Ohne Hände und Füsse Forscher finden Skelette in Haus von Hermann Göring

smi

30.4.2024

Hermann Görings Haus im Führerhauptquartier in Polen. Die Wehrmacht sprengte die Anlage, doch bis heute zieht sie Forschende, Schatzsucher*innen und Tourist*innen an.
Hermann Görings Haus im Führerhauptquartier in Polen. Die Wehrmacht sprengte die Anlage, doch bis heute zieht sie Forschende, Schatzsucher*innen und Tourist*innen an.
Imago/Pond5 Images

Wolfsschanze hiess das Führerhauptquartier in Polen. Im Haus von Reichsmarschall Hermann Göring hat ein Forschungsteam die Skelette von fünf Menschen entdeckt. Die Ermittlungskräfte stehen vor einem Rätsel.

smi

30.4.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Im ehemaligen Führerhauptquartier Wolfsschanze in Polen haben Forscher die Skelette von fünf Menschen entdeckt: drei Erwachsene, ein Teenager und ein Baby.
  • Sie gruben die menschlichen Überreste unter einem Holzboden im Wohnhaus von Reichsmarschall Hermann Göring aus.
  • Allen Skeletten fehlen Hände und Füsse und es finden sich auch weder Reste von Kleidern noch persönlichen Gegenständen bei ihnen.
  • Es ist unklar, wann die Toten dort abgelegt worden sind – ob noch während der Anwesenheit der Naziführung oder erst danach.

Die Wolfsschanze ist eine weitläufige Anlage in Polen. Von hier aus organisierten Adolf Hitler und seine Getreuen den Russland-Feldzug. Auch Reichsmarschall Hermann Göring hatte dort seinen eigenen Bunker und ein Haus. In Letzterem haben Forschende im Februar 2024 einen grausigen Fund gemacht.

Ein deutsch-polnisches Team aus Forschern und Schatzsuchern ist unter einem Holzboden auf menschliche Skelette gestossen. Zuerst hätten sie einen Teil eines Schädels entdeckt, berichtet Oktavian Bartoszewski dem «Spiegel». Er gibt das Magazin «Relikte der Geschichte» heraus, das laut dem Nachrichtenmagazin besonders in der Schatzsucher-Szene beliebt ist. Der Youtube-Kanal gleichen Namens hat dem Fund eine Folge gewidmet.

Nach dem ersten menschlichen Fund hätten sie die Polizei verständigt. Diese hat keine Hinweise auf ein kürzlich begangenes Verbrechen entdeckt.

Skeletten fehlen Hände und Füsse

Die Schatzsucher graben weiter und fördern schliesslich Überreste von fünf Menschen zutage – von drei Erwachsenen, einem Teenager und einem Baby.

Ursprünglich hätten die Forscher nach Nägeln und anderen Überresten gesucht. Sie seien dann zuerst auf Wasserrohre gestossen. Dem «Spiegel» gibt Bartoszewski zu Protokoll, dass die Leichen – vielleicht eine Familie – wohl nach dem Bau des Gebäudes dort platziert worden seien. Jenen, die die Wasserrohre installierten, hätten sie auffallen müssen.

Es sei aber auch möglich, dass jemand die Toten erst nach dem Zweiten Weltkrieg dort vergraben habe und diese nichts mit den Nazis zu tun hätten, die sich von 1940 bis 1945 in der Wolfsschanze aufgehalten haben.

Verstörend ist auch die Tatsache, dass allen Skeletten die Hände und die Füsse fehlen. Es sei möglich, dass sich diese feinen Knochen im Laufe der Zeit aufgelöst hätten. Vielleicht seien sie aber auch absichtlich entfernt worden.

Zudem hätten die Schatzsucher weder Überreste von Kleidern noch von sonstigen persönlichen Gegenständen bei den Toten gefunden. Beides könnte zur Verschleierung der Identität der Toten herbeigeführt worden sein. Noch ist alles unklar.

Wolfsschanze ist heute Touristenattraktion

Kurz bevor die Rote Armee das Führerhauptquartier Anfang 1945 erreichte, sprengte die Wehrmacht Bunder und weitere Gebäude der rund 200 Bauten umfassenden Anlage. Trotz angeblich acht Tonnen Sprengstoff ist viel von der Anlage stehen geblieben. Heute ist die Wolfsschanz eine Touristenattraktion, die jährlich mehr als 200'000 Besucher*innen anzieht.

Eine polnische Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen aufgenommen. Aktuell ist es offen, ob die Toten in Görings Haus unter dem Boden vergraben wurden oder dies erst geschah, nachdem Hitler und seine Getreuen die Anlage verlassen und zu zerstören versucht hatten.

Die Wolfsschanze ist auch der Schauplatz des Attentats der Gruppe um Graf von Staufenberg, mit dem diese 1944 Hitler und einen wesentlichen Teil seiner Führungsriege töten wollten. Eine Gedenkplatte in der Wolfsschanze erinnert an den Anschlag, den Hitler leicht verletzt überstand und in dessen Folge auch der Aufstand scheiterte.