77. Filmfestspiele in CannesEröffnung im Zeichen einer neuen MeToo-Welle
DPA/fts
15.5.2024
Die 77. Ausgabe der Festspiele findet in bewegten Zeiten statt, in Frankreich gibt es zudem eine neue Debatte um sexuelle Übergriffe in der Filmbranche – was «Barbie»-Regisseurin und Jury-Präsidentin Greta Gerwig als einen Fortschritt feiert.
DPA/fts
15.05.2024, 08:51
Fabian Tschamper
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Die aktuelle Ausgabe des Filmfestivals in Cannes steht unter keinem guten Stern: In Frankreich ist erneut eine MeToo-Debatte ausgebrochen.
Jury-Präsidentin Greta Gerwig sieht dies allerdings als positive Entwicklung: «Es ist wichtig, dass wir das Gespräch ausweiten.»
Weiter sind die Festival-Mitarbeitenden unzufrieden mit ihren Kurzzeitverträgen und drohen zu streiken.
Inmitten einer neuen MeToo-Debatte in Frankreich um sexuelle Übergriffe in der Filmwelt und geopolitischer Krisen sind die Filmfestspiele von Cannes eröffnet worden.
Die 77. Ausgabe des Spektakels an der Côte d’Azur begann am Dienstag mit der Vorstellung der Jury um «Barbie»-Regisseurin Greta Gerwig. Neben der 40-Jährigen gehören die aus dem Drama «Killers of the Flower Moon» bekannte US-Darstellerin Lily Gladstone, die französische Schauspielerin Eva Green, der spanische Filmemacher J.A. Bayona, Schauspielstar Omar Sy, die libanesische Regisseurin und Schauspielerin Nadine Labaki, der japanische Regisseur Hirokazu Koreeda, die türkische Drehbuchautorin Ebru Ceyland und der italienische Schauspieler Pierfrancesco Favino zur Jury.
Zum Start des Filmfests sollte am Abend die französische Komödie «Le deuxième acte» mit Léa Seydoux in der Hauptrolle vorgeführt werden, bei der Eröffnungszeremonie sollte Hollywoodstar Meryl Streep mit einer Ehrenpalme für ihr Lebenswerk ausgezeichnet werden.
In den kommenden Tagen sollen dann unter anderen Filme wie das Actionepos «Furiosa: A Mad Max Saga» von Regisseur George Miller und Francis Ford Coppolas selbstfinanziertes Science-Fiction-Drama «Megalopolis» Premiere feiern.
Streik der Festival-Arbeitenden droht
Viel Drama hat es abseits der Leinwand in der französischen Filmwelt bereits im Vorfeld der Cannes-Festspiele gegeben. Die Vorwürfe der Schauspielerin Judith Godrèche, wonach sie als Jugendliche von zwei Regisseuren sexuell missbraucht worden sei, haben in der heimischen Branche eine zweite MeToo-Welle in Gang gesetzt. Von Journalisten auf die Entwicklung angesprochen, sagte Jury-Präsidentin Gerwig, dass sie darin einen Fortschritt sehe.
Sie finde, dass es nur gut sei, wenn Menschen in der Filmgemeinschaft anderen ihre Geschichten erzählten und versuchten, die Dinge zum Besseren zu wenden, sagte sie. «Ich habe einen erheblichen Wandel in der amerikanischen Filmgemeinde erlebt, und ich denke, dass es wichtig ist, dass wir das Gespräch ausweiten.»
Für Furore sorgte im Vorfeld des Festivals auch eine Streikdrohung der Festival-Arbeiter. Sie erklärten, sie seien es leid, mit Kurzzeitverträgen abgespeist zu werden, wegen denen sie in Phasen zwischen den Filmfestspielen keinen Anspruch auf Arbeitslosenhilfe hätten.
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