Bootskapitän verhaftet Polizist lässt Frau im Winter allein auf Insel im Zürichsee zurück

tafi

8.5.2024

Ein Beamter der Seepolizei liess die Passagierin eines Schiffes allein auf einer Insel im Zürichsee zurück, nachdem er den Kapitän verhaftet hatte.
Ein Beamter der Seepolizei liess die Passagierin eines Schiffes allein auf einer Insel im Zürichsee zurück, nachdem er den Kapitän verhaftet hatte.
Bild: Roland zh - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0

Eine kleine Ausfahrt auf dem Zürichsee endete für eine Frau ungewollt einsam: Sie wurde allein auf einer Insel zurückgelassen, weil ein Beamter der Seepolizei zu «beschäftigt» war, um sich um sie zu kümmern.

tafi

8.5.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • An einem Wintertag machte eine Frau einen Ausflug mit dem Schiff.
  • Weil die Seepolizei den Kapitän wegen einer ausstehenden Zahlung von 500 Franken verhaftete, sass sie auf einer Insel fest.
  • Der Polizist sagte, das sei nicht sein Problem und kümmerte sich nicht weiter um die Frau.

Plötzlich hatte die Frau eine ganze Insel im Zürichsee für sich allein. Allerdings unfreiwillig: Die Polizei verhaftete den Kapitän, der sie übergesetzt hatte und kümmerte sich nicht um dessen Passagierin. Im Gegenteil: Dass die Frau mitten im Winter auf der Insel festsass, schien dem Beamten ziemlich egal zu sein, berichtet die «Zürichsee-Zeitung». 

Doch der Reihe nach. Der Vorfall ereignete sich am 1. Januar 2023, wie aus dem Tätigkeitsbericht der Ombudsstelle des Kantons Zürich hervorgeht. Damals waren die Frau und der Kapitän zu der Insel gefahren. Nachdem sie angelegt hatten, habe die Frau von Land aus Videoaufnahmen des Schiffes gemacht.

Passagierin sitzt fest

Währenddessen legte auch ein Boot der Seepolizei an. Ein Polizist stieg aus und wollte die Frau kontrollieren, doch Portemonnaie und Ausweis waren auf dem Schiff. Der Beamte fuhr darauf zum Schiff und kontrollierte den Kapitän, gegen den ein Haftbefehl vorlag. Er schuldete dem Statthalteramt offenbar 500 Franken.

Ohne lange zu zögern, nahm der Polizist den Kapitän fest und fuhr zur Polizeistation. Dass die Frau allein auf der Insel war, schien ihn nicht zu interessieren. Dabei wies ihn der Kapitän ausdrücklich darauf hin, dass seine Passagierin nun keine Rückfahrmöglichkeit habe.

Der Polizist habe die Frau zwar telefonisch über die Verhaftung informiert: Auf ihren Einwand, dass sie nun festsitze, soll er laut Ombudsbericht nur gesagt haben, dass dies ihr Problem und er beschäftigt sei.

Polizei räumt Unverhältnismässigkeit ein

Kein Geld, kein Ausweis, schwacher Handy-Akku: Die Frau war quasi auf sich allein gestellt, fand aber noch einen Weg zurück. Eine andere Gruppe, die zur Insel gefahren war, nahm sie mit zurück.

Nachdem der Ombudsmann die Verhältnismässigkeit der Polizeiaktion infrage gestellt hatte, räumte der Polizeikommandant ein, dass das Verhalten des Beamten nicht angemessen gewesen ist. Der Haftbefehl sei wegen eines Betrages von 500 Franken ausgestellt worden: Es sei klar, dass der Kapitän kein Straftäter sei, bei dessen Verhaftung eine Zivilperson nicht mitgenommen werden könne. Man habe die Angelegenheit intern besprochen.