GriechenlandPrivate 5000-Euro-Touren zur Akropolis erhitzen die Gemüter
vab
15.4.2024
Bald soll es private Touren zur Akropolis geben. Kostenpunkt: 5000 Euro. Der Plan des griechischen Kulturministeriums stösst nicht nur auf Begeisterung, sondern löst bei vielen auch Unglaube und Wut aus.
vab
15.04.2024, 22:40
Vanessa Büchel
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Das griechische Kulturministerium plant, private Touren zur Akropolis anzubieten.
Damit könnte man die überlaufenen Ruinen in Athen ausserhalb der offiziellen Öffnungszeiten besuchen.
Kosten soll eine solche Tour 5000 Euro, wie «The Guardian» schreibt.
Die Einnahmen sollen anschliessend in Kulturprojekte fliessen.
Es ist die wohl bedeutendste Sehenswürdigkeit Griechenlands und zieht an Spitzentagen über 22'000 Besucher an: Die auf einem Hügel thronende Akropolis bietet spektakuläre Aussichten – ein Muss auf jeder Athen-Reise.
Das finden jährlich unzählige Touristen und pilgern zu den berühmten Überresten in der griechischen Hauptstadt. Wie bei so vielen wichtigen Attraktionen hat es sich auch bei der Akropolis so, dass ein Besucht dort immer begleitet von Tausenden von anderen Menschen ist.
Dies will das griechische Kulturministerium aber bald ändern, wie «The Guardian» berichtet. Denn angeblich sollen in Zukunft private Touren angeboten werden. Im intimen Rahmen kann man dann vor und nach der offiziellen Öffnung sowie Schliessung – von sieben bis neun Uhr morgens und von acht bis zehn Uhr abends – den Menschenmassen entgehen.
Wer bucht, bekommt eine Tour mit bis zu vier Gruppen von je fünf Personen. Dafür bezahlt man stolze 5000 Euro, das sind umgerechnet rund 4900 Franken. Das Ministerium sei laut «Guardian» bereit, auch Führungen für Einzelpersonen zuzulassen, sofern diese die Gruppengebühr zahlen würden.
Einnahmen sollen in Kulturprojekte fliessen
Nikoleta Valakou, Präsidentin der staatlichen Einrichtung Hellenic Organization of Cultural Resources Development, die dem Kulturministerium angeschlossen ist, sagt zum «Guardian»: «Da die Akropolis der erste Ort ist, an dem solche Führungen angeboten werden, handelt es sich um ein Pilotprogramm, und wir sind offen für Veränderungen.»
Man plane, die Einnahmen – Valakou schätze diese auf 40'000 Euro pro Tag – in bedürftige Kulturprojekte fliessen zu lassen.
«Sie betrachten die Akropolis als ein Produkt»
Doch die Idee, Privattouren zur Akropolis anzubieten, stösst nicht bei allen auf Begeisterung. So sind etwa Archäologen aufgebracht. Die Gegner der Initiative seien überzeugt, dass sie «dem Geist all dessen widerspreche, was das weltweit herausragende Symbol der Demokratie repräsentieren solle», wie «The Guardian» schreibt.
Despina Koutsoumba, die Vizepräsidentin des Archäologenverbandes des Landes, klagt: «Als Nächstes werden die Leute dort oben Heiratsanträge machen und Champagner trinken. Wenn sie so viel Geld ausgegeben haben, werden sie sich berechtigt fühlen, an der Stätte zu tun, was sie wollen.»
Das ist vielen ein Dorn im Auge. Auch Kriton Piperas, bis vor Kurzem noch Vorsitzender der Panhellenic Federation of Tourist Guides, sieht das Ganze kritisch und glaubt, dass die Regierung Griechenlands die Kultur zunehmend mit einem stark kommerziellen Blick sehe: «Sie betrachten die Akropolis und alles, was mit Tourismus zu tun hat, als ein Produkt.»
Für alle die gleichen Rechte
Bisher gab es nur einen Tag im Jahr, an dem man die Tempelanlage bei Nacht geniessen kann. Bei Vollmond im August ist die Akropolis ausserhalb der Öffnungszeiten für die Öffentlichkeit zugänglich.
Ansonsten war es nur Staatsoberhäuptern, Königen und gelegentlich Prominenten erlaubt, ausserhalb der Öffnungszeiten die Akropolis zu besichtigen.
Mit dem neuen Angebot für private Touren würde sich einiges ändern. Das Gelände würde sich für Menschen öffnen, die bereit sind, viel Geld zu zahlen. Koutsoumba nennt das «inakzeptabel exklusiv».
Eigentlich solle die Akropolis doch ein Wahrzeichen des demokratischen Athens sein. Wo alle Bürger vor dem Gesetz gleich sind. Doch mit den Privattouren gäbe man Menschen mit Geld die Chance, das Denkmal auf eine sehr exklusive Weise zu geniessen. «Und das während diejenigen, die einfach nicht über diese Mittel verfügen, ausgeschlossen werden», macht Koutsoumba ihrem Ärger Luft.
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