Danke, Nemo, wir sind ESC!
Nemo gewinnt den Eurovision Song Contest 2024 in Malmö. Damit holt das Bieler Ausnahmetalent den grössten Gesangswettbewerb der Welt in die Schweiz. Eine Video-Hommage an die erste non-binäre Person, die den ESC gewonnen hat.
11.05.2024
Nemo hat den Eurovision Song Contest 2024 gewonnen. Ein Blick auf die Geschichte des weltweit grössten Musikwettbewerbs zeigt: Ein ESC-Sieg kann viel Rückenwind für die Karriere bedeuten – aber nicht in jedem Fall.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Nemo hat den Eurovision Song Contest 2024 in der schwedischen Stadt Malmö gewonnen.
- Bleibt die Frage: Was bedeutet der Erfolg für die Musikkarriere des helvetischen Popstars aus Biel?
- Ein Blick auf die Geschichte des weltweit grössten Musikwettbewerbs zeigt: Ein ESC-Sieg bedeutet nicht in jedem Fall viel Rückenwind für die Karriere einer Künstlerin oder eines Künstlers.
- Nimmt sich Nemo jedoch ein Beispiel an der schwedischen Popband Abba, dann kommt es gut.
Begonnen hat die Karriere von Abba vor 50 Jahren mit einem Lied namens «Waterloo» – was so viel wie «vernichtende Niederlage» bedeutet. Das war beim Eurovision Song Contest (damals noch Grand Prix d’Eurovision de la Chanson) am 6. April 1974 im englischen Seebad Brighton.
Seither wird behauptet: Der ESC-Sieg habe die Schweden über Nacht zu Weltstars gemacht.
Nur: Das stimmt nicht.
«Waterloo» war zwar ein Hit. Abba schaffte es damit sogar in den USA in die Top 10 der Charts. Aber konnte die Band auch daran anschliessen? Konnte sie nicht.
Rückblickend sieht es so aus, als hätte Abba nach dem ESC-Sieg eine nie abreissende Hit-Serie produziert. Die Wirklichkeit sieht anders aus: Sage und schreibe 18 Monate lang konnte Abba nach «Waterloo» keinen Hit in den internationalen Charts platzieren.
Der Band drohte, was der Mehrzahl der Sieger*innen des weltweit grössten Musikwettbewerbs passiert: Sie sind international gesehen «One-Hit-Wonder».
Ist der ESC eine Startrampe für eine weltweite Karriere?
Ist der ESC demnach keine gute Startrampe für eine Karriere als weltweit erfolgreiche*r Musiker*in? Wer auf die Liste der Sieger*innen der vergangenen Jahre zurückblickt, muss sagen: nein.
Oder sagt dir der Name Duncan Laurence noch etwas? Der Niederländer gewann 2019 des ESC.
Und wann gewann nochmals Måns Zelmerlöw den ESC? 2015 für Schweden.
Na ja, vielleicht erinnerst du dich noch an Netta. Die Sängerin aus Israel gewann 2018 ESC. Heute verdient sie ihr Geld als Hochzeitssängerin und ist Jurymitglied in einer israelischen Castingshow.
Leicht besser erging es Lena Meyer-Landrut, die mit mässigem Englisch vor 14 Jahren den ESC für Deutschland gewann. Seither ist die Sängerin regelmässig mit ihren Songs in den Hitparaden des deutschsprachigen Europas vertreten.
Im «Spiegel» antwortete Meyer-Landrut vergangene Woche auf die Frage, ob sie ihren ESC-Sieg rückblickend als Fluch oder als Segen empfinde: «Trotz allem als Segen. Durch meinen Sieg hatte ich viele Privilegien. Ich wäre heute nicht da, wo ich bin. Ich darf als Künstlerin arbeiten und kreativ sein, ich habe keinerlei Existenzängste.»
Maneskin gingen nach ihrem ESC-Sieg auf Welttournee
International gesehen waren die Songs von Lena Meyer-Landrut, Duncan Laurence, Netta und Måns Zelmerlöw nicht mehr als ein «One-Hit-Wonder».
Es gibt aber auch Sieger*innen, die nach ihrem Erfolg am ESC eine Weltkarriere gemacht haben. Allen voran Céline Dion, die vor 36 Jahren den ESC für die Schweiz gewann.
Auf Welttournee gingen auch Måneskin. Die italienische Glamrock-Band gewann den ESC vor drei Jahren und gehören heute mit über 27 Millionen monatlichen Hörer*innen auf dem Streamingdienst Spotify zu den weltweit erfolgreichsten Rockbands.
Und so darf sich also auch Nemo Hoffnung machen, dass der Sieg am diesjährigen ESC eine Startrampe für eine internationale Karriere im Musikbusiness ist.
Darum klappte es doch noch mit der Weltkarriere von Abba
Manchmal braucht es einfach etwas Geduld, wie die Geschichte von Abba zeigt.
Warum es 18 Monate nach dem ESC-Sieg doch noch mit der Weltkarriere des schwedischen Popquartetts klappte? Schuld sind die Australier*innen – und der Song «Mamma Mia».
Das Lied wurde anfänglich nur in «Down Under» als Single veröffentlicht und erreichte dort am 3. November 1975 Platz eins der Hitparade. Zehn Wochen verharrte der Song ganz vorne und löste am anderen Ende der Welt eine richtige «Abbamania» aus.
Wochen später schwappte diese bis nach Europa rüber – und so kam es, dass «Mamma Mia» am 13. Dezember 1975 auch in Grossbritannien auf Platz eins kletterte. In der Schweiz und Deutschland geschah das eine Woche später.
Der Rest der Geschichte ist bekannt: Nach «Mamma Mia» folgten 19 weitere Hits von Abba, jener Popgruppe, die bis heute mit ihrer Musik weltweit die Menschen glücklich macht.
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