Eliasch und die FIS starten Alleingang Schweizer Skiverband: «Das werden wir nie akzeptieren»

Luca Betschart

3.5.2024

Erneuter Gegenwind für FIS-Präsident Johan Eliasch und seine Pläne.
Erneuter Gegenwind für FIS-Präsident Johan Eliasch und seine Pläne.
Bild: Imago

Der Streit um die Vermarktung der Medienrechte zwischen der FIS und den nationalen Ski-Verbänden geht in die nächste Runde. Weil der Weltverband um Präsident Johan Eliasch auf eigene Faust grünes Licht für eine zentrale Vermarktung erteilt, erwägen die Verbände rechtliche Schritte.

Luca Betschart

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  • Der Machtkampf um eine zentrale Vermarktung der Medienrechte zwischen dem Weltverband FIS und den nationalen Skiverbänden geht in die nächste Runde.
  • Nachdem die FIS um Präsident Eliasch eine Zentralvermarktung auf eigene Faust durchwinkt, wehren sich die Verbände und ziehen gar rechtliche Schritte in Erwägung.
  • «Die FIS möchte uns diese Rechte wegnehmen, was wir nie akzeptieren werden», sagt Diego Züger, CEO von Swiss-Ski.
  • Sollte es zwischen den Streitparteien keine Einigung geben, ist nicht auszuschliessen, dass sich einige grosse Verbände von der FIS abkoppeln.

In der vergangenen Woche winkt der internationale Skiverband auf eigene Faust die zentrale Vermarktung der Medienrechte durch – und stösst damit die nationalen Verbände vor den Kopf. Vor allem die grossen Verbände aus Österreich, Deutschland oder der Schweiz, die bisher selbst über die Medienrechte für Rennen in ihrem Land verfügten, sind mit dem Vorhaben der FIS überhaupt nicht einverstanden. 

Diego Züger, CEO Commercial von Swiss-Ski, sagt gegenüber blue Sport: «Wir sind ganz klar Befürworter einer Zentralisierung. Aber auch bei einer zentralen Vermarktung muss die Eigentümerschaft der Rechte in den jeweiligen Veranstalterländern bleiben. Die FIS möchte uns diese Rechte wegnehmen, was wir nie akzeptieren werden.»

Das ungewöhnliche Vorgehen der FIS sorgt für eine neue Welle der Verärgerung. Offenbar erfahren viele Mitglieder des FIS-Komitees erst während der Sitzung am vergangenen Freitag von der unmittelbar bevorstehenden Abstimmung zur Zentralisierung der Medienrechte. Das bestätigen auch die FIS-Mitglieder Mats Arjes aus Schweden und Norwegens Erik Roste. Eine Abstimmung von solcher Bedeutung hätte für Roste eine angemessene Vorbereitung erfordert, die es allerdings nicht gegeben habe. 

Auch aufseiten des Schweizer Skiverbandes war man verwundert, wie Züger erklärt: «Wir wurden vom Entscheid überrascht, nachdem wir und diverse andere Landesverbände zuvor in Gesprächen mit der FIS über ein alternatives Zentralisierungsmodell gewesen waren.» Diesen Dialog habe die FIS letzte Woche abrupt gestoppt. Zum Council-Meeting vom vergangenen Freitag sagt Züger: «Wir haben bis heute keine Informationen erhalten, die über die Medienmitteilung der FIS hinausgehen.»

Swiss-Ski sei nun daran, alle Optionen zu analysieren. «In Zusammenarbeit mit anderen Landesverbänden werden wir auch die rechtliche Situation sorgfältig prüfen – nur schon, um unsere laufenden Vermarktungsverträge zu schützen», hält Züger fest.

«Ein Fahrzeug ohne Reifen»

Neben Züger zeigt sich auch Pernilla Bonde, Generalsekretärin des schwedischen Verbandes, vom Vorgehen der FIS enttäuscht. Normalerweise würden solche Entscheidungen die Zustimmung der nationalen Verbände erfordern, was auch Stefan Schwarzbach, Vorstandsmitglied im Deutschen Skiverband (DSV), gegenüber dem Sport-Informations-Dienst andeutet: «Die FIS hat ja nur mitgeteilt, dass die Ampel jetzt ‹grün› anzeigt. Das nützt aber wenig, wenn das Fahrzeug ohne Reifen am Start steht.»

Der DSV wird von der Verkündung der FIS-Entscheidung auf dem falschen Fuss erwischt. «Wir waren gelinde gesagt erstaunt, dass die FIS via Pressemitteilung das grüne Licht gegeben hat. Offensichtlich ist es der Versuch, last minute und auf Gedeih und Verderb eine vertraglich vereinbarte Deadline einzuhalten, die sich aus einem Agreement zwischen Infront und der FIS ergibt», vermutet Schwarzbach. 

Nur: Damit legt die FIS die jüngst aufgenommenen Gespräche mit den nationalen Verbänden wieder auf Eis. «Mit dieser Entscheidung hat Eliasch die Verhandlungen de facto abgebrochen, ohne dass wir darüber informiert wurden», stellt Schwarzbach klar.

Mögliche Alternativszenarien ohne die FIS

Gemeinsam mit anderen Nationen prüfe der DSV nun die eigenen Handlungsoptionen: «Es ist zu hinterfragen, ob hier seitens der FIS die rechtlich notwendigen Vorgaben für eine Entscheidung gewahrt wurden. Das prüfen wir jetzt in enger Abstimmung mit anderen Nationen. Wir werden sehen, ob gegebenenfalls weitere rechtliche Schritte notwendig sein werden, aber dazu müssen uns die entsprechenden Informationen vorliegen.»

Machtlos fühlen sich die nationalen Vertreter nicht. Schliesslich veranstalten die mitteleuropäischen und skandinavischen Nationen über 60 Prozent aller Skirennen – und schliessen deshalb die Gründung einer parallelen Renn-Serie nicht aus. So würde man sich von der FIS unabhängig machen.  

«Das ist aktuell nicht Gegenstand der Diskussion», sagt DSV-Vorstandsmitglied Schwarzbach, schliesst entsprechende Schritte in Zukunft aber nicht aus: «Es gibt natürlich Alternativszenarien, über die wir gegebenenfalls sprechen werden. Aber das muss natürlich im Schulterschluss mit den anderen Verbänden geschehen.» Also genau nicht so, wie es die FIS praktiziert hat. Züger von Swiss-Ski unterstreicht, dass eine Abkoppelung von der FIS nicht das Ziel sei: «Das ist definitiv nicht die Option, die im Vordergrund stehen sollte.»

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