90 Prozent Aufklärungsquote Der Ufo-Ermittler

Von Alexandra Stober, dpa

13.3.2022 - 12:07

Dry Danny Ammon weiss: Meistens gibt es ganz irdische Begründungen für Ufo-Sichtungen.
Dry Danny Ammon weiss: Meistens gibt es ganz irdische Begründungen für Ufo-Sichtungen.
Screenshot: YouTube

Da am Himmel, da war doch was. Aber was? Manche Menschen fasziniert die Vorstellung von ausserirdischem Leben inklusive entsprechender Flugobjekte. Dabei gibt es fast immer rationale Erklärungen.

Glauben Sie an Ausserirdische? Danny Ammon lacht, bevor er antwortet. «Das ist die falsche Frage.» Denn er geht die Sache mit den unbekannten Objekten völlig anders an. Kontakt zu nicht-irdischen Wesen spielt dabei keine Rolle, den suchen einige Menschen besonders am World Contact Day am 15. März.

Dann schicken sie sich an, mit übersinnlichen Methoden Nachrichten ins All zu senden. Dagegen sind die Methoden Ammons äusserst handfest, wenn er sich mit Meldungen von Ufo-Sichtungen beschäftigt. Der Medizin-Informatiker aus Jena ist in seiner Freizeit Fallermittler bei der deutschen Gesellschaft zur Erforschung des Ufo-Phänomens.

Fallermittler – klingt nach Kripo-Arbeit. Das sei es auch ein wenig, sagt Ammon. Wenn jemand eine Sichtung meldet, folgt ein standardisierter Prozess, «um die Kerndaten so objektiv wie möglich erfassen». Er spricht lieber von Phänomen als Objekt – das sei neutraler.

Meistens erklärbar

Wichtig sind Fragen wie: Wann haben Sie es genau gesehen? Wie war das Wetter? In welche Richtung haben Sie geschaut? Gibt es Fotos oder Videoaufnahmen davon? Dann heisst es, diese Angaben genau zu überprüfen und weitere Daten zu erheben. Dabei helfen Ammon zum Beispiel Wetter-Datenbanken und spezielle Webseiten, auf denen man Flugbewegungen nachvollziehen kann.

Ein unbekanntes Flugobjekt im Visier eines Jets der US Navy: Die Aufnahme wurde 2020 vom Pentagon freigegeben.
Ein unbekanntes Flugobjekt im Visier eines Jets der US Navy: Die Aufnahme wurde 2020 vom Pentagon freigegeben.
EPA

Aus den zusammengetragenen Informationen leitet er dann eine Arbeitshypothese ab, etwa: Es war ein Hubschrauber.  «Wir gehen immer davon aus, dass eine Sichtung herkömmlich erklärt werden kann», sagt der 42-Jährige. So bestätigten sich auch in mehr als 90 Prozent der Fälle die Arbeitshypothesen. Sehr zur Freude der meisten Zeugen: «Wir helfen ihnen dabei, das Gesehene in ihre Lebenswelt einzuordnen.»

Nur in sehr wenigen Fällen merken Ammon und seine Mitstreiter, dass jemand die herkömmliche Erklärung nicht glaubt – nicht glauben will. Das kann problematisch sein. «Wer über Ufos spekulieren möchte, soll das selbstverständlich tun. Es ist natürlich, sich über das Unbekannte Gedanken zu machen. Wenn Ufos in grössere Verschwörungserzählungen integriert werden, die oft antisemitisch sind und Hass gegen Menschen schüren, ist es bedenklich», sagt Historiker Daniel Brandau von der Freien Universität Berlin.

Fakten, Fakten, Fakten

Bei seiner Forschung zur Geschichte der Raketentechnik in Deutschland hat er sich mit diesen Aspekten beschäftigt. Auch Ammon kennt sie alle, die Verschwörungsnarrative rund um Ufos. Er hat Dutzende Bücher gelesen und weiss, wie einfach es ist zu spekulieren, zu raunen. «Wir sehen es als unsere Kernaufgabe, dem entgegenzuwirken. Mit Fakten.»

Ein Gebäude im deutschem Fliessem: Wetterphänomene oder Flugzeuge können für Ufo-Sichtungen verantwortlich sein.
Ein Gebäude im deutschem Fliessem: Wetterphänomene oder Flugzeuge können für Ufo-Sichtungen verantwortlich sein.
KEYSTONE

Apropos: Wofür sprechen diese in den Fällen, bei denen es am Ende keine eindeutige herkömmliche Erklärung für eine Objekt-Sichtung gibt? «Jeder Fall wird umfassend dokumentiert und veröffentlicht. Das, was vorläufig nicht erklärbar ist, bleibt so stehen.»

Also vielleicht doch..? Ammon lacht erneut. Als Teenager, am Anfang seiner Ufo-Karriere, da habe er an Ausserirdische geglaubt. Mit der Erfahrung und dem Blick des Analytikers sagt er heute: «In manchen Fällen fehlt schlicht ein Puzzleteil. Oder es war eventuell ein Phänomen, das wir derzeit noch nicht wissenschaftlich erklären können.»

dpa/phi

Von Alexandra Stober, dpa