Bötschi im Schattenloch: Vier Monate ohne Sonne – wie schaffen die Bristener das?
In Bristen UR geht im Winter die Sonne während vier Monaten nicht auf. Wie fühlt sich das Leben in einem Schattenloch an? blue News besuchte das 500-Seelen-Dorf und erfuhr: Wo Schatten ist, gibt es auch Licht.
11.01.2024
In Bristen UR geht im Winter die Sonne nie auf. Wie fühlt sich das Leben in einem Schattenloch an? blue News besucht das 500-Seelen-Dorf und erfährt: Wo Schatten ist, gibt es auch Licht.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- In der Schweiz gibt es Schattenlöcher, die im Winter monatelang ohne Sonne auskommen müssen.
- Besonders lange ohne Sonne leben müssen die Menschen in Bristen. In diesem Ort im Kanton Uri bleibt die Sonne vom 16. Oktober bis 25. Februar weg. Das sind mehr als vier Monate.
- Die Redaktion von blue News besuchte das 500-Seelen-Dorf und wollte von den Menschen wissen, wie sich das Leben ohne Sonne anfühlt.
Im Winter heisst es für manche Orte in der Schweiz: Abschied nehmen von der Sonne. Und das nicht nur für einige Tage, sondern gleich für mehrere Monate.
Tatsächlich blockieren die Berggipfel besonders in engen, in Ost-West-Richtung verlaufenden Tälern die Wintersonne zwischen Mitte November und Ende Januar. Oder noch länger.
Zum Beispiel in Bristen UR: Dort verabschiedet sich die Sonne an gewissen Punkten bereits Ende Oktober und kommt erst Ende Februar wieder zum Vorschein.
Wo Schatten ist, gibt es auch Licht
Die Unterschiede innerhalb des Dorfes, welches zur Gemeinde Silenen gehört, sind gross. Manche Gebiete von Bristen liegen sage und schreibe ganze vier Monate im Schatten, andere lediglich während deren drei.
Die blue News-Redaktoren Bruno Bötschi und Christian Thumshirn wollten von den Menschen in Bristen wissen, wie sich das Leben ohne Sonne anfühlt. Vergangene Woche machte das Duo deshalb einen Ausflug in das 500-Seelen-Dorf am Fuss des gleichnamigen, 3073 Meter hohen Gipfels.
Fazit des Besuches: Wo Schatten ist, gibt es auch Licht.
Das sind die grössten Schweizer Schattenlöcher
Die grössten Schweizer Schattenlöcher
Der Wetterdienst Meteonews hat für «Bluewin» ermittelt, welche Ecken der Schweiz in diesem Sommer am wenigsten Sonne abbekommen haben. Rang 10 der grössten Schattenlöcher belegt Glarus: 527,1 Sonnenstunden gab es dort nur.
Zum Vergleich: Nyon, die sonnigste Gemeinde der Schweiz, kam im selben Zeitraum auf 839,2 Sonnenstunden – also über 300 Stunden mehr als in Glarus.
Doch zurück zur Schattenseite der Schweiz: Am zweitwenigsten Sonne gab es im Sommer auf der Tessiner Seite des San-Bernardino-Passes mit 524,5 Sonnenstunden: Rang 9. Im Bild die Seilbahn der Bergbahnen San Bernardino Impianti Turistici SA.
Platz 8: Altdorf mit 515,8 Sonnenstunden. Es erhärtet sich also der Eindruck, dass Ortschaften in gebirgigem Umfeld tendenziell weniger Sonne abbekommen als jene im Flachland.
Auch ein Bündner Ort schafft es in die Liste: Robbia im Puschlav mit 514,0 Sonnenstunden. Das bedeutet Platz 7. Robbia ist Standort eines Kraftwerks des Energiekonzerns Repower.
Platz 6: Das Tessin wäre ja eigentlich die Sonnenstube der Schweiz. In Comprovasco-Acquarossa war davon im Sommer mit nur 496,5 Sonnenstunden aber denkbar wenig zu merken.
Und wir bleiben gleich im Tessin: Biasca waren im zurückliegenden Sommer nur 478,2 Sonnenstunden vergönnt. Platz 5 im Ranking der schattigsten Schweizer Orte.
Platz 4 belegt Elm mit nur 477,1 Sonnenstunden. Umgeben von Bergen, hat der Glarner Ort jedoch auch eine besondere Sonnnenschein-Attraktion zu bieten ...
Im Frühling und Herbst scheint jeweils die Sonne durch das Martinsloch in den Tschingelhörnern auf das Dorf und die Kirche. Das Naturspektakel zieht jeweils einige Besucher an.
Kommen wir zu den drei schattigsten Orten der Schweiz. In Adelboden mass Meteonews in diesem Sommer nur 455,9 Sonnenstunden. Das Dorf im Berner Oberland wird wohl nicht umsonst eher mit dem Winter in Verbindung gebracht.
Die Gemeinde mit dem zweitwenigsten Sonnenschein: Cevio im Tessiner Maggiatal kam im Sommer 2019 lediglich auf 441,8 Sonnenstunden. Kein gutes Pflaster für Sonnenfreunde also.
Rang 1 belegt Mottec. In 1'580 Metern Höhe im Wallis gelegen, gab es dort im Sommer 2019 gerade einmal 437,3 Sonnenstunden. Das sind ganze 419,6 (!) Sonnenstunden weniger als in Nyon. Das grösste Schattenloch der Schweiz.