Kronzeuge Michael Cohen hat im Schweigegeld-Prozess gegen Donald Trump eine direkte Verbindung zwischen dem ehemaligen Präsidenten und Zahlungen an Pornostar Stormy Daniels hergestellt. Um seine Chancen bei der Präsidentschaftswahl 2016 zu wahren, habe Trump seinen ehemaligen Anwalt laut dessen Aussage mit der Zahlung von 130 000 Dollar beauftragt und eine Erstattung des Geldes versprochen. «Mach es einfach», habe Trump zu Cohen gesagt, berichteten im Gerichtssaal anwesende Journalisten übereinstimmend.
14.05.2024, 18:48
SDA
Cohens Aussage vom Montag und Dienstag unterlegte die Anklage, indem sie Schecks an Cohen präsentierte, die Teil der illegalen Rückerstattung sein sollen. Trump war persönlich anwesend und wurde vor Ort unter anderem von dem republikanischen Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, unterstützt. In dem von riesigem medialem Interesse begleiteten Showdown zwischen Trump und seinem Widersacher beschrieb Cohen weiter, wie er den angeblichen Sex Trumps mit Daniels im Jahr 2006 ein Jahrzehnt später verschleierte und die Erotikdarstellerin aufforderte, öffentlich zu erklären, dass es keinen One-Night-Stand gegeben habe.
Die Staatsanwaltschaft beschuldigt Trump, seine Aussichten auf einen Erfolg bei der Präsidentschaftswahl 2016 durch die Zahlung von 130 000 Dollar an die Pornodarstellerin Daniels verbessert haben zu wollen. Obwohl die Zahlung selbst nicht illegal war, soll der heute 77-Jährige bei der Erstattung des Betrages an Cohen Unterlagen manipuliert haben, um den wahren Grund der Transaktion zu verbergen. Dies habe die Zahlungen zu illegaler Wahlkampf-Finanzierung gemacht.
Es handelt sich um den ersten Strafprozess gegen einen ehemaligen Präsidenten in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Trump droht eine mehrjährige Freiheitsstrafe, die auch zur Bewährung ausgesetzt werden könnte, oder eine Geldstrafe. Das Verfahren könnte sich auf den Wahlkampf in den USA auswirken. Trump, der im November erneut US-Präsident werden will, hat auf nicht schuldig plädiert.
Spektakuläres Kreuzverhör erwartet
Bekannt wurde Cohen als Trumps rechtlicher «Ausputzer» oder «Pitbull» mit enger Beziehung und direktem Zugang zu diesem – einst sagte er, er würde eine Kugel für Trump abfangen. In der Befragung vor Gericht beschrieb er im Detail, wie er jahrelang Menschen für Trump unter Druck gesetzt hatte und Probleme verschwinden liess. Der heute 57-Jährige hatte schon 2018 auch wegen seiner Rolle bei eben jenen Schweigegeldzahlungen an Stormy Daniels auf schuldig plädiert – und unter anderem wegen Falschaussage eine Haftstrafe abgesessen. 2018 war Trump noch US-Präsident und wurde von der Staatsanwaltschaft nicht strafrechtlich verfolgt.
Nach der Befragung durch die Staatsanwaltschaft steht im Prozess als Nächstes das Kreuzverhör Cohens durch Trumps Verteidigung an. Es wird erwartet, dass die Befragung mit äusserster Aggressivität die Glaubwürdigkeit Cohens angreifen wird. Trumps Anwälte hatten den Zeugen bei ihrem Eröffnungsplädoyer bereits als von Rachegelüsten getrieben dargestellt und betont, dass er unter Eid gelogen hatte.
Der Staatsanwaltschaft ist bewusst, dass Cohens Glaubwürdigkeit als verurteilter Lügner eine grosse Schwachstelle der Anklage darstellt. Deshalb versuchte Staatsanwältin Susan Hoffinger gegenüber den zwölf Geschworenen so viele Aussagen Cohens wie möglich mit E-Mails, Daten zu Telefonanrufen und anderen Dokumenten zu belegen. Dabei ging es auch darum, zu zeigen, dass Trump als Chef ein Kontrollfreak ist, der stets eng informiert war, wenn es um die Zahlung des Schweigegeldes ging.
Trump gibt sich unbeteiligt
Trump, am Dienstag in dunkelblauem Anzug und gelber Krawatte, schien während der Befragung den Berichten zufolge die meiste Zeit ruhig, hatte teilweise die Augen geschlossen, was einige Medien mutmassen liess, er sei eingeschlafen. Der Angeklagte hatte auch am Dienstag eine grosse Entourage mit zum Prozess gebracht. Neben seinem Sohn Eric Trump und dessen Frau Lara war auch der rechtspopulistische Republikaner Vivek Ramaswamy anwesend, der für die Wahl im November als möglicher Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten an Trumps Seite gehandelt wird.
Eine starke Reaktion verzeichneten die anwesenden Journalisten lediglich, als Cohen über die Gründe für die Unterdrückung von Daniels' Sex-Geschichte mit Trump sprach: «Er dachte nicht an (Ehefrau) Melania. Hier drehte sich alles um den Wahlkampf», so Cohen. Bei dieser Beschreibung habe Trump energisch mit dem Kopf geschüttelt. Für die Anklage ist es wichtig, der Argumentation der Verteidigung entgegenzuwirken, dass es Trump bei der Zahlung an Pornostar Daniels lediglich darum gegangen sei, Schaden von seiner Familie abzuwenden.
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