Grösstes Werk der Welt Schweizer Firma saugt in Island CO2 aus der Luft

smi

10.5.2024

«Mammoth» (Mammut) nennt das Schweizer Unternehmen Climeworks sein neues Werk auf Island. Es ist die grösste CO2-Entnahme- und Einlagerungs-Anlage der Welt.
«Mammoth» (Mammut) nennt das Schweizer Unternehmen Climeworks sein neues Werk auf Island. Es ist die grösste CO2-Entnahme- und Einlagerungs-Anlage der Welt.
Climeworks

Am 8. Mai hat das Schweizer Unternehmen Climeworks sein neues Werk Mammoth auf Island in Betrieb genommen. Dieses kann im Vollbetrieb pro Jahr 36'000 Tonnen CO2 der Atmosphäre entnehmen.

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  • Das Schweizer Unternehmen Climeworks hat auf Island sein bisher grösstes Werk zur CO2-Entnahme aus der Atmosphäre in Betrieb gesetzt.
  • «Mammoth» ist die grösste Carbon-Capture-and-Storage-Anlage der Welt.
  • Das Werk kann der Luft jährlich 36'000 Tonnen CO2 entnehmen. Ein Partner-Betrieb lagert dieses unterirdisch ein.

Auf «Orca» folgt «Mammoth». Das Schweizer Unternehmen Climeworks bringt damit zum Ausdrück, dass sein jüngstes Kind einiges potenter ist, als sein bisher grösstes.

Mammoth (englisch für Mammut) steht in Island, genauer in Hellisheidi, und saugt mittels eines gigantischen Vakuums Luft durch Filter. Darin bleibt das CO2 hängen. Dieses ist einer der grössten Verursacher der Klimawandel.

Es gilt in Fachkreisen als sicher, dass die aktive Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre und dessen Einlagerung ein wichtiges Element ist, um ab 2050 weltweit eine negative CO2-Bilanz zu erreichen. Das heisst, in einem Vierteljahrhundert soll weltweit mehr Kohlendioxid der Erdatmosphäre entzogen werden, als im gleichen Zeitraum in diese ausgestossen wird.

Zwar setzen weit mehr Projekte und Massnahmen zum Schutz des Klimas darauf, die CO2-Emissionen zu reduzieren. Doch, um diesen Prozess zu beschleunigen und irgendwann den Kohlendioxid-Gehalt in der Atmosphäre tatsächlich reduzieren zu können, gilt Carbon Capture and Storage (CO2-Entnahme und -Speicherung), kurz CSS, als wichtiger Baustein.

36'000 Tonnen CO2 pro Jahr

Climeworks hat sich dieser Technologie verschrieben, entwickelt sie weiter und versucht, mit grösseren Anlagen, mehr Wirkung zu erzielen. Noch sind erst 12 der insgesamt 72 Filter-Container in Betrieb. Bis Ende 2024 soll Mammoth im Vollbetrieb laufen und von da an jährlich 36'000 Tonnen CO2 aus der Luft saugen.

Die Kohlendioxid-Moleküle bleiben in einem Filter hängen. Von dort werden sie in Meerwasser aufgelöst und in die Hohlräume von Basalt-Gestein gepumpt, mit dem es eine feste Verbindung eingeht und eingelagert bleibt.  

Die CO2-Einlagerung in Gestein sei ein natürlicher Prozess, schreibt das Projekt Carbfix, das Climeworks auf Island das der Luft entnommene Kohlendioxid abnimmt, wie die «NZZ» schreibt. Seine Technologie lasse diesen Prozess nur schneller ablaufen. Hinter Carbfix steht der isländische Energieversorger Reykjavik Energy sowie die Universitäten Reykjavik, Toulouse und Columbia New York.

Es braucht viele Mammuts

Dass Climeworks schon das zweite Werk auf Island gebaut hat, liegt am aussergewöhlichen Energiereichtum des Staats im Nordatlantik. Die Insel liegt in einer Zone starker vulkanischer Aktvität. Erdwärme ist in enormem Umfang vorhanden – weit mehr als die Bevölkerung selber braucht. 

Die CCS-Prozesse brauchen viel Energie. Diese ist auf der vulkanischen Insel in Form von Erdwärme im Überfluss vorhanden – und noch dazu in CO2-neutraler Form. Deshalb hat Climeworks in Island schon das zweite grosse Werk gebaut. Es errichte aber auch in den USA mehrere Anlagen, meldet das Unternehmen.

Den Energiebedarf kann Climeworks in Island also relativ günstig decken. Trotzdem sind die Kosten für die CO2-Entnahme hoch. Sie liegen laut Recherchen der «NZZ» bei meheren hundert Dollar pro Tonne. Das ist ein Mehrfaches dessen, was im europäischen Emissionshandel für den Ausstoss einer Tonne Kohlendioxid zu bezahlen ist.

Damit die CCS wirklich Einfluss auf das Klima nimmt, müssen sehr viele Werke wie Mammoth entstehen. Zum Vergleich: Der weltweite CO2-Ausstoss im Jahr 2022 lag bei 37 Milliarden Tonnen – rund eine Million Mal so viel, wie Mammoth dereinst der Atmosphäre entziehen wird. Climeworks will bis 2030 eine Million Tonnen und bis 2050 eine Milliarde Tonnen Kohlendioxid abscheiden und einlagern.

Die Kosten sind deshalb ein wichtiger Faktor, um Anwendungen dieser Technologie auszubauen. Die «NZZ» zitiert eine ETH-Studie , die aber zum Schluss gekommen, dass eine Tonne mittels CCS der Atmosphäre entzogenes CO2 auch 2050 noch mindestens 230 Dollar kosten wird.