Roman Josi ist am Mittwochnachmittag in Prag angekommen und hat am Donnerstag erstmals mit dem Schweizer Team trainiert. Er ist mehr als eine Bereicherung.
Roman Josi erscheint nach dem Training gut gelaunt in der Mixed Zone, wo die Journalisten mit den Spielern reden können. Er sei schon etwas ausser Atem gewesen, erzählt er. Schliesslich war er erst am Dienstagabend Ortszeit in Nashville losgeflogen und hatte er zuvor letztmals am Samstagmorgen Schweizer Zeit auf dem Eis gestanden, als er mit den Predators gegen die Vancouver Canucks in den Playoff-Achtelfinals der NHL ausschied.
Das entscheidende Tor zum 0:1, das sein Landsmann Pius Suter erzielte, kassierte das Team aus Tennessee in der 59. Minute. Damit ging die Serie 2:4 verloren. Im vierten Spiel (3:4 n.V.) führte Nashville in der 58. Minute 3:1. Obwohl also wenig zum Weiterkommen fehlte, war Josi mit der Saison zufrieden.
Das kommt nicht von ungefähr, war doch für Nashville nach einem Umbruch schon das Erreichen der Playoffs ein Erfolg. Josi erhielt nicht nur viele neue Mitspieler, sondern auch der Trainer (Andrew Brunette) und der General Manager (Barry Trotz) waren neu. «Zu Beginn der Saison waren wir inkonstant, wir fanden aber einen Weg in die Erfolgsspur», sagt Josi.
Nur einmal produktiver
Auch der 33-jährige Berner benötigte aufgrund des neuen Spielsystems in der Offensive etwas Anlaufzeit. Er musste sich erst daran gewöhnen, den Puck weniger auf der Schaufel zu haben, denn Brunette verlangt von den Verteidigern, so rasch als möglich zu den Stürmern zu passen. «Es war cool, mein Spiel auf eine Art neu zu erfinden», so Josi.
Wie gut ihm die Umstellung gelang, unterstreicht die Statistik. In der Qualifikation erzielte er in 82 Partien 23 Tore und 62 Assists. Damit beendete er die Skorerwertung hinter Quinn Hughes (92 Punkte) und Cale Makar (90) als drittbester Verteidiger, von denen keiner öfters traf als der Schweizer. Mehr als ein Punkt pro Spiel war Josi zuvor einzig in der Saison 2021/22 gelungen, als er 96 Punkte verzeichnete.
Als Lohn gehört der Vater zweier Kinder zum dritten Mal zu den drei Finalisten für die Norris Trophy, die an den wertvollsten Verteidiger der Regular Season vergeben wird – 2020 gewann er diese. «Das ist natürlich eine grosse Ehre, am meisten stolz macht mich aber, dass wir als Team zusammengekommen sind», sagt Josi, der seine siebente Saison als Captain der Predators bestritten hat.
Schnell und hart
Seine Leader-Qualitäten will Josi selbstredend auch im Schweizer Team einbringen, er betont aber, dass er nun nicht ständig das Wort ergreifen werde, sondern sich selber bleibe und auf sein Bauchgefühl höre. Je nachdem sage er dann etwas. «Ich schaue, was es braucht.»
Erstmals ernst gilt es für die Schweizer am Freitag gegen Norwegen. «Unser Selbstvertrauen ist gross, wir wissen aber, dass es nicht einfach wird. Es ist wichtig, einen guten Start ins Turnier zu haben.» Wie beschreibt er das Team: «Ich habe das Gefühl, dass wir über einen sehr guten Mix verfügen.» Sehr viele könnten schnell spielen und seien technisch äusserst versiert, gleichzeitig fehle es nicht an Grösse und Härte.
Josi, der erstmals seit 2019 an einer WM dabei ist, teilt sich das Zimmer mit Nino Niederreiter, mit dem er schon länger gut befreundet ist. «Er hat letzte Nacht etwas geschnarcht, aber es ist cool mit ihm», sagt Josi mit einem Lächeln. Die beiden gehörten wie Torhüter Reto Berra schon 2013 und 2018 zur Mannschaft, als die Schweizer jeweils WM-Silber gewannen. Das ist hoffentlich ein gutes Omen, schliesslich soll Josi gut gelaunt bleiben.
sda