Schiedsrichter Szymon Marciniak zieht den Zorn der Bayern und ihren Fans nach dem Halbfinal-Aus der Münchner in der Champions League gegen Real Madrid auf sich. Sein zu früher Pfiff könnte noch ein Nachspiel haben.
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- Nach dem Aus im Champions-League-Halbfinal gegen Real Madrid hat man bei Bayern München den Sündenbock schnell gefunden: Schiedsrichter Szymon Marciniak nahm den Bayern mit einem zu frühen Pfiff die Chance auf den späten Ausgleichstreffer.
- Dem polnischen Referee drohen auch Konsequenzen der UEFA. Offenbar hätte Marciniak das EM-Eröffnungsspiel (in München) leiten sollen, nun wird diskutiert, ob der Pole überhaupt wichtige Spiele in Deutschland pfeifen darf.
- Im Netz macht derweil ein Video die Runde, das bei den Bayern-Fans für weitere Empörung sorgt.
Es läuft die 13. Minute der Nachspielzeit, die Bayern liegen nach einem Doppelschlag von Joselu mit 1:2 zurück und brauchen dringend ein Tor. Und tatsächlich: Nach einem langen Ball in den Strafraum zappelt das Netz. Doch der vermeintliche Ausgleichstreffer von Matthijs de Ligt wird nicht gegeben und auch nicht durch den Videoassistenten überprüft, weil Schiedsrichter Szymon Marciniak kurz vor dem Abschluss des Niederländers schon abpfeift.
Warum? Weil der Linienrichter die Fahne hebt und Marciniak ihm blind vertraut, statt abzuwarten und den Angriff laufen zu lassen. Nach dem langen Ball von Joshua Kimmich sollen Noussair Mazraoui und de Ligt im Abseits stehen. Die TV-Bilder zeigen, dass die beiden zumindest auf ähnlicher Höhe mit Real-Verteidiger Antonio Rüdiger sind. Die kalibrierte Linie wird nicht gezogen, abschliessend ist nicht festzustellen, ob das nun ein Fehlentscheid ist oder nicht.
Der Ärger der Bayern ist dennoch riesengross. «Es ist gegen alle Regeln des modernen Fussballs. Die Fahne in so einer Situation zu heben, wo du niemals, niemals, niemals sicher sein kannst, dass es Abseits ist, ist eine harte Entscheidung», so Trainer Thomas Tuchel nach dem Spiel. blue Sport Experte Marcel Reif spricht von einem «Skandal» (siehe Video oben).
Marciniak entschuldigt sich zwar für den zu frühen Pfiff, doch Tuchel kann das nur schwer akzeptieren: «Natürlich nehmen wir die Entschuldigung als Sportsmänner an. Aber es ist ein Halbfinale, es ist nicht der Moment für Entschuldigungen, ehrlich nicht. Es ist nicht der Moment für so krasse Video-Verstösse. Alle müssen ans Limit, alle müssen leiden, alle müssen fehlerfrei spielen. Da müssen halt die Schiedsrichter auf diesem Niveau das auch tun. Das hilft halt nicht, wenn du nachher Entschuldigung sagst.»
Keine wichtigen EM-Spiele für Marciniak?
Marciniak zählt du besten Schiedsrichtern der Welt, durfte schon den WM-Final 2022 in Katar pfeifen und das letztjährigen Champions-League-Finale. Auch an der kommenden Europameisterschaft soll der Pole einige Spiele leiten. Laut der polnischen Sportzeitung «Przeglad Sportowy» unter anderem auch das Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Schottland – ausgerechnet in München.
Das soll jetzt innerhalb der UEFA aber heftig diskutiert werden, schreibt die Zeitung. Die Chancen würden nun «gegen null» stehen. Möglich sei sogar, dass Marciniak bei der EM gar kein wichtiges Spiel leiten darf. Der frühere Spitzenschiedsrichter Babak Rafati ist sich sicher, dass Marciniak von der UEFA «bestraft» wird. «Bei einer EM im Land der nun benachteiligten Mannschaft wird er keine Partie mit deutscher Beteiligung bekommen, erst recht nicht ein Eröffnungsspiel in München», so Rafati gegenüber «Sportbuzzer».
Derweil macht im Netz ein Video die Runde, das für weitere Aufregung sorgt. Zu sehen ist Marciniak in einer Schiri-Kabine, lachend und gestikulierend mit Kollegen. Das entscheidende Detail: Im Video ist auf einem Tisch ein Kulturbeutel mit dem Logo von Real Madrid zu sehen – ein vermeintlicher Beweis, dass Marciniak ein Real-Fan sei. Das Video ist aber offenbar nicht aktuell und soll schon vor Jahren aufgenommen worden sein. Ausserdem ist völlig unklar, ob der Fan-Artikel tatsächlich Marciniak gehört – oder einem anderen Mitglied des Schiedsrichter-Teams.