferenz für der Vorsteher der Umweltschutzämter seien hierzulande keine Fälle der roten Feuerameise bekannt.

Der Artikel wurde zuletzt am Mittwoch, 13. September 2023 um 13 Uhr aktualisiert.

Sie stammt aus Südamerika, ist aggressiv, spritzt scharfes Gift und kann ganze Ökosysteme verdrängen. Die Rote Feuerameise ist erstmals in Italien entdeckt worden und scheint sich in Europa festsetzen zu wollen. 

Ein Forschungsteam hat 88 Nester mit teils mehreren Tausend Ameisen auf einer Fläche von fünf Hektar – was einer Fläche von circa dreieinhalb Fussballfeldern entspricht – in der Nähe von Syrakus auf der italienischen Mittelmeerinsel Sizilien entdeckt. Die Ergebnisse haben sie am Montag im Fachjournal «Current Biology» veröffentlicht.

Die Solenopsis invicta (wissenschaftlicher Name der Roten Feuerameise) sei eine der schlimmsten invasiven Arten, schreibt der Hauptautor der Studie, Mattia Menchetti, in einer Erklärung. Das zeigt auch schon die Übersetzung des lateinischen Ausdrucks: Wörtlich heisst Solenopsis invicta «unbesiegte Feuerameise». 

Dass das Forscherteam die Rote Feuerameise in Italien gefunden hat, sei eine Überraschung gewesen, kommentiert Menchetti weiter. «Aber wir wussten, dass dieser Tag kommen würde», so der Forscher am Institut für Evolutionsbiologie in Spanien. 

Von Südamerika um die Welt

Ursprünglich ist die eingeschleppte Ameise in Südamerika beheimatet, hat sich aber im letzten Jahrhundert in weiten Teilen der USA, Mexiko, der Karibik, China und Australien verbreitet.

Wie die Rote Feuerameise nach Europa gekommen ist, geht aus der Studie nicht abschliessend hervor. Genanalysen lassen jedoch vermuten, dass sie über Routen mit Handelsschiffen und Windströmen aus den USA oder China hierhergelangten.

Weiter zeigen die Studienergebnisse, dass die Rote Feuerameise in Europa bereits vereinzelt entdeckt wurde – etwa auf Importprodukten in Spanien, Finnland und den Niederlanden. Eine Population in freier Natur ist nun erstmals in Syrakus nachgewiesen worden.

Äusserst aggressiv

Die Insekten reagieren äusserst aggressiv, wenn sie gestört werden. Zuerst beissen sie, um anschliessend ein Sekret über ihren Giftstachel in die Wunde zu spritzen – meist mehrmals hintereinander. Die Haut wird dadurch empfindlich gestört und verursacht mühsam juckende rote Pusteln. Die höchst invasive Art vermag einheimische Ameisenarten zu verdrängen sowie Nutzpflanzen und weitere Teile der lokalen Ökosysteme zu schädigen.

Gemäss Studienleiter Menchetti sei Neuseeland das einzige Land, das mit einem mehrjährigen Programm die eingeschleppte Rote Feuerameise ausrotten konnte. Demnach empfehlen die Wissenschaftler, sich ein Beispiel am Inselstaat zu nehmen. Es brauche ein koordiniertes Vorgehen, und zwar sofort, fordert Menchetti eindringlich.

Und in der Schweiz?

In der Schweiz obliegt die Bekämpfung invasiver Arten den Kantonen.  Gemäss der Konferenz der Vorsteher der Umweltschutzämter Schweiz, die unter anderem die Aktivitäten der Kantone zusammenfasst, seien in der Schweiz noch keine Roten Feuerameisen gemeldet worden. 

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