Weltrekord-Blitztor Baumgartner trifft nach irrem Solo nach 7 Sekunden – und wird von Wirtz fast noch übertroffen

Syl Battistuzzi

25.3.2024

Christoph Baumgartner schreibt Fussball-Geschichte. 
Christoph Baumgartner schreibt Fussball-Geschichte. 
IMAGO/Eibner

Nur sieben Sekunden nach dem Anstoss trifft der Österreicher Christoph Baumgartner in der Slowakei. Nur drei Stunden später hätte der Rekordschütze fast seinen Titel schon wieder verloren – DFB-Star Florian Wirtz skorte in Frankreich nach acht Sekunden.

S. Battistuzzi

25.3.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Nach nicht einmal sieben Sekunden trifft Christoph Baumgartner für Österreich und knackt damit den Rekord vom Belgier Christian Benteke als schnellster Torschütze, der 2016 nach 8,1 Sekunden traf. 
  • Zwischen Baumgartner und Benteke drängelte sich am Samstagabend dann noch Florian Wirtz, dessen Führung gegen Frankreich knapp unter acht Sekunden handgestoppt wurde.
  • Innerhalb eines Tages fielen damit das schnellste und zweitschnellste Tor der Herren-Länderspielgeschichte.

Wer am Samstagabend nicht pünktlich um 18.00 Uhr im slowakischen Nationalstadion Platz genommen hatte, verpasste schon das Highlight des Spiels. Nur 6,3 Sekunden nach Anpfiff lag der Ball schon im Tor des Heimteams. 

Österreichs Christoph Baumgartner hatte nach dem Anstoss von Michael Gregoritsch drei Gegenspieler überspielt und war danach ungehindert Richtung Tor marschiert. Sein Schuss von knapp ausserhalb des Strafraums passte perfekt ins linke untere Eck.

«So scharf geschossen wie James Bond, würde ich sagen», meinte der Leipzig-Profi in den Stadion-Katakomben. «Wir haben das schon öfter gemacht, dass wir ein Zeichen setzen mit dem Anstoss», verriet Baumgartner. Eigentlich hätte nach dem ersten Dribbling ein Pass in den Halbraum folgen sollen. Doch der war zugestellt. «Ich habe mir gedacht: Zurückziehen kann ich auch nicht, jetzt gehe ich durch und riskiere einfach.» 

Das Risiko zahlte sich aus. In der Heimat jubelt man über den Rekordmann, der den Spitznamen «007-BAUMI» verpasst bekam. «Leistete in den ersten sieben Sekunden mehr als andere in einer Arbeitswoche», schrieb «Der Standard».

Laut ORF-Archiv war sein Treffer das schnellste Tor aller bislang weltweit absolvierten Länderspiele. Bisher war laut ORF-Angaben der Belgier Christian Benteke schnellster Torschütze, er traf am 11. Oktober 2016 in der WM-Qualifikation in Faro gegen Gibraltar nach 8,1 Sekunden.

Wirtz-Tor vom Standardtrainer geplant

Zwischen Baumgartner und Benteke drängelte sich am Samstagabend nur drei Stunden später noch Florian Wirtz, dessen Führung gegen Frankreich knapp unter acht Sekunden handgestoppt wurde. «Er hat sich nicht gemeldet. Ich bin schon froh, dass er bisserl langsamer war», so Baumgartners Kommentar.

Der 20-Jährige von Bayer Leverkusen überholte damit immerhin Lukas Podolski, der 2013 beim 4:2 gegen Ecuador nach neun Sekunden getroffen hatte. Das schnellste Länderspiel-Tor der DFB-Historie entsprang einem Plan.

Der Ruhm für das Tor gebührte neben Schütze Florian Wirtz und Vorbereiter Toni Kroos auch Mads Buttgereit. Der 38-jährige Däne ist seit Sommer 2021 Standardtrainer beim DFB und hatte die Idee für das imponierende Überfall-Tor.

«Mads hat gesagt, dass wir das beim Kickoff versuchen sollen», berichtete Bayern-Profi Jamal Musiala nach dem Spiel. Kai Havertz spielte beim Anstoss den Ball auf Kroos und sprintete dann ebenso wie Musiala nach vorne. Kroos drehte mit dem Ball eine Pirouette und passte dann zentimetergenau überraschend steil auf Wirtz, der den Ball annahm, ein paar Meter dribbelte und die Franzosen mit einem wunderbaren 22-Meter-Schuss unter die Latte schliesslich überrumpelte. «Wir waren kalt erwischt und passiv, wir konnten nicht gut neu starten», kommentierte Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps.

Es war eine grandiose deutsche Spiel-Ouvertüre. «Der Anstoss war so geplant, war herausragend von Standardtrainer Mads Buttgereit vorbereitet», sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann. Die Ausführung sei genau so gedacht gewesen. «Tatsächlich haben wir das nicht trainiert», verriet Wirtz nach seinem ersten Länderspieltor, «aber wir sind es auf der Leinwand durchgegangen.»

Kroos kommentierte die erfolgreiche Aktion typisch launig: «Die Standardtrainer haben ja genug Zeit gehabt – vier Monate – sich was auszudenken.» Es sei «in der Tat so geplant» gewesen.

Alain Sutter hält Schweizer Rekord

Nicht ganz so schnell unterwegs waren die Nati-Spieler. Den Rekord hält Alain Sutter, der im September 1988 beim 4:1-Sieg gegen Luxemburg nach 22 Sekunden traf. In der jüngeren Zeit am nächsten an seine Marke kam Haris Seferovic. 56 Sekunden dauerte es am 12. Juni 2022 im Nations-League-Spiel gegen Portugal, bis der Stürmer die Partie in Genf so richtig lancierte. 

Ebenfalls im SFV-Trikot in der 1. Minute getroffen haben Georges Aeby (SCO – SUI, 15.5.1946), René Maillard (LUX – SUI, 18.9.1949), Marcel Mauron (NED – SUI, 22.3.1953), Robert Ballaman (SUI – CZE, 10.5.1956) und Karl Odermatt (SUI – MEX, 18.6.1966).