Handgreiflichkeiten und Pfefferspray So heftig sind Angriffe auf SBB-Zugbegleiter – und so teuer

smi

14.5.2024

Zugbegleiter*innen der SBB müssen sich einiges anhören und manchmal auch handfest einstecken. 
Zugbegleiter*innen der SBB müssen sich einiges anhören und manchmal auch handfest einstecken. 
Keystone

Drei Strafbefehle zeigen, wie heftig Angriffe auf Zugbegleiter*innen sind. Für die Schuldigen sind sie aber auch ziemlich teuer. Die SBB bestätigen, dass die Gewaltbereitschaft in Zügen zunehme.

smi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • SBB-Zugbegleiter*innen sind mit zunehmend heftigeren Angriffen konfrontiert.
  • Die SBB bringen diese konsequent an, da es sich um Offizialdelikte handelt.
  • Strafbefehle zeigen, dass Schuldige teuer für ihre Vergehen zahlen.

Als Einzelfall ist es einfach ein Ausraster: Ein 27-Jähriger hat kein Billett für sein Velo gelöst, das er in der Zürcher S-Bahn dabei hat. Die Zugbegleiterin macht ihn auf seinen Fehler aufmerksam. Darauf reagiert er mit «Drohgebärden mit dem Arm» und schmettert sein Mobiltelefon auf den Boden, das dabei zu Bruch geht. Die Zugbegleiterin und ihr Kollege, der ihr zu Hilfe kommt, brechen darauf die Kontrolle ab. Doch der Mann mit dem Velo deckt die Frau mit üblen Schimpfworten ein. Schliesslich geht der Renitente, ein Türke, auf den Kontrolleur los, worauf dieser zu Boden geht.

So beschreibt der Strafbefehl den Tatvorgang; der «Tages-Anzeiger» erzählt ihn gestützt auf das Dokument nach. Der Mann hat sich auf jener S-Bahn-Fahrt der Beschimpfung, der Gewalt und der Drohung gegen Beamte schuldig gemacht.

Wie sich später zeigt, hat er wenige Wochen davor die Glastür eines Polizeipostens und einen Schaukasten mit Steinen zertrümmert. Und weil er bereits vorbestraft ist, muss er nach seinem Ausraster in der S-Bahn fünf Monate ins Gefängnis. Geldstrafe, Verfahrenskosten und Aufwand der Polizei kosten ihn zusammen knapp 4000 Franken.

Pfefferspray gegen SBB-Beamte

Dieser Mann, der seine Emotionen nicht im Griff hat, ist ein Extremfall. Die wenigsten Menschen reagieren so auf für sie frustrierende Situationen. Doch Zugbegleiter*innen der SBB sind zunehmend mit solchen Menschen und Situationen konfrontiert. 

Ein weiteres Beispiel gibt ein Elektroinstallateur, der ohne Billett unterwegs ist. Die Kontrolleurin und ihr Kollege geben ihm noch eine Chance, weil sie ihm glauben, dass der Automat defekt war, an dem Bahnhof, an dem er eingestiegen ist. Sie weisen ihn an, am Flughafen ein Ticket für die Fahrt zu lösen. Doch statt dies zu tun, läuft er weg. Die beiden SBB-Angestellten verfolgen ihn, verlieren ihn aber. 

Wenig später erkennen sie den Schweizer wieder. Der Zugbegleiter will ein Foto von ihm machen, doch der Schwarzfahrer schlägt ihm das Telefon aus der Hand. Darauf sprüht er beiden SBB-Beamten Pfefferspray ins Gesicht. 

Wie die Festnahme des Elektroinstallateurs abgelaufen ist, geht aus den Unterlagen nicht hervor. Er hat zwei Tage in Haft verbracht. Die Rechnung, die er zu begleichen hat: 5400 Franken Geldstrafe, 1000 Franken Verfahrenskosten und 600 Franken Busse wegen Gewalt und Drohung gegen Beamte, Tätlichkeiten und Verstoss gegen das Waffengesetz. In der Wohnung des Täters hat die Polizei einen Schreckschussrevolver und eine Platzpatrone gefunden.

SBB schulen Personal für Extremsituationen

SBB-Sprecher Reto Schärli erklärt dem «Tages-Anzeiger», dass Angriffe auf das Personal, aber auch auf Kundinnen und Kunden der SBB gröber würden. Die Tätlichkeiten unterlägen aber auch statistischen Schwankungen. Er betont, dass die SBB jeden Angriff zur Anzeige brächten, weil es sich dabei um Offizialdelikte handle.

Die Zugbegleiter*innen der SBB würden daraufhin geschult, brenzlige Situationen zu deeskalieren, und sie könnten Präventionskurse besuchen, um sich sicherer zu fühlen.