Ein Halbfinal-Aus in der Champions League ist immer bitter. Bei zwei späten Gegentoren umso mehr. Dass auch noch die Schiedsrichter einen Fehler machen, macht das Bayern-Drama in Madrid perfekt.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Eine Szene in der 13. Minute der Nachspielzeit erregt die Gemüter im Bayern-Lager.
- Der Ausgleichstreffer von Matthijs de Ligt wurde nicht gegeben und auch nicht durch den Videoassistenten überprüft, weil Schiedsrichter Szymon Marciniak kurz vor dem Abschluss des Niederländers wegen einer vorherigen vermeintlichen Abseitsstellung abgepfiffen hatte.
Szymon Marciniak wurde von der UEFA für das Duell Real-Bayern angesetzt. Kein Wunder, schliesslich kennt sich der Pole mit grossen Duellen aus. So pfiff er schon das WM-Endspiel 2022 zwischen Argentinien und Frankreich und das Champions-League-Finale 2023 zwischen Manchester City und Inter Mailand.
Der 43-Jährige zeigte auch im Bernabéu eine starke Leistung und leitete das Spiel mit seinem Gespann souverän. Doch in der 103. Minute leistete sich das Trio einen Riesenfehler. Der Schiedsrichter pfeift eine Abseitsposition ab, bevor die Szene zu Ende gelaufen ist. Sein Assistent hatte zuvor voreilig die Fahne gehoben. Die Abseitsstellung von de Ligt nach einem langen Pass von Joshua Kimmich war umstritten, weil Real-Abwehrspieler Antonio Rüdiger auf ähnlicher Höhe war. Im Anschluss schoss der Holländer den Ball ins Tor.
Doch statt dem möglicherweise 2:2-Ausgleich – die Real-Profis haben dabei teilweise den Betrieb eingestellt – heisst es Offside. Die Bayern-Profis bestürmen den Unparteiischen, doch der hat mit dem frühzeitigen Unterbruch seinen Entscheid schon besiegelt.
Dabei haben die Referees eine klare Anweisung, um solche Diskussionen im Keim zu ersticken. Einfach die Aktion laufen lassen, wenn man sich nicht zu hundert Prozent sicher ist. Marcel Reif kriegt sich im Champions-League-Studio bei blue Sport fast nicht ein. «Das ist ein Skandal – das ist ein Skandal.»
Normalerweise sehe das Prozedere so aus, dass die Linienrichter die Fahne bei einem zehn Meter klaren Abseits eine Viertelstunde lang unten halten, ereifert sich der 74-jährige Deutsche: «Hier hebt er die Fahne und Marciniak, der heute ein super Schiedsrichter war, pfeift in eine solche Szene rein das Ding weg. Das ist in der Situation zu dem Zeitpunkt ein Skandal.»
Auch der ehemalige Spitzenschiedsrichter Urs Meier muss in seiner Expertenfunktion Kollegenschelte betreiben: «Eine Szene kann wieder alles kaputt machen – aber das Schiedsrichterteam hat das nicht gut gemacht.» Er betont: «Das ist sicher nicht die Linie, die die UEFA oder die FIFA will.»
Die Devise heisse: ‹Wait and see›. Meier führt aus, was das konkret bedeutet: «Bei den knappen Dingen soll man laufen lassen. Und dann kann man das immer noch anschauen, wenn es auf die anderen Seite gekippt ist.»
Marciniak habe quasi automatisch das Spiel unterbrochen, als sein Assistent winkte. «Dass du da noch weiterlaufen lässt, das machst du nicht als Schiedsrichter.»
Nochmals angucken sei auch nicht mehr möglich: «Das Problem ist, wenn der Assistent mit der Fahne oben steht und die Spieler hören auf zu spielen, was willst du da machen? Die hören auf zu spielen», erläutert Meier das Dilemma.
De Ligt, Laimer und Müller sowie Tuchel wütend
Die Bayern-Spieler sind unisono fassungslos. Konrad Laimer meint: «Gefühlt lässt er das ganze Spiel alles durchlaufen, dann pfeift er sofort Abseits ab.» Der Österreicher resümiert: «Da brauchst du doch nicht gleich reinpfeifen» und ergänzt: «Sehr unnötig.»
Natürlich ist es ein «unglaublicher Fehler, wenn das wirklich kein Abseits war», pflichtet ihm Thomas Müller bei. Gleichzeitig zeigte er Verständnis für den Schiri: «Ich glaube, das weiss er selbst, dass es am Ende ein Fehler war und man die Entscheidung da nicht zu früh treffen darf.»
Am meisten Dampf liess Matthijs De Ligt ab. Kein Wunder, schliesslich wäre er der Torschütze zum Ausgleich gewesen: «Ich finde das unglaublich. Ich kann das nicht verstehen. Es ist nicht ganz klar, da musst du durchspielen lassen.»
Bayern-Trainer Thomas Tuchel ärgerte sich ebenfalls mächtig: «Das ist ein absolutes Desaster». Die Spielszene muss zu Ende gespielt werden, das ist die Regel – vor allem, wenn sie so eng am Tor ist, vor allem, wenn es so knapp ist», echauffierte sich Tuchel: «Den Fehler macht der Linienrichter und den zweiten Fehler macht der Schiedsrichter.»