«Tatort» im Check Was versteht man unter musikalischer Hochbegabung?

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4.2.2024

Ein Mord an einem Gefängnisinsassen führte die Münchner Kommissare Batic und Leitmayr über Umwege zu einem musikalisch hochbegabten Jungen. Doch was ist ein «Wunderkind» überhaupt?

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Ein toter Gefängnisinsasse, ein musikalisches Wunderkind und ein Vater, der um sein Kind kämpfte: Im Münchener «Tatort: Das Wunderkind» hatten die Ermittler gut zu tun.
  • Die Kommissare Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) ermittelten in ihrem neuen Fall hinter Gittern.
  • Im Zentrum stand aber auch ein junger, hochbegabter Pianist. Als hochbegabt gilt man ab einem Intelligenzquotienten von 130.

Nach dem Mord an einem Gefängnisinsassen bissen die Münchner Kommissare Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) am Sonntagabend auf Granit:

Weder die Häftlinge noch die Angestellten der Justizvollzugsanstalt wollten mit den Ermittlern kooperieren. Tatverdächtig war in der neuen «Tatort»-Folge unter anderem der inhaftierte Vater des jungen musikalischen Genies Ferdinand (Phileas Heyblom).

Worum ging es im «Tatort»?

Wirklich geübt schien Dieter Scholz (Carlo Ljubek) zu Beginn des Films im Umgang mit seinem Sohn Ferdinand (Phileas Heyblom) nicht zu sein. Gerade erst hatte der Junge, im neuen München-«Tatort» das titelgebende «Wunderkind», einen Klavierwettbewerb gewonnen. Etwas unbeholfen stand Scholz daneben, als seinem Kind ein Scheck in Höhe von 7'500 Euro überreicht wurde.

Dann trennten sich die Wege von Vater und Sohn: Ferdinand verliess die Veranstaltung mit seinen Pflegeeltern, Scholz ging zurück in die Justizvollzugsanstalt – wenn auch nur noch für einen letzten Tag Haft. Scholz träumte davon, sich ein neues Leben mit seinem Sohn aufzubauen, auch wenn dieser eigentlich lieber bei seinen fürsorglichen und wohlhabenden Pflegeeltern bleiben wollte.

Wenig später geriet der vermeintliche Musterhäftling jedoch ins Visier der Ermittler, nachdem kurz vor seiner Entlassung der allseits gefürchtete Roland Gumbert (Ralph Herforth) hinterrücks ermordet wurde. Vor allem Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) wollte nicht so recht an die Läuterung von Scholz glauben und hielt ihn für verdächtig – auch wenn der verurteilte Autodieb beteuerte, sich stets von dem getöteten Bandenanführer ferngehalten zu haben.

Worum ging es wirklich?

Während Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Kalli Hammermann (Ferdinand Hofer) alle 18 potenziellen Täter gleichermassen unter die Lupe nahmen, biss sich Leitmayr schon früh am – einst wegen Kindesmisshandlung angezeigten – Scholz fest. «Der hat sich nicht geändert, der wird seinen Jungen wieder schlagen, verlass' dich drauf», versicherte er Batic. «Mein Vater hat sich jeden Tag entschuldigt, am nächsten Tag gab es wieder Prügel.»

Tatsächlich sollte Batic recht behalten. Nachdem Scholz entlassen worden war und seinen Sohn zu sich zurückgeholt hatte, war er schnell überfordert – und schlug Ferdinand, als dieser Widerworte gab. Der Misshandlung setzte schliesslich ein ehemaliger Mithäftling des gewalttätigen Vaters ein Ende: Martin Liebeck (Merlin Leonhardt), der frühere Liebhaber des getöteten Bandenanführers, ermordete Scholz in dem Glauben, er habe Gumbert erstochen.

Wie sich gegen Ende des Films herausstellte, hatte jedoch nicht Scholz, sondern der neue Insasse Kevin Schneider (Alexander Martschewski) Gumbert auf dem Gewissen. Er hatte dessen Schreckensherrschaft in der JVA ein Ende setzen wollen.

Wann spricht man von musikalischer Hochbegabung?

Die Geschichte rund um den kleinen Ferdinand bot einen gelungenen Kontrast zur monotonen Knast-Kulisse. Der Junge ist am Klavier ein Genie – und gilt als musikalisch hochbegabt. In der Umgangssprache werden Kinder wie Ferdinand häufig als «Wunderkinder» bezeichnet. Doch was bedeutet das überhaupt?

Unter Wunderkindern versteht man Kinder, die auf bestimmten Gebieten besonderes Können zeigen. Weil sich künstlerische und kreative Fähigkeiten meist nur schwer objektiv erfassen lassen, fehlen im Bereich der musikalischen Hochbegabung jedoch anerkannte Standards zur Bestimmung eines aussergewöhnlichen Talents und damit auch belegbare Zahlen. Auch in der Wissenschaft wird der Begriff der spezifischen musikalischen Begabung oder Hochbegabung auf unterschiedliche Art und Weise interpretiert.

Klar ist verschiedenen musikpädagogischen Quellen zufolge jedoch eines: Niemand ist völlig unmusikalisch. Zudem spielt Frühförderung eine grosse Rolle bei der Frage, ob eine Person als musikalisch begabt gilt. Als musikalisch hochbegabt würde man umgangssprachlich jedoch wohl nur diejenigen Menschen bezeichnen, die aussergewöhnliche Leistungen im Bereich der Musik erbringen können – sei es gesanglich, am Instrument oder beim Komponieren eigener Stücke.

Was ist Hochbegabung überhaupt?

Im Gegensatz zur musikalischen Hochbegabung lässt sich Hochbegabung im klassischen Sinne klar definieren. Als hochbegabt gelten Personen, bei denen ein Intelligenzquotient über 130 nachgewiesen werden kann. Dies gilt sowohl für Kinder als auch für Erwachsene.

In der Kritik stehen IQ-Tests vor allem, weil sie hauptsächlich das mathematische und sprachliche Vermögen messen und andere Faktoren ausser Acht lassen. Künstlerische Fähigkeiten und emotionale oder soziale Intelligenz spielen bei der Feststellung des Intelligenzquotienten in der Regel keine Rolle.

In Deutschland werden laut Mensa etwa 1,7 Millionen Menschen als hochbegabt angesehen, in der Schweiz leben laut der Stiftung Talentia etwa 640'000 Hochbegabte. Der 1964 gegründete und weltweit grösste, älteste und bekannteste Verein für Hochbegabte schätzt, dass rund zwei Prozent der globalen Bevölkerung diese Eigenschaft besitzen. Die Anzahl der Menschen mit ausserordentlicher musikalischer Begabung ist indes unbekannt.

Wie geht es mit dem München-«Tatort» weiter?

Nachschub aus München gibt es noch im Frühjahr 2024: Unter der Regie von Christoph Stark, der auch das Drehbuch verfasste, entstand im Sommer 2023 der Krimi «Tatort: Schau mich an».

Im Film finden die Münchner Ermittler-Urgesteine einen Torso in der Kanalisation, der in Verbindung mit verstörenden Gewaltvideos aus dem Internet gebracht wird. Insgesamt sind Batic und Leitmayr 2024 in drei Fällen zu sehen.

Nach 100 Fällen geht die TV-Ära schliesslich zu Ende: Wie Mitte Januar bekannt wurde, wird 2025 der letzte «Tatort»-Film mit Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec im Fernsehen laufen. Somit hören die Schauspieler nach über drei Jahrzehnten mit dem «Tatort» auf.



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