Explosives Kreuzverhör erwartet Ex-Anwalt Cohen belastet Trump mit weiteren Aussagen

AP/dpa

14.5.2024 - 19:25

Michael Cohen (r) wurde als Trumps rechtlicher «Ausputzer» bekannt – mit enger Beziehung und direktem Zugang zum ehemaligen Präsidenten.
Michael Cohen (r) wurde als Trumps rechtlicher «Ausputzer» bekannt – mit enger Beziehung und direktem Zugang zum ehemaligen Präsidenten.
Bild: Keystone/AP/Julia Nikhinson

Donald Trumps früherer Anwalt Michael Cohen hat den ehemaligen US-Präsidenten auch am zweiten Tag seiner Aussage vor Gericht schwer belastet.

14.5.2024 - 19:25

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  • Kronzeuge Michael Cohen hat im Schweigegeld-Prozess gegen Donald Trump eine direkte Verbindung zwischen dem ehemaligen Präsidenten und Zahlungen an Pornostar Stormy Daniels hergestellt.
  • Um seine Chancen bei der Präsidentschaftswahl 2016 zu wahren, habe Trump seinen ehemaligen Anwalt laut dessen Aussage mit der Zahlung von 130’000 Dollar beauftragt und eine Erstattung des Geldes versprochen.
  • «Mach es einfach», habe Trump zu Cohen gesagt, berichteten im Gerichtssaal anwesende Journalisten übereinstimmend.

Im Detail schilderte Cohen am Dienstag im Schweigegeldprozess gegen Trump Zahlungsvorgänge, bei denen der eigentliche Verwendungszweck des Geldes verschleiert worden sei. Trump hörte den Ausführungen Cohens mit teils geschlossenen Augen zu und zeigte wenig Regung.

Unter anderem legte Staatsanwältin Susan Hoffinger Schecks vor und fragte ihn bei jedem, ob die Information darauf falsch sei. Cohen bejahte jedes Mal und antwortete auf die Frage, wessen Unterschrift darunter zu lesen sei: «Donald J. Trump».

Trump wird vorgeworfen, Geschäftsunterlagen gefälscht zu haben, um Schweigegeldzahlungen zu vertuschen, die Cohen tätigte, um potenziell schädliche Storys zu kaufen und aus der Öffentlichkeit herauszuhalten. Unter anderem zahlte Cohen laut der Anklage 130’000 Dollar an die Pornodarstellerin Stormy Daniels und erhielt das Geld von Trump erstattet. Diese Zahlungen bilden die Grundlage für die Anklage Trumps.

Showdown vor Gericht: Kronzeuge belastet Trump

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Cohen räumte ein, dass Rechnungen, die er erstellt habe, gefälscht gewesen seien. Er sagte, er habe während eines Treffens im Weissen Haus mit Trump die Rückzahlung des Schweigegelds an ihn besprochen. Trump habe ihn bei dem Treffen im Februar 2017 gefragt, ob er noch Geld brauche. Darauf habe er, Cohen, geantwortet: «Alles ok, denn ich kann mir einen Scheck holen.»

Spektakuläres Kreuzverhör erwartet

Bekannt wurde Cohen als Trumps rechtlicher «Ausputzer» oder «Pitbull» mit enger Beziehung und direktem Zugang zu diesem – einst sagte er, er würde eine Kugel für Trump abfangen. In der Befragung vor Gericht beschrieb er im Detail, wie er jahrelang Menschen für Trump unter Druck gesetzt hatte und Probleme verschwinden liess. Der heute 57-Jährige hatte schon 2018 auch wegen seiner Rolle bei eben jenen Schweigegeldzahlungen an Stormy Daniels auf schuldig plädiert – und unter anderem wegen Falschaussage eine Haftstrafe abgesessen. 2018 war Trump noch US-Präsident und wurde von der Staatsanwaltschaft nicht strafrechtlich verfolgt.

Nach der Befragung durch die Staatsanwaltschaft steht im Prozess als Nächstes das Kreuzverhör Cohens durch Trumps Verteidigung an. Es wird erwartet, dass die Befragung mit äusserster Aggressivität die Glaubwürdigkeit Cohens angreifen wird. Trumps Anwälte hatten den Zeugen bei ihrem Eröffnungsplädoyer bereits als von Rachegelüsten getrieben dargestellt und betont, dass er unter Eid gelogen hatte.

Der Staatsanwaltschaft ist bewusst, dass Cohens Glaubwürdigkeit als verurteilter Lügner eine grosse Schwachstelle der Anklage darstellt. Deshalb versuchte Staatsanwältin Susan Hoffinger gegenüber den zwölf Geschworenen so viele Aussagen Cohens wie möglich mit E-Mails, Daten zu Telefonanrufen und anderen Dokumenten zu belegen. Dabei ging es auch darum, zu zeigen, dass Trump als Chef ein Kontrollfreak ist, der stets eng informiert war, wenn es um die Zahlung des Schweigegeldes ging.

Trump gibt sich unbeteiligt

Trump, am Dienstag in dunkelblauem Anzug und gelber Krawatte, schien während der Befragung den Berichten zufolge die meiste Zeit ruhig, hatte teilweise die Augen geschlossen, was einige Medien mutmassen liess, er sei eingeschlafen. Der Angeklagte hatte auch am Dienstag eine grosse Entourage mit zum Prozess gebracht. Neben seinem Sohn Eric Trump und dessen Frau Lara war auch der rechtspopulistische Republikaner Vivek Ramaswamy anwesend, der für die Wahl im November als möglicher Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten an Trumps Seite gehandelt wird.

Eine starke Reaktion verzeichneten die anwesenden Journalisten lediglich, als Cohen über die Gründe für die Unterdrückung von Daniels' Sex-Geschichte mit Trump sprach: «Er dachte nicht an (Ehefrau) Melania. Hier drehte sich alles um den Wahlkampf», so Cohen. Bei dieser Beschreibung habe Trump energisch mit dem Kopf geschüttelt. Für die Anklage ist es wichtig, der Argumentation der Verteidigung entgegenzuwirken, dass es Trump bei der Zahlung an Pornostar Daniels lediglich darum gegangen sei, Schaden von seiner Familie abzuwenden.

AP/dpa