Tropennächte Darum raubt dir die Hitze den Schlaf – und so findest du Ruhe

Von Stefan Michel

21.6.2022

Mehr als die Hälfte der Schweizer*innen schläft schlecht. Bei den aktuellen Temperaturen sind es noch mehr.
Mehr als die Hälfte der Schweizer*innen schläft schlecht. Bei den aktuellen Temperaturen sind es noch mehr.
Dieter Robbins / Pixabay

Die hohen Temperaturen über Nacht rauben uns den Schlaf. Dafür gibt es eine medizinische Erklärung, dagegen leider kein Patentrezept. Eine Schlafmedizinerin klärt auf.

Von Stefan Michel

Nur rund die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer schläft gut, hat jüngst eine Studie ergeben. In der aktuellen Hitzewelle dürften es noch weniger sein. Bei hohen Temperaturen Schlaf zu finden und am Morgen ausgeruht zu erwachen, ist eine Herausforderung für fast alle.

Dass uns die Hitze um den Schlaf bringt, liegt an unserem nächtlichen Temperaturhaushalt. Während des Einschlafens und der folgenden Stunden reduziert unser Körper die Temperatur. «Wird dieser Prozess gestört, schlafen wir schlechter ein», erklärt Rositsa Neumann, Fachärztin für Neurologie und Schlafmedizin an der Klinik Hirslanden. 

Warum können wir bei 25 Grad im Schlafzimmer nicht einschlafen, bei 25 Grad im Büro fallen uns aber die Augen zu? Eine schlüssige Antwort darauf kann Neumann nicht liefern, denn es gebe keine wissenschaftliche Studie dazu. Sie vermutet, dass die Schläfrigkeit am Tag eine Folge des fehlenden Schlafs der Nacht davor ist. Generell reduziere Hitze die Motivation, sich anzustrengen, führt sie an.

Es hilft nur Kühlen

Denn generell schliefen viele Menschen zu wenig. «Nicht weil sie zu lange wachliegen, sondern weil sie insgesamt zu wenig Zeit im Bett verbringen». präzisiert die Ärztin. Das Ausschlafen am Wochenende reiche nicht aus, um das Defizit der Woche auszugleichen, betont sie.

Dabei sei auch das schnelle Einschlafen, um das einige benieden werden, nicht unbedingt ein gutes Zeichen: «Wer regelmässig innert weniger als fünf Minuten einschläft, hat möglicherweise Schlafmangel.» Normal seien fünf bis zehn Minuten für das Hinüberdämmern vom Wach- in den Schlafzustand. Die extremste und gefährlichste Form des pathologischen schnellen Wegdösens sei der Sekundenschlaf.

Sie sei keine Spezialistin für den Zusammenhang zwischen Hitze und Schlaf, betont sie immer wieder. Doch auch für sie steht fest: Bei den aktuellen Nachttemperaturen hilft es nur, den Körper äusserlich zu kühlen. Und auch bei Hitze gelten die Empfehlungen, wie wir Körper und Geist beruhigen, um die für das Einschlafen nötige Ruhe zu finden. 

Was uns einschlafen hilft – bei Hitze und überhaupt

  • Eine lauwarme Dusche, danach nicht vollständig trocknen. Nasse Haut kühlt. Achtung: Eine eiskalte Dusche ist kontraproduktiv, denn dann ziehen sich die Gefässe zusammen, der Körper hält die Wärme im Innern und gibt sie dananch wieder ab.
  • Ein feuchtes Tuch vor dem geöffneten Fenster hilft, die Temparatur zu reduzieren. 
  • Die Bettwäsche im Kühlschrank temperieren und ein Kühle-Element ins Bett nehmen, können ebenfalls über die kritischen Minuten hinweghelfen, bis wir den Schlaf gefunden haben.
  • Falsche Freunde des Schlafs sind Alkohol, Zucker und Koffein. Kurz vor dem Einschlafen eingenommen reduzieren sie die Schlafqualität.
  • Bewegung und Sport sind gut für einen gesunden Schlaf. Danach dauert es aber zwei Stunden, bis sich der Kreislauf soweit beruhigt hat, dass es sich gut einschlafen lässt.