Nachruf Niki Lauda: Ein Leben am Limit

DPA

21.5.2019

Niki Lauda war ein Mann klarer Worte. Kuschelkurs kannte die österreichische Formel-1-Legende nicht. Dreimal krönte sich der Mann mit der roten Mütze zum Weltmeister. Ein Flammeninferno 1976 überlebte er nur knapp. Nun ist Lauda gestorben.

Niki Lauda, wenige Wochen nach seinem Unfall 1976.
Niki Lauda, wenige Wochen nach seinem Unfall 1976.
Bild: Keystone

Aufgeben war für Niki Lauda nie eine Option. Trotz schwerer Verbrennungen und einer verätzten Lunge überstand die Formel-1-Legende am 1. August 1976 nur wie durch ein Wunder einen Horrorunfall auf dem Nürburgring. Im Krankenhaus gab dem Weltmeister ein Priester damals sogar schon die letzte Ölung. «Ich wollte aber nicht sterben, ich wollte weiterleben», betonte Lauda 40 Jahre nach dem Flammeninferno auf der Nordschleife.

Von dem Unfall schwer gezeichnet kämpfte sich der Österreicher zurück ins Leben - und sogar wieder in ein Formel-1-Auto. Lauda leistete Widerstand, der streitlustige Mann mit der roten Mütze liess sich einfach nicht unterkriegen. Nun ist Lauda am Montag im Alter von 70 Jahren im Kreise seiner Familie gestorben.



Man wird ihn immer mit dieser roten Kappe in Verbindung bringen, die seinen schwer vernarbten Kopf bedeckt hat. Man wird ihn auch immer mit diesem Unfall in der «Grünen Holle» in Verbindung bringen. Mit seinem Ferrari krachte Lauda mit über Tempo 200 gegen einen Fangzaun, der 312T2 ging in Flammen auf. Nach 55 Sekunden wurde Nikolaus Andreas Lauda aus dem Wrack gezogen. «An den Unfall habe ich keine Erinnerung. Der Aufprall war so hart, dass mir dabei der Helm vom Kopf gerissen wurde», erinnerte er sich.



Comeback nach 42 Tagen

Seine damalige Frau Marlene erzählte Lauda, dass die Ärzte damals nicht damit rechneten, dass er die erste Nacht überstehen würde. Sie irrten - Lauda kämpfte. Nur 42 Tage später sass er in Monza wieder im Rennwagen und wurde Vierter. «Wie kann der Depperte wieder fahren, wenn er gerade verbrannt ist?», fragte Lauda einmal stellvertretend für alle Kritiker und Zweifler. Die Erklärung lieferte er gleich hinterher. «Die schnelle Rückkehr gehörte zu meiner Strategie, nicht lange daheim zu sitzen und darüber nachzugrübeln, warum und wieso mir das Ganze widerfahren ist.»



Nach 1975 wurde Lauda noch 1977 und 1984 Weltmeister. «Ich war ein unglaublicher Egoist damals», sagte er über seine Motorsportlaufbahn. Von 171 Grand Prix entschied der Sohn einer wohlhabenden Wiener Industriellenfamilie 25 für sich, 54 Mal raste er in der Formel 1 auf's Podium. 1985 beendete Lauda seine Karriere, sechs Jahre zuvor hatte er aber schon seine eigene Fluglinie Lauda Air gegründet.



Am 26. Mai 1991 ereignete sich erneut ein Unglück. In Thailand stürzte eine von Laudas Maschinen ab. Alle 223 Insassen der «Mozart» starben. Für Lauda war es das schlimmste Ereignis in seinem bewegten Leben. «Ich war tief erschüttert», erzählte er. Lauda fühlte sich schuldig. Erst nach mehreren Monaten wurde herausgefunden, dass es sich um einen technischen Defekt handelte.

«Am Limit gelebt»

Lauda stieg später vorübergehend wieder aus dem Airline-Geschäft aus. Zwischen 1993 und 1995 beriet er Ferrari, wurde TV-Experte für RTL – mit unverblümter Meinung – und dann Teamchef bei Jaguar. Im September 2012 stieg Lauda zum Mercedes-Teamaufsichtsratschef auf und erlebte mit den Silberpfeil-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg ein Hoch, das seinesgleichen suchte. «Rote Kappe, klare und direkte Worte», benannte Motorsportchef Toto Wolff Schlagworte, die ihm zuerst zur Charakterisierung seines Landsmanns in den Sinn kamen.

2013 verfilmte Hollywood-Regisseur Ron Howard die Rivalität aus den 70ern zwischen Lauda und dem Engländer James Hunt. «Rush» ist das Dokument einer vergessen geglaubten Zeit. «Wir haben am Limit gelebt», erzählte Lauda. Die damalige Generation konnte gar nicht anders, weil sie nicht gewusst habe, «wann unser Leben vorbei sein würde». Lauda mochte diesen Film.



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