Hirschers Nationenwechsel Büchel exklusiv: «Natürlich tut es den Österreichern weh»

Manuel Rothmund & Luca Betschart

25.4.2024

Büchel zum Hirscher-Comeback: «Der österreichischen Seele tut das weh»

Büchel zum Hirscher-Comeback: «Der österreichischen Seele tut das weh»

Marco Büchel spricht im Interview mit blue Sport über das Comeback von Marcel Hirscher und was dessen Rückkehr für den Skisport bedeutet.

24.04.2024

Marco Büchel erklärt im Interview mit blue Sport, warum das Comeback von Marcel Hirscher «beste Werbung» für den Skisport ist und der Nationenwechsel strategischen Hintergrund hat. Den Rückkehrer sieht er nicht auf Anhieb um den Sieg mitfahren.

Manuel Rothmund & Luca Betschart

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  • Im exklusiven Interview mit blue Sport spricht Marco Büchel über die Comeback-Pläne von Marcel Hirscher und unterstreicht, wieso die Rückkehr des einstigen Dominators für den Skisport ein grosser Gewinn ist.
  • Büchel warnt vor zu hohen Erwartungen und macht deutlich, dass ein steiniger Weg auf Hirscher wartet.
  • Dass Hirscher künftig für die Niederlande fährt, sieht Büchel durchwegs positiv und sagt: «Wer hätte gedacht, dass sich im Slalom ein Holländer mit einem Brasilianer, einem Griechen und vielleicht noch einem Belgier duelliert.»

Fünf Jahre nach seinem Rücktritt verkündet Marcel Hirscher, ein Comeback zu wagen und wieder im Ski-Weltcup Fuss fassen zu wollen. Die Pläne des 67-fachen Weltcupsiegers kommen selbst für Marco Büchel überraschend. «Es hat mich etwas auf dem falschen Fuss erwischt», sagt Liechtensteins Ski-Legende im Interview mit blue Sport und gibt zu: «Ich war zuletzt der Ansicht, dass er nicht mehr zurückkommt. Fünf Jahre ist eine lange Zeit.»

Hirscher nehme einen steinigen Weg auf sich, macht Büchel klar: «Er fängt quasi bei Null an und muss zuerst auf Neuseeland, um FIS-Rennen zu fahren. Er wird dort mit der letzten Nummer am Start stehen und es geht darum, schon mal richtig aufzuzeigen, was er kann.» Und selbst wenn der Auftakt in Ozeanien nach Wunsch glückt, werde Hirscher Zeit brauchen, um den Anschluss an die Weltspitze wiederherzustellen.

«Dann steppt der Bär»

«Fährt er in Neuseeland gute Punkte ein, heisst das, dass er danach beim Weltcup-Auftakt mit einer 40er Nummer am Start wäre. Wir alle wissen, der Weg ist nicht so einfach», unterstreicht Büchel. «Wenn alles planmässig läuft, wird er vielleicht Mitte Saison mal am Sieg schnuppern, aber man muss nicht das Gefühl haben, dass er gleich beim ersten Weltcuprennen wieder um den Sieg mitfährt.»

Auch weil Hirscher neu für die Niederlande den Berg hinunter rast, sieht Büchel im angekündigte Comeback des einstigen Dominators ein Glücksfall für den Weltcup. «Wer hätte gedacht, dass sich im Slalom ein Holländer mit einem Brasilianer, einem Griechen und vielleicht noch einem Belgier duelliert», so Büchel. «Das ist beste Werbung für den Skisport. So kommen neue Zuschauerzahlen hinzu.»

Der Gedanke, wie Hirscher an der WM im kommenden Jahr in Saalbach womöglich eine Medaille für die Niederlande holt, löst bei Büchel schon jetzt Begeisterung aus. «Dann steppt der Bär. Denn die Holländer sind in Saalbach zuhause. Ich wünschte mir, dass es ähnlich wie in der Formel 1 ist und alle im Stadion in Orange dort sitzen und jubeln.»

Ein strategischer Nationenwechsel

Weniger Begeisterung dürfte der Nationenwechsel dagegen in Österreich auslösen. «Für die österreichische Seele ist es, wie soll ich sagen, eine Nationenflucht. Ein Landesverrat? So weit gehe ich jetzt nicht. Aber natürlich tut es den Österreichern weh», sagt Büchel.

Der 52-Jährige ist der Überzeugung, dass die Entscheidung strategischen Hintergrund hat: «Einerseits darf er seine Skimarke in Österreich nicht vertreten, andererseits möchte er in Österreich nicht jungen Athleten den Startplatz wegnehmen. Und was man auch nicht vergessen darf: Marketingtechnisch ist er so unbefangener und freier. Er kann selbst entscheiden und ist nicht in einem grossen Verband, der die Regeln diktiert oder die Rahmenbedingungen vorgibt.»

Denn Hirscher sei ein Geschäftsmann. «Den Business-Gedanken gibt es definitiv», so Büchel. Dieser ist aus Sicht des 52-Jährigen aber nicht die Hauptmotivation für das Comeback: «Er hat ja mit Kristoffersen oder Haugan schon Athleten, die Werbung (für seine Skimarke) machen. Ich glaube, er will wirklich schauen, was für ihn wieder möglich ist.»

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