In einem umgebauten Stall auf der Bettmeralp im Wallis ereignete sich kürzlich eine unerwartete Szene: Ein Deutscher betrat den Raum und bot dem Gemeindepräsidenten Martial Minnig an, alles zu kaufen, «egal, was es kostet». Für Minnig ist das noch immer kaum zu fassen.
Diese Episode verdeutlicht ein wachsendes Problem in Bergregionen: der Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Der «Tagesanzeiger» hat mit Betroffenen gesprochen.
Christina Imesch und ihr Mann, beide im Tourismussektor tätig, suchen seit 2021 vergeblich nach einer grösseren und bezahlbaren Wohnung auf der Bettmeralp. Der steigende Bedarf an Wohnraum durch Zweitwohnungsbesitzer und die Auswirkungen der Zweitwohnungsinitiative haben zu einer Preisexplosion geführt, die es für Einheimische zunehmend schwierig macht, bezahlbaren Wohnraum zu finden.
«Etwas zu bezahlbaren Preisen zu finden, ist hier oben sehr schwierig», erklärt Imesch frustriert. Die Wohnungssuche gestaltet sich zunehmend frustrierend. Sollte bis in einem Jahr keine Lösung gefunden sein, droht ihnen als Einheimische der Wegzug.
20'000 Franken pro Quadratmeter
Die Situation ist auch in anderen Tourismusgemeinden ähnlich. Im Oberengadin beispielsweise werden Quadratmeterpreise von 20'000 Franken für Zweitwohnungen aufgerufen. Die steigenden Immobilienpreise und der Rückgang bezahlbaren Wohnraums führen zu Besorgnis und Widerstand in den betroffenen Gemeinden.
Laut einer Studie des Bundes sind zwischen 2016 und 2021 zwischen 3000 und 5000 bezahlbare Wohnungen in Tourismusgemeinden verschwunden. Eine Situation, die für die Gemeinden kaum zu bewältigen ist. Minnig sagt: «Die aktuelle Lage ist alarmierend.»
Die Herausforderung besteht darin, angemessene Lösungen zu finden, die die Bedürfnisse der Einheimischen berücksichtigen und gleichzeitig die Attraktivität der Bergregionen als touristische Destinationen erhalten. «Wir brauchen die Zweitwohnungsbesitzer, doch manchmal sehen sie nicht, was wir für sie leisten», erklärt Minnig. Er plädiert für eine ausgewogene Lösung, die die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt.
Schwierige Suche nach nachhaltigen Lösungen
Die Idee, als Gemeinde selbst Wohnraum zu schaffen, stiess jedoch auf finanzielle Hürden. «Uns fehlen Einnahmen wie etwa Wasserzinsen», erklärt Minnig. Nachhaltige Lösungen für das Problem fehlen derzeit.
Denn die Zweitwohnungsbesitzer bringen den Gemeinden meist auch nicht viel Geld. Minnig erzählt, er habe künftig in einem Restaurant von zwei Senioren gehört, die mittlerweile praktisc das ganze Jahr auf der Bettmeralp wohnen. Ihre Schriften hätten sie, so haben sie erzählt, im Kanton Zürich deponiert.
Im Wallis müssten sie fast doppelt so viel Steuern zahlen.