Wohnen auf See Auf dieser Kreuzfahrt bist du jahrelang unterwegs

toko

18.3.2023

Wohnen und Arbeiten auf hoher See auf der MV Gemini.
Wohnen und Arbeiten auf hoher See auf der MV Gemini.
Life at Sea Cruises

Wohnen und Arbeiten auf hoher See, womöglich mit Steuervorteilen? Eine Reederei bietet genau das für etwas mehr als 27'000 Franken im Jahr. Für Klimabewusste dürfte das Vorhaben jedoch von vornherein ausscheiden.

toko

18.3.2023

Rundherum nur Meer und trotzdem mit allem versorgt? Wer als normal Sterblicher schon immer davon geträumt hat, auf einem riesigen Schiff zu leben und sich um die bedenklichen Umweltfolgen nicht weiter kümmert, hat nun eine erschwingliche Möglichkeit dazu.

Denn derzeit wird das Schiff MV Gemini umgebaut und soll ab November in See stechen.

Mehr Meer geht nicht

Das Unternehmen Life at Sea Cruises bietet mit dem Schiff sozusagen einen Wohnsitz auf hoher See — und nimmt bereits Reservierungen an: Für 30'000 Dollar im Jahr können Meeressehnsüchtige das ganze Jahr über auf einem Kreuzfahrtschiff leben.

Das sind derzeit rund 27'300 Franken, also durchaus erschwinglich für einen dreijährigen Wohnsitz inklusive zahlreicher Zusatzleistungen.

Um ausreichende Versorgung brauchen sich die Passagiere offenbar keine Sorge zu machen: Alle Mahlzeiten sind inbegriffen. Dazu gehören auch Alkohol beim Abendessen sowie alkoholfreie Getränke, Saft, Tee und Kaffee den ganzen Tag über. Auch die Wäsche soll erledigt werden.

Die MV Gemini bietet zudem ein Sonnendeck, einen Swimmingpool, ein Wellness-Center, ein Auditorium, Fitness-Studio sowie mehrere Speisemöglichkeiten, über Details macht das Unternehmen vorerst aber keine Angaben. 

Die Preise gehen bei 29'999 Dollar pro Person los. Die Kabinen reichen von der 130 Quadratmeter grossen «Virtual Inside»-Kabine bis zu den doppelt so grossen Balkon-Suiten, die mit bis zu 109'999 Dollar pro Person zu Buche schlagen. Die günstigste Aussenkabine kostet laut Preisliste 36'999 Dollar pro Person.

So soll die Aussenkabine aussehen.
So soll die Aussenkabine aussehen.
Life at Sea Cruises

Sightseeing nach Feierabend

Und weil es schliesslich nicht nur ums Reisen, sondern auch ums Wohnen und damit Arbeiten geht, wird das Schiff auch mit Fernarbeitsplätzen ausgestattet sein — Homeoffice aus internationalen Gewässern sozusagen.

Das Unternehmen stellt demnach ein komplettes Business Center mit Besprechungsräumen, 14 Büros, einer Geschäftsbibliothek und einer Lounge in Aussicht. Der Zugang ist kostenlos.

Wer will, kann nach Feierabend regelmässig Sightseeing betreiben. Denn das Kreuzfahrtschiff soll in den kommenden drei Jahren 375 Häfen auf der ganzen Welt ansteuern und dabei 135 Länder und alle sieben Kontinente besuchen. Macht in Summe über 130'000 Seemeilen und damit mehr als 240'000 Kilometer. Nicht schlecht für einen nicht ganz so festen Wohnsitz.

Auch Ausflüge zu 103 «tropischen Inseln» sind nach Angaben von «Life at Sea Cruises» vorgesehen.

1074 Passagiere

Wer sich für das Paket entscheidet, wohnt von November dieses Jahres an also auf der MV Gemini, die für ihren neuen Zweck als schwimmende Kleinstadt generalüberholt werden soll. Sie wird dann über 400 Kabinen mit Platz für insgesamt 1074 Passagiere bieten.

Sollte es doch einmal einsam werden, können sich Passagiere auch Besuch in die Kabine einladen. Kostenlos für Freunde und Familie, andere Besuche sind für das Unternehmen offenbar nicht vorgesehen oder zumindest nicht gratis.

Umweltfolgen

Ein temporärer Wohnsitz im Ozean könnte vielleicht auch noch weitere Vorteile mit sich bringen. Denn die Reederei spricht vielsagend von «zusätzlichen Steuervorteilen», die der Status als «internationaler Einwohner» mit sich bringe.

Die Reise ist allerdings nichts für Menschen, die ihren eigenen ökologischen Fussabdruck möglichst gering halten wollen. Kreuzfahrtschiffe schneiden in der Umwelt- und Klimabilanz ganz schlecht ab.

Wie bei fast allen Kreuzfahrtschiffen wird der Schiffsdieselmotor der MV Gemini mit Schweröl betrieben – mit entsprechenden Folgen. So versorgen sich die Schiffe während der Liegezeiten weiterhin mit Energie durch ihre Motoren, wodurch neben Kohlenstoffdioxid auch Schwefeldioxid, Stickoxide, Russ und Feinstaub entstehen.