Dominic Lobalu geht bereits an der EM in Rom für die Schweiz auf Medaillenjagd. Der Kriegsflüchtling aus dem Südsudan, ein 25-jähriger Top-Läufer, erhält von World Athletics grünes Licht.
Lobalu erfüllt die EM-Limite gleich in vier Disziplinen: 1500 m, 5000 m, 10'000 m und Halbmarathon. Er hat also Anfang Juni in Rom die Qual der Wahl. Swiss-Athletics-Präsident Christoph Seiler geht zudem davon aus, dass Lobalu auch an den Olympischen Spielen in Paris als Schweizer startberechtigt sein wird.
Seiler hatte sich an vorderster Front für Lobalu eingesetzt. Zuletzt tat er dies als Funktionär von Swiss Athletics mit einem Wiedererwägungsgesuch beim Nationality Review Panel von World Athletics. Der Weltverband hatte vergangenen September zwar den von Swiss Athletics beantragten Nationenwechsel bewilligt, obwohl der Sportler noch nicht Schweizer ist.
Tragische Geschichte
World Athletics, sprach allerdings in Bezug auf das Startrecht an internationalen Meisterschaften wie EM und WM eine dreijährige Wartefrist aus. Dieser Entscheid hatte zur Folge, dass Lobalu die Schweiz erst ab dem 6. April 2026 an kontinentalen und globalen Titelkämpfen hätte vertreten dürfen. Dieser Passus ist nun gefallen.
Lobalus Geschichte ist tragisch und in Sachen Startberechtigungen äusserst komplex. Der Afrikaner kam im Südsudan zur Welt. Im Alter von neun Jahren wurden seine Eltern bei einem Überfall erschossen. Er musste fliehen, wuchs als Flüchtling in Kenia auf, kam dort 2016 in das zwei Jahre zuvor gegründete «Athlete Refugee Team» und setzte sich 2019 bei einem Wettkampf in Genf von dieser Truppe ab. Einerseits weil nicht er, sondern die Leute hinter dem Flüchtlingsteam die Preisgelder kassierten, andererseits weil er sich eine eigene Existenz aufbauen wollte.
Verheissungsvolle Perspektiven
Als vorläufig Aufgenommener integrierte sich der Sportler gut. Er hat nun den B-Ausweis-Status in der Schweiz, und er verdient seinen Lebensunterhalt inzwischen voll und ganz selbst. Lobalu startet für den LC Brühl St. Gallen. Am 30. Juni 2022 gelang ihm mit dem Sieg am Diamond-League-Meeting in Stockholm über 3000 m der internationale Durchbruch.
Als Leichtathlet war er aber zwischen Stuhl und Bank gefallen. Den Schweizer Pass erhält er frühestens 2031, und beim Weltverband klappte es auch nicht mehr, weil er sich aus dem Prestigeprojekt, dem Flüchtlings-Team, abgesetzt hat. All dies scheint nun überstanden zu sein.
hle, sda