Strahlender ProtestRussische LED-Gardinen unterstützen die Ukraine
Von Dirk Jacquemien
4.1.2024
Dank eines manipulierten Updates verkündeten russische LED-Gardinen statt eines Neujahrsgrusses plötzlich ihre Unterstützung für die Ukraine. Einem Wohnungsbesitzer wurde das zum Verhängnis.
Von Dirk Jacquemien
04.01.2024, 20:07
Dirk Jacquemien
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
In Russland beliebte LED-Gardinen strahlten in der Neujahrsnacht «Slawa Ukrajini» in die Strassen.
Ein manipuliertes Firmware-Update sorgte offenbar für die unfreiwillige Ukraine-Unterstützung.
Ein Russe muss sich nun aber dennoch wegen «Verunglimpfung» der Streitkräfte verantworten.
Wenn man wie in Russland in den Genuss billiger Energie kommt, kann man diese auch für ästhetisch eher zweifelhafte Dinge verbrauchen. So sind dort etwa LED-Gardinen populär, die hinter die Fenster gehangen werden und dann Bilder oder Botschaften gen Strasse strahlen.
Hinter manchen Fenstern erschien auf LED-Gardinen zu Neujahr allerdings plötzlich der Spruch, «Slawa Ukrajini», zu Deutsch «Ruhm der Ukraine». Die Phrase ist zum Schlachtruf des ukrainischen Widerstands gegen die russische Invasion geworden, Präsident Selenskyj beispielsweise beendet alle seine Reden mit ihr. Beim Feind Russland wird der Ausspruch dagegen erwartungsgemäss ungern gehört.
Spruch gilt als «Verunglimpfung»
Ein Wohnungseigentümer in Weliki Nowgorod bei Sankt Petersburg, hinter dessen Fenstern der Spruch erleuchtete, wurde daher bereits festgenommen, wie «The Record» berichtet. Ihm wird «Verunglimpfung der russischen Streitkräfte» vorgeworfen. Doch vermutlich wollte der Mann diese Botschaft gar nicht zeigen.
Denn in einem russischen Forum berichteten auch andere Besitzer*innen von LED-Gardinen, dass pünktlich zum neuen Jahr auch bei ihnen das «Slawa Ukrajini» erschien. Grund dafür war offenbar ein Firmware-Update aus dem vergangenen Oktober. In dieses wurde ein Code eingeschmuggelt, der den Neujahrsgruss durch den Ukraine-Schlachtruf ersetzte.
Jeder, der die Firmware seiner LED-Gardinen danach aktualisierte, wurde daher unfreiwillig zum Unterstützer der Ukraine. Wer für die Code-Änderung verantwortlich ist, ist unklar, aber freilich lassen sich begründete Vermutungen anstellen.
Ukrainische und russische Hacker*innen, sowohl staatlich unterstützt als auch privat agierend, liefern sich seit Beginn des russischen Angriffskrieges auch immer wieder Cyberscharmützel. Im Vergleich zu Angriffen auf Energieversorgung oder Spitäler handelt es sich hier aber dann um eine eher harmlose Aktion.