Lando Norris sorgt im Grand Prix von Miami für die Überraschung. Der Brite im McLaren schlägt Max Verstappen im Red Bull und erringt seinen ersten Grand-Prix-Sieg.
Im Team McLaren hatten sie vor dem Beginn der Saison ihre Ansprüche ohne Zurückhaltung angemeldet. Als Ziel gaben sie nichts weniger als Siege aus. Sie waren überzeugt, selbst Max Verstappen bei idealer Konstellation die Stirn bieten zu können.
Diese perfekten Voraussetzungen waren nun in Miami gegeben. Norris lieferte bei erster Gelegenheit den Beweis, dass die Techniker beim radikalen Umbau am Auto in die richtige Richtung zielten. Die komplette neueste Version stand an diesem Wochenende in Florida einzig dem Engländer zur Verfügung. Sein Teamkollege, der Australier Oscar Piastri, musste sich fürs Erste mit einer teilweisen Erneuerung begnügen.
Die entscheidende Szene, in der Norris die Basis zum Sieg im Duell mit Verstappen legte, ereignete sich im Zuge einer Safety-Car-Phase nach rund der Hälfte des Pensums. Die Neutralisation des Rennens war nach einer Kollision zwischen dem Dänen Kevin Magnussen im Haas und dem Amerikaner Logan Sargeant nötig geworden.
Norris nutzte die Zeit, in den der Führungswagen die minimierte Geschwindigkeit vorgibt, zu seinem Zwischenstopp fürs Reifenwechseln. Der geringere Zeitverlust erlaubte es dem Briten, als Führender auf die Strecke zurückzukehren. Und Norris packte die Chance danach beim Schopf. Er hielt Verstappen nicht nur sicher auf Distanz, er baute seinen Vorsprung stetig aus. Im Ziel betrug die Marge auf den Weltmeister über sieben Sekunden. Der Monegasse Charles Leclerc im Ferrari auf Platz 3 büsste schon fast zehn Sekunden ein. Seinen ersten Vollerfolg verdiente sich Norris vollends. Achtmal war er in Grand Prix schon Zweiter und sieben Mal Dritter geworden.
Keine Punkte für Sauber
Die Fahrer des Teams Sauber gingen abermals leer aus. Der Chinese Zhou Guanyu belegte in seinem 50. Grand Prix Platz 14, der Finne Valtteri Bottas musste sich mit Rang 16 bescheiden.
Norris sorgte für den ersten Grand-Prix-Sieg eines McLaren-Fahrers seit etwas mehr zweieinhalb Jahren. Als bisher Letzter in einem Auto der Traditionsmarke war Daniel Ricciardo im Grossen Preis von Monza als Erster abgewinkt worden. In jenem Rennen hatte Piastris Landsmann von einer Kollision zwischen Lewis Hamilton im Mercedes und Verstappen profitiert. Seither hatte es wohl schon einmal einen Gewinner in einem McLaren gegeben. Jenen Sieg hatte Piastri im vergangenen Oktober allerdings in der Sprintprüfung im Rahmen des Grand Prix von Katar geschafft.
Ricciardos überraschender Triumph damals in Monza fiel in eine Zeit, in der sie sich bei McLaren nach einem ganz tristen Kapitel in der Team-Geschichte so langsam wieder zu fangen begannen. Ricciardo hatte damals eine fast neun Jahre dauernde sieglose Phase der Equipe beendet. Die Krise hatte tiefe Spuren hinterlassen, der Glaube an die Wende war teamintern nur noch schemenhaft erkennbar. Der gegenwärtige Geschäftsführer Zak Brown, damals als Direktor angestellt, hatte vor sechs Jahren den Zeitrahmen für die Wende zum Guten auf zehn Jahre ausgelegt.
Brown hatte sich getäuscht. Die Fortschritte waren zuletzt immer deutlicher und umfangreicher. Norris belohnte am Sonntag nun das gesamte Team für die steten Bemühungen. Und er lieferte den Beweis, dass sie bei McLaren mit ihren Ansprüchen vor dem Saisonauftakt nicht zu hoch gegriffen hatten.
sda