Kanton Zürich AL-Chefin tritt wegen Long Covid aus Parlament aus

aru

30.4.2024

Anne-Claude Hensch hat sich trotz Impfung und Booster mehrmals mit Covid-19 infiziert.
Anne-Claude Hensch hat sich trotz Impfung und Booster mehrmals mit Covid-19 infiziert.
Quelle: Keystone/Archivbild

Eine ehemalige Kandidatin für den Zürcher Regierungsrat tritt aus dem Parlament des Kantons Zürich aus, weil sie an Long Covid erkrankt ist. In einem Interview berichtet sie von ihren Erfahrungen.

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  • Anne-Claude Hensch sass für die Alternative Liste im Zürcher Kantonsrat.
  • Nun musste sie ihren Rücktritt bekannt geben, da sie an Long Covid erkrankt ist.
  • IV hat die Politikerin bislang keine beantragt.

Im vergangenen Jahr kandidierte Anne-Claude Hensch für die Alternative Liste (AL) für einen Sitz in der Regierung des Kantons Zürich. Nun nimmt sie ihren Hut und verlässt die Politik vorerst. Die Fraktionschefin der AL im Zürcher Kantonsrat leidet an Long Covid.

Wie sie in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» bekannt machte, hat sie derzeit keine Kraft für die politische Arbeit. «Ich bin in einem starken Erschöpfungszustand. Ich bin sehr viel langsamer zu Fuss als früher. Zu Beginn kam ich mir wie ein neugeborenes Fohlen vor, das zum ersten Mal aufsteht und keinen Bezug zu seinen Beinen hat», so Hensch.

Dies habe sich zwar gebessert, doch würden Treppenstufen und Aufstiege eine grosse Herausforderung für die 57-Jährige bleiben. 

An belebten Orten fühle sie sich rasch unsicher. «Einmal überquerte ich ganz langsam einen Fussgängerstreifen. Ein wartender Autofahrer hupte mich deswegen an – er dachte wohl, ich wolle ihn ärgern.»

«Das hat mich extrem erschreckt»

Zum ersten Mal habe sie sich im Mai 2022 mit Covid-19 angesteckt, als sie schon doppelt geimpft und geboostert gewesen sei. «Ich war während dreier Wochen gar nicht mehr gut zu Fuss, das hat mich extrem erschreckt», sagt sie. Es folgten zwei weitere mutmassliche Corona-Ansteckungen, die sie entweder nicht testete oder der Test negativ anzeigte. Schliesslich hatte sie im Oktober 2023 erneut Covid-19, seither sei sie immer müde. Seit Anfang Dezember sei sie zu 100 Prozent krankgeschrieben.

Hensch unterzieht sich derzeit einer Intervall-Hypoxie-Hyperoxie-Therapie oder IHH-Therapie. Abwechslungsweise atme sie sehr stark gesättigten Sauerstoff ein und anschliessend wenig gesättigten Sauerstoff. Dies rege die Zellen zur Neubildung von Mitochondrien an, welche Energie produzieren.

Um eine IV-Rente habe sie sich noch nicht bemüht. Viele Long-Covid-Betroffene kämpfen vergeblich für eine solche. Dank finanzieller Reserven und des pensionierten Mannes gehe dies im Moment so auf.